Wände mit Kreidefarbe streichen – Tipps und Anregungen für die kreative Wandgestaltung
Kreidefarbe ist eine verhältnismäßig neue Möglichkeit der Wandgestaltung, die erst in den 1990er Jahren von der britischen Künstlerin und Designerin Annie Sloan etabliert wurde. Wie es der Name bereits andeutet, enthält Kreidefarbe Kalkstein oder Gips, die für die einzigartige, samtig-pudrigen Textur des Farbanstrichs verantwortlich sind. Sie sorgen auch dafür, dass Kreidefarbe besonders vielseitig einsetzbar ist, ob als Wandfarbe oder um Holz-, Metall- oder Terrakottaoberflächen farblich zu veredeln.
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Vorteile von Kreidefarbe bei der Wandgestaltung
Kreidefarbe bietet eine Reihe von Vorzügen, die sie von anderen Wandfarben abgrenzen:
- Einfache Anwendung: Für die Verarbeitung von Kreidefarbe ist in der Regel keine Grundierung der Wandfläche erforderlich. Die Farbe haftet bereits nach einmaligem Auftrag auf den meisten Oberflächen sehr gut und bietet eine hohe Deckkraft.
- Außergewöhnliche Optik und Textur: Der Anteil von natürlichen Materialien wie Gips oder Kalkstein verleiht Kreidefarbe eine samtige Textur, die auch auf großen Flächen sehr warm und natürlich wirkt.
- Flexible Anwendungsmöglichkeiten: Kreidefarben haften auf nahezu allen Oberflächen, etwa auf Tapete, Putz, Holz, Metall oder Glas – und eröffnen so vollkommen neue Möglichkeiten der kreativen Wandverkleidung.
- Pflegeleicht und beständig:Wenn Sie eine mit Kreidefarbe gestrichene Wand mit Wachs oder einem speziellen flüssigen Siegel nachbehandeln, schützen Sie Farbe und Textur und erhöhen die Haltbarkeit sowie die Widerstandsfähigkeit des Anstrichs erheblich.
- Umweltfreundlich und wohngesund: Viele in Deutschland erhältliche Kreidefarben kommen ohne flüchtige organische Verbindungen (VOCs) aus und nutzen Wasser als Lösungsmittel. Das macht Kreidefarbe auch zu einer umweltfreundlichen Alternative für Allergiker und andere besonders empfindliche Personen (z. B. kleine Kinder).
- Verbesserung des Raumklimas: Kreidefarbe auf Wasserbasis hat feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften: Sie kann Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und wieder abgeben, was die Gefahr von Schimmel in der Wohnung verringert.
- Ästhetik: Die matte, kreideartige Oberfläche erzeugt einen wohnlichen Vintage-Look und den beliebten Shabby Chic.
Kreidefarbe, Dispersionsfarbe oder Silikatfarbe – Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Jede Wandfarbe besteht aus vier Bestandteilen: Bindemittel, Lösungsmittel, Farbpigmente und Zusatzstoffe. Die Kombination verschiedener Inhaltstoffe ermöglicht es, nahezu jeden Anwendungsfall optimal abgestimmte Farben zu entwickeln. Von besonderer Bedeutung sind die eingesetzten Binde- und Lösemittel, die z. B. dafür sorgen, dass ein Anstrich nach dem Trocknen wasserdicht und abwaschbar ist.
Dispersionsfarbe besteht aus Kunststoffbindemitteln, mit denen die Farbe auf einer Vielzahl von Untergrund-Arten haften und decken kann. Bei Dispersionsfarben für Innenräume wird Wasser als Lösungsmittel genutzt, während Farbe für den Außenbereich ggf. organische Lösungsmittel enthält, die beim Trocknen in die Umgebung ausdünsten. Das kann bei Allergikern und empfindlichen Personen Reizungen der Haut, Atemwege und Schleimhäute zur Folge haben.
Bei Silikatfarbe wird als mineralisches Bindemittel Wasserglas (Kaliumsilikat) eingesetzt, das nach dem Auftragen auf die Wand in einer nicht umkehrbaren chemischen Reaktion verkieselt. Silikatfarbe legt sich also nicht wie Dispersions- oder Kreidefarbe als Farbschicht auf den Untergrund, sondern verbindet sich mit diesem. Silikatfarbe eignet sich ideal für Allergiker, da sie keine allergenen Inhaltsstoffe enthält, insbesondere keine Lösemittel, Konservierungsstoffe und Weichmacher. Zudem sind Anstriche mit Silikatfarbe besonders langlebig und widerstandsfähig, lichtecht und witterungsbeständig, daher setzen viele Hausbesitzer auf Silikatfarbe, um ihre Klinkerfassade zu streichen. In Innenräumen punktet mineralische Silikatfarbe nicht nur bei Allergikern, die diffusionsfähige Wandfarbe kann in geschlossenen Räumen wie Kreidefarbe dazu beitragen, die Luftfeuchtigkeit zu regulieren und so der Entstehung von Schimmel vorzubeugen.
