Die Handwerkerkosten verstehen!
Ein Handwerksgeselle verdient keine 60 Euro pro Stunde – auch wenn sein Betrieb das den Kunden in Rechnung stellt. Ein Überblick, welche Posten so ein Stundensatz enthält.
Mit Handwerkern muss man zwangsläufig über Geld reden. Denn für ihre (hoffentlich) gute Arbeit verlangen sie am Ende auch gutes Geld: Wenn die Leistung nach der Arbeitszeit berechnet wird, taucht in der Rechnung häufig ein sogenannter Stundenverrechnungssatz von mindestens 50 Euro netto und von über 60 Euro brutto auf.

Kann das sein? Verdient ein Handwerksgeselle wirklich so viel in der Stunde?
Mitnichten! Der Preis für eine Handwerkerstunde setzt sich aus mindestens fünf Komponenten zusammen, von dem der Stundenlohn eines Gesellen nur etwas mehr als ein Viertel ausmacht. Folgende Beispielrechnung bringt es auf den Punkt.
Der Stundensatz auf der Rechnung (vom Kunden zu zahlen) |
76,58 € | |
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Minus Mehrwertsteuer | 12,23 € | |
Minus Gemeinkosten | 20,59 € | Unternehmerlohn, Miete, Kfz, Verwaltung, Abschreibung, Versicherungen, Werbung |
Minus Sozialabgaben | 14,45 € | Sozialversicherung, Urlaub, Fehltage, Genossenschaft |
Minus Freiwillige Sozialaufwändungen | 4,23 € | Fahrgeld, Essenszuschuss, etc. |
Minus Unternehmerrisiko und -gewinn | 3,58 € | |
Brutto-Stundenlohn eines Gesellen | 21,50 € |
Quelle: Deutsche Handwerks-Zeitung (DHZ) 2023
Ein Stundenverrechnungssatz von 76 Euro brutto sagt also noch nichts über den Arbeitslohn des Handwerkers oder über den Profit seines Betriebs. Der relativ hohe Anteil der Lohnnebenkosten enthält beispielsweise auch ein 13. Monatsgehalt, sofern das gezahlt wird, oder die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. Die betrieblichen Nebenkosten, die etwa das Fahrzeug, Werkstattmiete und Löhne für Bürokräfte umfassen, werden auch als Gemeinkosten bezeichnet.
Detailierte Berechnung
Viele Kunden stöhnen darüber, was sie für einen Handwerker ausgeben müssen und beneiden ihn womöglich insgeheim um einen königlichen Lohn. Was viele aber nicht wissen: Mit einem Stundensatz von mehr als 60 Euro brutto decken Handwerksbetriebe oft gerade einmal ihre Kosten. Und ein Stundensatz ist natürlich kein Stundenlohn. Der macht unter dem Strich häufig nur ein Drittel aus.
Die Handwerkskammern versuchen jetzt, in der Öffentlichkeit Verständnis für die vermeintlich teuren Handwerker zu wecken – durch Transparenz. Nur so sei es möglich, Kunden die Personalintensität des Handwerksbetriebs aufzuklären und zugleich deutlich zu machen, dass der Verrechnungssatz weder ein übersteigerter Gewinn oder einfache Willkür ist. Sondern sich im Gegenteil an den betriebswirtschaftlichen Kosten orientiert.
Die Deutsche Handwerks-Zeitung zerlegt eine fiktive Handwerkerstunde in Höhe von 76,58 Euro brutto in die neun Komponenten, aus denen sich dieser Preis zusammensetzt. Basis für die Modellrechnung liefert ein durchschnittlicher Metallbaubetrieb mit fünf Mitarbeitern im Raum Rhein-Neckar. Doch in diesen Größenordnungen werden Handwerker landauf landab kalkulieren.
Überraschen dürfte viele Auftraggeber dass rund ein Fünftel des Brutto-Stundensatzes in die „betrieblichen Gemeinkosten“ des Handwerksbetriebs gehen. Denn der hat ja zumeist noch andere Mitarbeiter als nur den „sichtbaren“ Gesellen – und er muss ja beispielsweise auch eine Werkstatt, ein Lager unterhalten und Fahrzeuge unterhalten. Und Vater Staat verdient auch ordentlich mit: Die Mehrwertsteuer ist der drittgrößte Posten der Modellrechnung.
Was der Stundensatz des Handwerkers enthält | ||
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Kostenfaktor | Kosten je Posten | Darin enthalten |
Brutto-Stundenlohn für einen Gesellen | 21,50 Euro | |
Tarifliche Sozialaufwendungen | 7,12 Euro | Urlaubsgeld, Sonderzahlungen (13. Monatsgehalt), Gratifikationen, Tarifliche Ausfalltage, Betriebliche Altersvorsorge, Vermögensbildung |
Gesetzliche Sozialaufwendungen | 7,32 Euro | Arbeitgeber-Anteil zu den Sozialversicherungen, Beitrag zur Umlage am Insolvenzgeld, Beitrag für die Berufsgenossenschaft, Mutterschaftsgeld, gesetzliche Feiertage, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall |
Betriebliche Gemeinkosten | 14,03 Euro | Gehälter für Büromitarbeiter, Raumkosten, Heizung, Strom, Wasser, Gas, betriebliche Steuern, Kfz-Kosten, Gebäude- und Maschineninstandhaltung, betriebliche Versicherungen, Werbung, Reisekosten, Zinsen für Kredite |
Kalkulatorische Gemeinkosten | 6,56 Euro | Unternehmerlohn, Verzinsung des Eigenkapitals, kalkulatorische Abschreibung, kalkulatorische Miete |
Sonstige freiwillige Sozialaufwendungen | 4,23 Euro | Fahrgeld, Essenszuschuss, Beiträge zur Altersvorsorge, Familienbeihilfen |
Zuschlag für Unternehmerrisiko und -gewinn | 3,59 Euro | |
Zwischensumme | 64,35 Euro | |
Mehrwertsteuer (19%) | 12,23 Euro | |
Kosten pro Handwerkerstunde | 76,58 Euro | Stundensatz, den der Kunden bezahlen muss |
Quelle: Deutsche Handwerks-Zeitung (DHZ), 2023
Die tatsächlichen Preise variieren aber je nach Gewerk, der Qualifikation der Mitarbeiter und nicht zuletzt dem Standort des Betriebs. So muss man in Boom-Regionen mehr ausgeben als auf dem flachen Land und für Kundendienst mehr als für Montage.
Nicht nur auf den Stundensatz schauen!
Handwerksrechnungen setzen sich aus den Kosten für Material und Anfahrt sowie dem Stundenverrechnungssatz zusammen. Kleine Betriebe haben oft niedrigere Stundenpreise, berechnen aber mehr für das Material, weil sie nicht so günstig einkaufen können wie größere. Darum sollte man sich von verschiedenen Betrieben Kostenvoranschläge geben lassen und die Gesamtpakete vergleichen. Wenn es sich um kleinere Reparaturaufträge handelt, sind die Abrechnungsmodalitäten besonders wichtig: Denn manche Betriebe rechnen jede angefangene Viertelstunde ab, andere die ganze Stunde.

