Holzwerkstoffplatten sind aus modernen Bau- und Renovierungsprojekten kaum wegzudenken. Produkte wie Spanplatten, MDF, HDF, OSB und Sperrholz sind äußerst beliebt und weit verbreitet. Doch sie können auch Probleme mit sich bringen: Diese Materialien enthalten häufig Schadstoffe, die Raumluft und Gesundheit negativ beeinträchtigen können. In vielen Plattenwerkstoffen sind Formaldehydharze und VOC (flüchtige organische Verbindungen) enthalten, die in die Raumluft ausdünsten und zu Augen- und Atemwegsreizungen führen können. Langfristig sind echte Gesundheitsprobleme zu befürchten.
Mittlerweile gibt es jedoch eine Vielzahl emissions- und schadstoffarmer Produkte zur Verfügung, die mit natürlichen Klebstoffen und Bindemitteln auskommen. Ein Hinweis darauf geben Zertifizierungen wie der EMICODE.
Einsatzbereich von Holzwerkstoffplatten
Holzwerkstoffplatten kommen im Innen- und Außenbereich für viele verschiedene Einbauten zur Anwendung. Die breite Palette sowie die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten machen den Baustoff ebenso beliebt wie deren Nachhaltigkeit durch die Einsparung wertvoller Ressourcen und die Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu Massivholzplatten. Einsetzbar sind Spanplatten, OSB und Co unter anderem:
- im Möbelbau zur Herstellung von Schränken Regalen und Tischen (Spanplatten, HDF, MDF)
- für Fußböden, Decken- und Wandverkleidungen (MDF, OSB, Sperrholz)
- für Innentüren (MDF, Spanplatten)
- zur Herstellung von Trennwänden (Leichtbauplatten, OSB, Sperrholz)
- als Fassadenverkleidung (Leichtbauplatten, OSB, Sperrholz)
- für Dachkonstruktionen und Verschalungen (Leichtbauplatten, OSB)
- für Außenwände in Leichtbauweise (OSB)
- als Schalung für Betonarbeiten (beschichtetes Sperrholz)
Spanplatte (Particle Board)
Spanplatten bestehen aus Holzabfällen aus der Massivholzproduktion. In den meisten Anwendungen erhalten die Platten eine Beschichtung in Form eines Furniers, lediglich für den Einsatz als Bauplatte wird darauf verzichtet. Die Zusammensetzung des Holzanteils variiert je nach Hersteller, verwendet werden Restholz aus der Fertigung, Waldindustrieholz, recycelte Spanplatten, Gebrauchtholz, vorwiegend Nadelholz. Für eine bessere Feuchtebeständigkeit ist dem Materialgemisch 1 bis 2 % Paraffin zugesetzt.
Die Holzspäne werden durch Klebstoff zusammengehalten, diese beinhalten gegebenenfalls Schadstoffe wie Formaldehyd oder VOC. Der Klebstoffanteil liegt bei 10 bis 12 %. In klassischen Spanplatten wird Harnstoff-Formaldehyd eingesetzt, bei geforderter Feuchtebeständigkeit werden Melamin- oder Resorcin-Formaldehyd verwendet.
Mitteldichte Faserplatte (MDF)
Mitteldichte Holzfaserpatten – kurz MDF – bestehen ebenso wie die Spanplatte aus Holzfasern, die verpresst und mit Klebstoff gebunden werden. Bei diesem Baustoff sind die Fasern jedoch deutlich feiner, es kommen nur einheimische Hölzer zur Anwendung, Alt- und Resthölzer werden bei MDF nicht verwendet. Auch hier liegt die Schadstoffbelastung im Klebstoff, der einen Anteil von 8 bis 10 % ausmacht. Durch die Vorteile bei der Bearbeitung ersetzt die MDF-Platte heute in vielen Bereichen die klassische Spanplatte.