Kreidefarbe verbindet die positiven Eigenschaften von Dispersions- und Silikatfarben: die Farbe hält gut auf unterschiedlichen Oberflächen, lässt sich problemlos mit Wasser verdünnen und ist umweltschonend. Auch Kreidefarbe reguliert das Raumklima, sie entzieht der Umgebungsluft überschüssige Feuchtigkeit und speichert diese, was das Schimmelrisiko verringert.
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Wände gestalten mit Kreidefarben – Schritt für Schritt erklärt
1. Raum vorbereiten
Ob Sie mit Kreidefarben, Silikat- oder Dispersionsfarbe arbeiten, in jedem Fall müssen Sie die Wände und am besten den gesamten Raum freiräumen, damit Sie jede Stelle problemlos erreichen können. Schieben Sie Möbel und andere Einrichtungsgegenstände einfach in die Mitte des Raumes, wenn Sie sie nicht woanders unterbringen können, und bedecken Sie sie mit Abdeckplane oder Malervlies.
2. Wände vorbereiten
Reinigen Sie die Wände mit warmem Wasser und etwas Schmierseife sowie einem weichen Schwamm gründlich. Wechseln Sie ggf. das Wasser mehrmals und lassen Sie die Wände anschließend gut trocknen, bevor Sie weitermachen.
3. Wände grundieren
Auch wenn Kreidefarbe auf vielen verschiedenen Untergründen auch ohne Grundierung problemlos haftet, sollten Sie genau abwägen, ob Sie auf die Vorbereitung der Wand wirklich verzichten wollen. Denn die Grundierung sorgt für eine bessere Haftung der Farbe und gleicht Unregelmäßigkeiten auf der Wand aus – was sich auch nach dem Trocknen der Kreidefarbe in Form einer besonders gleichmäßigen Textur zeigt.
Achten Sie bei der Auswahl der Grundierung darauf, dass diese ebenfalls möglichst umweltverträglich und frei von (oder zumindest arm an) Allergenen und Schadstoffen ist. Bringen Sie die Grundierung mit Rolle und Pinsel vollflächig auf die Wand und warten Sie die vom Hersteller angegebene Trocknungszeit ab, bevor Sie mit dem Auftragen der Kreidefarbe beginnen.
4. Kreidefarbe auftragen
Wenn die Grundierung komplett durchgetrocknet ist, können Sie die Kreidefarbe auftragen. Auch hier können Sie wieder auf Pinsel (für Ecken, Winkel und Laibungen) und Malerrolle setzen, um die Farbe zügig und gleichmäßig auf der Wand zu verteilen.
Verwenden Sie eine Farbe mit einem Kreideanteil von mindestens 20 Prozent (Eggshell) und verdünnen Sie die Farbe nach Ihren Wünschen mit Wasser. Für ein optimales Ergebnis streichen Sie jeweils nur kleine Flächen von ca. 1 m², um stets einen gleichmäßigen Farbauftrag zu gewährleisten. Lassen Sie jede Schicht Kreidefarbe vollständig durchtrocknen, bevor Sie ggf. eine weitere Farbschicht auftragen.
5. Kreidefarbe versiegeln
Je nach Untergrund und gewähltem Farbton kann die Wand bereits nach einmaligem Anstrich mit Kreidefarbe Ihren Wünschen vollkommen entsprechen. Ist das nicht der Fall, streichen Sie die durchgetrocknete Wand ein zweites Mal und prüfen dann erneut. Ist auch der zweite Anstrich komplett getrocknet, sollten Sie zum Abschluss die Kreidefarbe auf der Wand versiegeln. Hierfür können Sie entweder eine flüssige Versiegelung oder klares Wachs mit Pinsel oder Rolle aufbringen, beides erhalten Sie im Baumarkt.
Das gilt auch für die Versiegelung, die bei Möbelfarben unter der Bezeichnung „Topcoat“ angeboten wird und sich nicht zur Versiegelung von Kreidewandfarbe eignet. Für diese brauchen Sie einen „Sealer“, der die ventilierenden Eigenschaften von Kreidefarbe nicht beeinträchtigt und die diffusionsoffene Oberfläche bewahrt.
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