Acrylfugen richtig ziehen: In 8 Schritten zur perfekten Acrylfuge
Acrylfugen bieten gegenüber Silikonfugen vor allem den Vorteil, dass Acryl überstreichbar ist. Dazu kommen die leichte Verarbeitung und vielseitige Verwendbarkeit dieses Materials. Acryl kann als Fugendichtmasse, zur Abdichtung von Rissen im Innen- und Außenbereich, als Reparaturspachtel sowie für unterschiedliche Montagearbeiten (z. B. Fenstereinbau, RAL-Montage) verwendet werden.
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Für den Einsatz im Trockenbau und zum Verfugen von Türen und Fenstern kommt meist weißes Acryl zum Einsatz, das dann mit Putz, Mineralfarbe, Dispersion, Lack oder einem anderen Deko- oder Schutzanstrich weiterbeschichtet werden kann. Es gibt aber auch farbiges und transparentes Acryl, mit dem Sie direkt farblich passende Fugen ziehen können. Falls Ihnen die Farbe später nicht mehr gefällt, die Fuge aber noch intakt ist, können Sie auch das eingefärbte oder durchsichtige Acryl ganz nach Wunsch überstreichen.
Acrylfugen ziehen: Diese Fehler sollten Sie vermeiden
Nachteile hat Acryl vor allem bei falscher Anwendung bzw. Verarbeitung. Hier sind einige gängige Fehler bei der Anwendung von Acryl, die Sie vermeiden sollten:
- Acryl im Nassbereich: Wenn Sie in feuchten oder nassen Bereichen, etwa an der Badewanne, Dusche oder Spüle, Acryl statt Silikon verwenden, werden die Fugen wahrscheinlich nicht lange dicht bleiben. Denn anders als Silikon wird Acryl bei Nässe oder erhöhter Feuchtigkeit wasserdurchlässig. Außerdem ist es nicht so abriebfest wie Silikon und daher generell weniger geeignet für Bad- und Küchenfugen, die Sie regelmäßig gründlich reinigen, abbürsten oder scheuern wollen.
- Acryl als Dehnungs- oder Bewegungsfuge: Natürlich können auch Acrylfugen Bauteilbewegungen sowie die temperatur- und feuchtigkeitsbedingte Dehnung und Schrumpfung von Werkstoffen bis zu einem gewissen Grad abfangen und ausgleichen. Gerade im Trockenbau wird die Dehnfähigkeit von Acryl jedoch oft überschätzt. Um Risse zu vermeiden, sollten Sie Acryl eher für schmale Fugen mit konstanter Breite verwenden. Weicht die Fugenbreite an irgendeiner Stelle um mehr als 10 bis 15 Prozent ab (also schon ab 1 mm Abweichung bei einer 1 cm breiten Fuge), ist Acryl mit den dort wirkenden Spannungen in der Regel überfordert. Außerdem sollten Dehnungsfugen möglichst nur an zwei Flächen haften und nicht an drei. Um diese sogenannte Zweiflankenhaftung zu erreichen, können Sie z. B. tiefe Fugen mit einem Fugenfüllband oder Dichtband auslegen. Mehr Infos zu Dehnungsfugen und gute Alternativen zur Acrylfuge finden Sie in unserem Artikel über perfekte Anschlussfugen im Trockenbau.
- Trocknungszeit nicht abgewartet: Leider kursiert ein sehr hartnäckiges Gerücht, das besagt, Acryl könnte (oder müsste sogar) im feuchten bzw. nur leicht angetrockneten Zustand überstrichen werden. Das ist aber ein Irrtum. Zwar ist es grundsätzlich auch möglich, feuchtes Acryl zu überstreichen. Doch die Farbe wird dann unweigerlich Risse bekommen. Beide Materialien – sowohl Acryl als auch Farbe – ziehen sich beim Trocknen leicht zusammen. Dieser Vorgang, der erst nach dem völligen Durchtrocknen abgeschlossen ist, läuft bei der Fuge und der Farbschicht jedoch nicht gleich ab, und die daraus entstehenden Spannungen in und zwischen den Schichten lassen die Farbe meist schon beim Trocknen reißen. Geben Sie der Fuge stattdessen pro Millimeter Acrylstärke einen Tag Trocknungszeit, um beim Überstreichen ein schönes Ergebnis zu erhalten.
Welche Arten von Acryl gibt es?
