Acryl oder Silikon: Das sind die Unterschiede und Einsatzbereiche
Acryl und Silikon gehören zu den gebräuchlichsten Dichtmassen. Beide werden sowohl von Profis als auch von Heim- und Hobbyhandwerkern verwendet. Es gibt verschiedene Produkte, die für den Innen- oder Außenbereich geeignet oder für besondere Anforderungen optimiert sind.
Das Aussehen und die Konsistenz von Acryl- und Silikondichtmassen sind auf den ersten Blick recht ähnlich, doch zwischen den beiden Stoffen gibt es große Unterschiede. Lesen Sie hier, für welche Einsatzbereiche Silikon besser geeignet ist, wofür Sie lieber Acryl verwenden sollten und wann Sie sich zwischen Acryl und Silikon frei entscheiden können.
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Verwendungszwecke für Silikon und Acryl
Dichtmassen werden zum Füllen und Verschließen von Fugen, Ausbessern von Rissen, Spalten und kleineren Löchern sowie zum Versäubern von Anschlussstellen verwendet. Wegen ihrer Klebkraft können sie auch zum Befestigen von Bauteilen genutzt werden. Da sie jedoch längst nicht so gut kleben wie beispielsweise Montagekleber, funktioniert das nur bei leichten, kleinen und/oder wenig belasteten Teilen, etwa zum Anbringen von Zier- und Fußbodenleisten.
Beim Renovieren und Sanieren werden Acryl- und Silikonmassen vor allem zum Verfugen in Küche und Bad, zum Reparieren von Untergrundmängeln (z. B. Rissen in Putz oder Mauerwerk) sowie zum Abdichten und Kaschieren von Anschlussstellen an Fuß- und Sockelleisten, Arbeitsplatten, Wand- und Bodenfliesen, Fensterbänken, Türrahmen, Kabeldurchführungen, Rollläden und vielem mehr eingesetzt.
Silikon ist wegen seiner Wasserundurchlässigkeit nach wie vor erste Wahl im Küchen- und Sanitärbereich, etwa für Spüle, Kochfeld und Arbeitsplatte, Duschwände, Badewannenfugen und WC. Auch für Acrylwannen und andere Sanitärkunstoffe sollte Silikon verwendet werden; verschiedene Hersteller wie Knauf bieten dafür spezielle Silikondichtmassen an. Für Einsätze im Außenbereich gibt es ebenfalls Spezialsilikone, die besonders wetterfest sind und auch große Hitze, Kälte und UV-Strahlung aushalten. Ein weiterer Vorteil von Silikon ist seine Isolierwirkung gegenüber Elektrizität.
Acryl-Dichtmassen sind besonders geeignet für Anwendungen im Trockenbereich, etwa zum Füllen von Putz- und Mauerrissen, Glätten und Reparieren von Fehlstellen. Es haftet sehr gut auf vielen Untergründen wie Beton, Stein, Glas, Holz, Kunststoff sowie Gipsfaser- und Gipskartonplatten. Anders als Silikon lässt sich Acryl auch problemlos überstreichen oder mit Tapete überkleben.
Unterschiede zwischen Acryl und Silikon
Beide Dichtmassen haben vor der Verarbeitung eine pastöse Konsistenz, wobei Silikon eher an Gummi und Acryl eher an Kitt erinnert. Silikon ist im Vergleich zu Acryl deutlich glänzender und klebriger. Wenn Sie die beiden Stoffe zwischen den Fingern reiben, bildet sich bei Silikon ein hartnäckig haftender Schmierfilm, während sich das Acryl zu kleinen Röllchen und Klümpchen zerreiben lässt und problemlos wieder von der Haut löst. Feuchte Acryldichtmasse ist auch wasserlöslich, wohingegen sich Silikon nur mit Mechanik (z. B. Spachtel, Klinge), viel Spülmittel, Fett oder speziellen Silikonentfernern entfernen lässt.
Sowohl Acryl als auch Silikon bleiben nach dem Aushärten elastisch. Die Elastizität ist jedoch bei dem gummiähnlichen Silikon sehr viel größer als bei Acryl. Folglich kann eine Silikonfuge viel stärker gedehnt werden, bevor sie reißt, weshalb Silikon generell besser für Dehnungsfugen und zum Ausgleich von Bauteilbewegungen (z. B. im Trockenbau) geeignet ist. Wenn Sie eine ausgehärtete Acrylfuge anfassen, fühlt sie sich nahezu hart an – ähnlich wie Gips, Fensterkitt oder feine Spachtelmasse. Ausgehärtetes Silikon ist weicher und gibt wie zäher Gummi immer noch nach, wenn Sie Druck ausüben. Auch der Silikonglanz bleibt nach dem Trocknen weitgehend erhalten, während trockenes Acryl matt und glanzlos ist.
Viele Silikondichtmassen riechen außerdem stark nach Essig. Das ist jedoch kein eindeutiges Erkennungszeichen für dieses Material, sondern lediglich ein Merkmal des günstigen essigvernetzenden Silikons, das Sie für kleines Geld in jedem Baumarkt bekommen. Alternativ können Sie neutralvernetzendes Silikon verwenden, das keinen Essiggeruch hat und zudem nicht so stark zum Schimmeln neigt.