Einige Gewerke berechnen ihre Leistungen nicht nach Zeit, sondern nach der anfallenden Arbeit. Maler berechnen häufig nach den Quadratmetern, die zu streichen oder zu tapezieren sind. Dabei unterscheiden sie nach Vorarbeiten wie Abdecken, dem Streichen und abschließenden Arbeiten. Auch Maurer, Dachdecker und Fliesenleger berechnen in der Regel die geleistete Arbeit. Dagegen rechnen Schreiner, Installateure und Elektriker üblicherweise nach Stunden ab.

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Die Stundensätze der Handwerker
- Maler
Die Malerstunde kostet in der Regel günstige 35 bis 45 Euro. Das ist auf den relativ niedrigen Tariflohn und die vergleichsweise geringen Kosten für Werkzeuge zu suchen sowie einem geringen Raumbedarf. - Schreiner
Beim Schreiner schlagen pro Stunde 35 bis 50 Euro zu Buche. Die breite Spanne erklärt sich aus der unterschiedlichen Ausstattung der Betriebe. Je nach Spezialisierung benötigen Schreiner eine teure Werkstatt und oft viel Platz. - Maurer
Beim Maurer führt ein etwas höherer Tariflohn zu Stundensätzen von 40 bis 55 Euro. Höhere Preise kalkulieren die Betriebe außerdem, weil die Arbeit witterungsbedingt im Winter oft für längere Zeit ruht, aber dennoch Löhne zu zahlen sind. - Elektriker
Obwohl Elektrikergesellen unterdurchschnittliche Tariflöhne erhalten, berechnet die Branche pro Stunde 45 bis 60 Euro hoch. Dies liegt daran, dass viele Arbeiten einen Meister erfordern. - Gas- und Wasserinstallateure, Heizungsbauer
Bei diesen Gewerken sind die Stundensätze mit 45 bis 65 Euro ebenfalls hoch. Die Mitarbeiter werden wegen hoher Qualifikation und häufiger Arbeit beim Kunden in Eigenverantwortung überdurchschnittlich bezahlt. - Dachdecker
Eine Dachdeckerstunde ist besonders teuer, nämlich zwischen 50 und 65 Euro. Hier machen sich neben hohen Löhnen die teuren Werkzeuge und ein umfangreiches Lager bemerkbar. Ins Geld geht auch die in dieser Branche nötige Sicherheitsausrüstung.
Alle hier genannten Zahlen dienen nur der Orientierung. Die tatsächlichen Kosten unterscheiden sich nach Bundesland – oder auch zwischen Stadt und Land. Schließlich spielt auch die Konjunktur eine Rolle: Handwerksleistungen rund ums Bauen sind wegen des Immobilienbooms in den letzten Jahren überdurchschnittlich teurer geworden.


Kostenvoranschlag und Angebot: Ein Vergleich
Kostenvoranschlag nicht mit Angebot verwechseln! Wer renoviert oder erweitert, braucht gute Handwerker. Vorher muss man sich über den Preis einigen.… weiterlesen