Fugen- und Dichtmassen auf Acrylharzbasis werden wie Silikon in Kartuschen und Schlauchbeuteln angeboten. Verschiedene Hersteller bieten zahlreiche Produkte für unterschiedliche Verwendungszwecke an, z. B.:
- schnell aushärtender Acryl-Dichtstoff zur Sanierung von Außen- und Innenwänden – dieses Acryl kann besonders zügig verputzt oder überstrichen werden.
- Spezialacryl als Untergrund für Farbanstriche – das Material soll das Risiko von Verfärbungen und Rissen minimieren.
- Besonders witterungs-, temperatur- und UV-beständiges Acryl für Reparatur- und Abdichtungsarbeiten im Außenbereich (z. B. an Fenstern oder der Fassade).
- Strukturacryl für Rauputze, Struktur- und Reibeputze. Dieses Acryl ist mit Zusatzstoffen (etwa Quarzsand) versehen. Darum passt es sich rauen oder strukturierten Oberflächen besonders gut an.
Ist es schwierig, Acrylfugen selber zu ziehen?
Wenn Sie die oben beschriebenen Fehler vermeiden und sich beim Ziehen der Acrylfuge an die Anleitung halten, ist das Verfugen mit Acryl nicht schwierig. Welche Werkzeuge Sie brauchen und wie Sie beim Fugenziehen vorgehen, erklären wir Ihnen im Folgenden Schritt für Schritt.
Acrylfugen ziehen wie die Profis: Diese Werkzeuge und Materialien brauchen Sie
- Acryl
- Kartuschenpresse (Kartuschenpistole) oder Schlauchbeutelpresse, am besten in stabiler Metallausführung
- Sprühflasche
- kleine Schüssel
- Wasser
- Fugenwerkzeug/Fugenglätter: Besonders praktisch ist ein Set kleiner Fugenwerkzeuge aus Kunststoff. Das gibt es für weniger als 10 Euro im Baumarkt oder Internet, und damit können Sie Fugen in verschiedenen Formen ziehen – einfach, schnell, sicher und sauber.
- Zeitungspapier oder Karton als Werkzeugunterlage
- fusselfreier Lappen oder Küchenpapier zum Säubern des Fugenabziehers
- Ggf. Abklebeband/Malerkrepp zum Abkleben der Fugenränder
Zum Entfernen der alten Fugen brauchen Sie außerdem:
- Teppichmesser (Cutter), scharfes Küchenmesser, Fugenkratzer oder Silikonschneider
- Silikonentferner (gibt’s in jedem Baumarkt) oder Wasser und Bürste für Acrylreste
Wenn sich in oder unter der alten Fuge Schimmel angesiedelt hat, schrubben Sie den Untergrund gründlich mit einer Bürste (z. B. alte Zahnbürste) und Seifenlauge. Anschließend desinfizieren Sie die saubere Fuge mit Alkohol. Lesen Sie hierzu auch unseren detaillierten Ratgeber zur Bekämpfung und Vorbeugung von Fugenschimmel.
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In 8 Schritten zur perfekten Acrylfuge
- Schritt: Fuge reinigen
Wenn die Fuge zum ersten Mal verfüllt werden soll, reicht es, wenn sie sauber und trocken ist. Lose Teile entfernen Sie einfach mit Lappen, Bürste oder Staubsauger. Wollen Sie eine alte Fuge erneuern, muss zuerst die alte Dichtmasse entfernt werden. Holen Sie mit der Hand, dem Messer oder Fugenkratzer so viel heraus wie möglich und arbeiten Sie mit Wasser, Seife und ggf. einem Silikonentferner nach. Nach dem Entfernen aller Rückstände reinigen und desinfizieren Sie das Fugenbett wie oben beschrieben.
- Schritt: Ränder abkleben
Das ist ratsam, wenn Sie bisher noch nie eine Fuge gezogen haben. Auch viele Profis kleben ab und schwören auf die Arbeitserleichterung. Allerdings ist es bei dem wasserlöslichen Acryl weit weniger kritisch, wenn mal etwas danebengerät, als bei Silikon, das nur schwer wieder zu entfernen ist. Abkleben ist hier also vor allem Einstellungssache. Sie können die Fugenränder vorher mit Klebeband definieren, um möglichst sauber zu arbeiten. Oder Sie vertrauen auf den Fugenglätter, der Rückstände von den Auflageflächen mit abzieht, und wischen danebengegangene Reste oder Schleier nach dem Trocknen der Fuge mit einem feuchten Lappen weg.