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Faserplatten im Nassverfahren: HFM und HFH
Während MDF- und HDF-Platten im Trockenverfahren hergestellt werden, bei dem eine Bindung nur durch den Zusatz von Klebstoff erzielt wird, gibt es Platten, die im Nassverfahren hergestellt werden. Hier erfolgt die Bindung durch die Verfilzung der Fasern untereinander und durch holzeigene Bindemittel. Der Anteil von Klebstoff geht bei dieser Herstellungsvariante gegen Null – und damit auch die Schadstoffbelastung durch Inhaltsstoffe aus dem Kleber.
Sperrholz (Plywood)
Sperrholz besteht aus mindestens drei untereinander verleimten dünnen Holzschichten und wird im Furnierverfahren produziert. Dazu werden dünne Holzblätter mit einer Stärke von 0,05 bis 8 mm mit Leim beschichtet und unter Einwirkung von Wärme miteinander verpresst . Für eine hohe (Zug-)Festigkeit werden die Schichten und damit auch die Richtung der Fasern jeweils um 90 Grad gegeneinander verdreht.
Als Klebstoff kommen je nach gewünschter Beständigkeit gegen Feuchte Phenol (PF)- oder Melamin (MF)-Harze zur Anwendung. Diese wiederum dünsten laufend Formaldehyd aus, das die Raumluft belastet und die Gesundheit der Bewohner gefährdet.
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Grobspanplatte (Oriented Strand Board, OSB)
OSB-Platten bestehen aus schlanken Spänen, den sogenannten Strands. Diese zeigen alle in eine Richtung, was der Plattenoberfläche ihre charakteristische Optik verleiht. Zur Herstellung werden Stämme (in Europa in der Regel Nadelhölzer) entrindet und mit einem Messerringzerspaner zu den langen Spänen verkleinert. Nach Trocknung und Sortierung werden in einem speziellen Verfahren die Platten unter Zugabe von Klebstoff verpresst.
Als Bindemittel für die gerichteten Späne werden bei OSB-Platten verschiedene Klebstoffe verwendet. Dies sind zum einen Melamin- oder Resorcin/ Formaldehyd. Diese Substanzen dünsten Formaldehyd aus, allerdings in geringerem Maß als das bei anderen Produkten verwendete Harnstoff-Formaldehyd. Teilweise kommt in Abhängigkeit vom Hersteller für hochwertige Platten (OSB/3 und OSB/4) formaldehydfreier PMDI-Klebstoff (Polymeres Diphenylmethandiisocyanat) zum Einsatz. Da für die Herstellung von OSB-Platten vorwiegende Nadelholz eingesetzt wird, kommt es zu einer erhöhten Belastung mit Terpenen, die zu Reizungen führen kann, weiterhin führen beim Herstellungsprozess freiwerdende Aldehyde wie Hexanal zu einer erhöhten, häufig als unangenehm empfundenen, Geruchsbelastung.
Leichtbauplatte (Lightweight Board)
Leichtbauplatten aus Holz sind geschichtete Platten, die aus leichten Hölzern wie Pappel oder Bals gefertigt sind. Die Mittellage kann außerdem aus Pappe, Hanf, Kunststoff oder Polyurethan bestehen. Auch hier stecken die Schadstoffe im häufig formaldehydhaltigen Klebstoff, anderen Bindemittel sind Dispersions– oder Polyurethankleber, die im ausgehärteten Zustand keine, bzw. sehr geringe Schadstoffemissionen ausdünsten.
So verringern Sie die Schadstoffbelastung in Ihren Räumen
Wer gesund und unbelastet wohnen möchte, hat heute viele Möglichkeiten auf schadstoffarme oder sogar emissionsfreie Bauprodukte zurückzugreifen. Anhaltspunkte bieten die Herstellerhinweise sowie Zertifizierungen durch den EMICODE sowie verschieden Öko-Label für umweltfreundliche Bauprodukte. Wann immer es möglich ist, sollten Holzwerkstoffe zum Einsatz kommen, die mit natürlichen Bindemitteln oder formaldehydfreien Klebern hergestellt werden.
Beim Einbau selbst und auch in den ersten Wochen danach sollte eine gute Belüftung der Räume sichergestellt sein, um die Konzentration durch eventuell vorhandene Emissionen in der Luft zu verringern.
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