Hier sind die wichtigsten Unterschiede zwischen Acryl und Silikon im Überblick:
Silikon – Eigenschaften | Acryl – Eigenschaften |
---|---|
Nicht wasserlöslich; wasserdicht | Im feuchten Zustand wasserlöslich, im trockenen wasserdurchlässig |
Nicht überstreichbar | Überstreichbar mit Farben und Lacken |
Vergilbt nicht | Kann vergilben |
Extrem dehnbar, bis es auf- oder abreißt | Nur wenig dehnbar; kann reißen, brechen und bröckeln |
Längere Trocknungszeit | Kürzere Trocknungszeit |
Meist höher im Preis | Meist günstiger im Preis |
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Welche Werkzeuge sind zum Verarbeiten von Acryl und Silikon erforderlich?
Sowohl Acryl als auch Silikon werden gebrauchsfertig in Kartuschen und Schlauchbeuteln angeboten. Zum Verarbeiten brauchen Sie eine entsprechende Presse oder Pistole, in die die Kartusche oder der Beutel eingelegt wird. Die Arbeit mit Kartuschen- und Beutelpressen ist grundsätzlich einfach, hat jedoch Ihre Tücken: Um Materialmenge und Materialfluss richtig zu dosieren und notfalls schnell zu stoppen, sind Fingerspitzengefühl und Übung notwendig.
Zudem gibt es bei den Kartuschenpressen erhebliche Unterschiede bei der Kraftübertragung und daher beim notwendigen Kraftaufwand. So brauchen Sie mit den einfachsten und günstigsten Kunststoff- Handdruckpistolen (Skelettpistolen) ohne Zahnstange deutlich mehr Kraft, um das Material herauszupressen, als wenn Sie eine hochwertige Kartuschenpistole aus Metall und mit Zahnstange verwenden. Zudem sind manche Modelle ausschließlich für Kartuschen oder Folienbeutel geeignet, während andere für beides passen und sich je nach Anwendung rasch umrüsten lassen.
Wer es sich beim Verarbeiten von Silikon oder Acryl leichter machen will und/oder sehr viel damit arbeitet, kann eine Akkupresse bzw. -pistole verwenden. Auch Elektropressen zum Anschluss an die Steckdose bzw. inzwischen fast nur noch mit Akku sowie Druckluftpistolen sind erhältlich. Bei elektrisch betriebenen Beutel- und Kartuschenpressen lässt sich der Auspressdruck über einen Schalter oder Drehregler einstellen, was für einen kontrollierten und damit gleichmäßigen Materialauftrag sorgt. Ein weiterer Pluspunkt dieser Werkzeuge ist, dass die Dichtmasse nicht nachlaufen kann, weil die Zahnstange beim Loslassen des Schalters automatisch entlastet wird.
Zum Vergleich: Bei handbetriebenen Geräten müssen Sie, um die Pressmechanik zu entspannen und so den Materialfluss zu stoppen, einen separaten kleinen Hebel betätigen, der in der Regel am hinteren Ende sitzt. Wer kleinere Hände oder wenig Routine mit dem Gerät hat, muss dazu kurz umgreifen und eventuell noch ein wenig am Lösemechanismus herumdrücken und -fummeln – und in dieser halben Sekunde kann das Material unkontrolliert nachlaufen und für kleinere oder größere Sauereien sorgen.
Dieser kleine Ausflug in die Welt der Kartuschenpressen soll vor allem zeigen, dass es nicht nur am Geschick oder der Erfahrung des Nutzers liegt, wenn die Arbeit nicht gut gelingt oder mühselig ist. Viele Heimwerker haben noch nie mit einer wirklich guten Kartuschenpresse gearbeitet. Stattdessen nutzen sie eines der besseren Baumarkt-Modelle und glauben seit Jahren, es sei ihre Schuld oder eine Art böses Schicksal, wenn beim Verfugen die Hände schmerzen oder das Ergebnis zu wünschen übrig lässt. Falls Sie ebenfalls dazugehören: Versuchen Sie es nächstes Mal mit einem besseren Werkzeug! Sie werden überrascht sein, welchen Unterschied das ausmacht. Den kann man auch in harten Zahlen ausdrücken: Die Kraftübertragung der gängigen Baumarktmodelle beträgt üblicherweise 7:1 oder 10:1, die der Profiwerkzeuge z. B. 18:1 oder 25:1. Mit billigen Handdruckpistolen – und selbst mit den höherpreisigen Baumarkt-Kartuschenpistolen – müssen Sie also mehr als doppelt so viel Kraft und Druck aufbringen wie die Fachhandwerker mit ihren geübten Händen und Profiwerkzeugen.
Wie Sie mit Acryl und Silikon richtig verfugen, ist ein Kapitel für sich. Lesen Sie diese ausführlichen Ratgeber, um zu erfahren, wie Sie
Acryl oder Silikon – was passt besser?
Wenn Sie unsicher sind, ob für Ihr Projekt Acryl oder Silikon besser geeignet ist oder sogar beides ginge, prüfen Sie das große Angebot im Fachhandel und lesen Sie die Herstellerangaben der einzelnen Produkte genau durch. Sie können auch einen Fachhandwerker fragen und von dessen Erfahrung profitieren – viele Profis sind gern bereit, Ihnen unverbindlich Rede und Antwort zu stehen. Und falls Sie sich nicht selbst so tief in die Materie einarbeiten, sondern einfach schnell ein einwandfreies Ergebnis sehen wollen, lassen Sie einen Fachbetrieb verfugen. Mit unserem kostenlosen Angebotsservice finden Sie schnell Handwerker in Ihrer Nähe und erfahren ohne Verpflichtungen, welche Preise diese für Silikon- und Acrylarbeiten aufmachen.