- Schritt: Kartuschenpresse vorbereiten
Schneiden Sie die Spitze der Acrylkartusche ab, so dass eine Öffnung entsteht. Lassen Sie von dem kleinen Kunststoffgewinde genug übrig, denn darauf wird jetzt die beiliegende Spitze aus Plastik geschraubt. Weil die Öffnung der Anschraubspitze für die meisten Fugen viel zu klein ist, müssen Sie sie ebenfalls zurechtschneiden – am besten schräg und in einem Winkel von ca. 45°.
Hinweis: Schneiden Sie die Anschraubspitze lieber weiter oben ab als zu weit unten. Denn wenn das Loch zu groß ist, können Sie das nicht mehr rückgängig machen. Merken Sie aber beim Arbeiten, dass nicht genug Material durchkommt oder der Winkel nicht passt, können Sie jederzeit einen zweiten Schnitt etwas weiter unten machen. Übrigens: Ersatzspitzen für Kartuschen können Sie für wenig Geld mit- oder nachkaufen. - Schritt: Acrylkartusche in die Presse einlegen
Legen Sie zuerst die Kartuschenspitze, dann die gesamte Kartusche in die Kartuschenpresse ein. Betätigen Sie den Handgriff am Ende, um Druck zu erzeugen und Material zur Spitze zu pumpen. Sobald Sie das Acryl an der Öffnung sehen, lösen Sie den Druck mit dem Mechanismus hinten an der Presse. Auch während des Fugenziehens werden Sie diesen Lösemechanismus immer wieder bedienen, um durch Dosieren des Drucks den Materialfluss zu regulieren. Ist die Kartusche einsatzbereit, können Sie mit dem Verfüllen der Fuge beginnen.
- Schritt: Acrylfuge ziehen
Setzen Sie die Presse mit einem Winkel von ca. 45° an, geben Sie mit dem Handhebel Druck und bewegen Sie die Öffnung möglichst gleichmäßig über der Fuge entlang, während Sie diese mit dem Acryl verfüllen. Geht das zu schnell, betätigen Sie den Lösemechanismus, um Druck wegzunehmen. Geht es zu langsam, geben Sie mehr Druck über den Abzugsgriff. Nehmen Sie die Presse nicht weg, wenn zu viel Material herauskommt, sondern machen Sie einfach mit weniger Druck weiter. Bloß keinen Stress und keine Hektik beim Verfugen: Um Unregelmäßigkeiten oder Überstände können Sie sich später noch in aller Ruhe kümmern.
- Schritt: Acrylfuge abziehen
Ziehen Sie die Fuge gleichmäßig mit dem Fugenwerkzeug ab. Das überschüssige Acryl streichen Sie zwischendurch auf Papier oder einen Lappen. Berühren Sie die Fugenmasse nur mit dem Fugenglätter: Die Feinarbeit mit den Fingern kommt danach, und Papier oder Lappen dienen nur zum Säubern des Fugenwerkzeugs.
- Schritt: Acrylfuge mit Wasser glätten
Geben Sie Wasser in eine Schüssel oder in die Sprühflasche. Jetzt sprühen Sie entweder die Acrylfuge leicht mit Wasser ein und fahren dann sachte mit dem Finger darüber, oder Sie tauchen einfach den Finger ins Wasser. Sollte die Fuge schon vorher perfekt (bzw. glatt und schön genug) aussehen, können Sie sich das zusätzliche Glätten auch sparen. Auf keinen Fall sollten Sie jedoch an der Fuge herumdrücken, kneten oder kratzen. Denn damit können Sie nicht nur das Bild ruinieren, sondern auch Wasser ins Acryl einarbeiten, was die Dichtwirkung beeinträchtigt.
- Schritt: Acrylfuge finalisieren
Nach dem Ziehen der Acrylfuge warten Sie die Trocknungszeit ab. Sie wird vom Hersteller auf der Verpackung angegeben. Berühren Sie so lange weder die frische Fuge noch das Klebeband, falls Sie welches verwendet haben. Erst wenn das Acryl vollständig durchgetrocknet ist, darf es verputzt, überstrichen oder belastet werden.
Ist der Dichtstoff komplett ausgehärtet (ein wenig plastisch bleibt Acryl auch nach dem Trocknen), können Sie das Abklebeband entfernen und die Ränder gegebenenfalls noch einmal nachbearbeiten. Dazu können Sie – je nach Lage und Dicke der Rückstände – einen feuchten Lappen, eine Abziehklinge, den Spachtel oder feines Schleifpapier verwenden. Verzichten Sie jedoch aufs Schleifen oder Schmirgeln, wenn die verfugte Fläche dadurch Schaden nehmen könnte.
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