PCB (polychlorierte Biphenyle) wurde von den 1950er bis in die frühen 1980er Jahre in vielen Bereichen verwendet, unter anderem auch als Weichmacher in Dichtungsmassen und Lacken und als Flammschutzmittel in Isolierstoffen. Seit 1989 ist der Stoff verboten und das aus gutem Grund: PCB gilt als erbgutschädigend und krebserregend. In Altbauten finden sich häufig noch Reste von PCB-haltigen Baustoffen, das unter bestimmten Voraussetzungen freigesetzt wird und zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen führen kann. Eine Sanierung ist in diesem Fall zu empfehlen, aufgrund der Gefährlichkeit des Stoffes ist dies eine Sache für den Fachmann.
Was ist PCB und wofür wurde es eingesetzt?
PCB ist eine organische Chlorverbindung, deren Risiken bereits früh erkannt wurden. Seit 1989 darf PCB nicht mehr eingesetzt werden, im Jahr 2001 wurde die Substanz als eine aus der Reihe des „dreckigen Dutzends“ durch die Stockholm-Konvention (POP-Konvention) weltweit verboten. Polychlorierte Biphenyle kamen in ganz unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz:
- Kühl- und Isolierflüssigkeit für Transformatoren und elektrischen Kondensatoren
- Hydraulikflüssigkeit in hydraulischen Anlagen
- Weichmacher in Dichtungsmassen, Isoliermitteln, Klebstoffen, Kunststoffen und Lacken
- Flammschutzmittel für Gewebe, Holz und Papier
Gerade im Baubereich wurde PCB in der Regel für „offene Anwendungen“ eingesetzt. Das bedeutet, dass ein direkter Kontakt mit der Innenraumluft vorhanden und die Substanz direkt zugänglich ist. Den Großteil der Anwendungen in Baustoffen decken Fugen- und Dichtungsmassen ab, zum Beispiel in:
- Gebäudetrennfugen
- Bewegungsfugen
- Anschlussfugen von Fenstern und Türen
- Glasanschlussfugen
In Dichtmassen fungiert PCB als Weichmacher mit einem Chlorgehalt von 30 bis 60 Gew.-%. Handelsnamen der Weichmacher waren zum Beispiel Arodor, Clophen oder Fenchlor.
Weiterhin können polychlorierte Biphenyle in Anstrich- und Klebstoffen, in Deckenplatten oder in Kabelummantelungen enthalten sein. Die VDI 4300 nennt noch weitere Primärquellen, darunter defekte Kondensatoren in Leuchten, defekte Transformatoren, Schalöl im Betonbau sowie generell Staubeintrag von Emittenten und Altlasten.
PCB in der Raumluft
Die Wahrscheinlichkeit, durch PCB im Gebäude gesundheitliche Schäden davonzutragen, steigt mit dessen Konzentration in der Raumluft sowie mit Nutzungsart und Aufenthaltsdauer. Wer im Wohnbereich dauerhaft konfrontiert ist, geht als größere Risiken ein als der Besucher eines öffentlichen Gebäudes mit PCB-Belastung in der Luft.
Die VDI 4300 nennt neben den bereits genannten Emittenten noch weitere Primärquellen, darunter defekte Kondensatoren in Leuchten, defekte Transformatoren, Schalöl im Betonbau und Altlasten.
Daneben sind auch sogenannte Sekundärquellen relevant. Dabei handelt es sich um Bauteile oder Gegenstände, die PCB über einen längeren Zeitraum aus der Innenraumluft aufgenommen haben. Das können Wände und Decken sowie Möbel, Teppichböden oder Gardinen sein. Das PCB hat sich im Laufe der Zeit an der Oberfläche abgelagert und wird nach und nach wieder an die Luft zurückgegeben. Werden also lediglich die Primärquellen entfernt, kann die Raumluftkonzentration dennoch dauerhaft hochbleiben.
Gesundheitliche Auswirkungen bei PCB-Kontakt
Erste Hinweise auf eine Belastung der Raumluft oder dauerhaften Kontakts mit PCB sind Appetitlosigkeit, Augenreizungen, Übelkeit oder Gelenk- und Muskelschmerzen. Bei direktem Hautkontakt kann es zu Hauterkrankungen wie der sogenannten Chlorakne kommen. Wer der Substanz langfristig ausgesetzt ist, kann unter Leberschädigungen leiden. PCB gilt als erbgutschädigend, beeinträchtigt die Fortpflanzungsfähigkeit und gilt als krebserregend.
PCB-Sanierung: eine Sache für den Profi
Steht der Verdacht einer Kontamination mit PCB im Raum oder ist dieser bereits durch Probenentnahme und Messungen bestätigt, gilt es im ersten Schritt mögliche PCB-Quellen zu identifizieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese in einem Gebäude vorhanden sind, ist vor allem dann hoch, wenn dieses zwischen 1950 und 1980 gebaut, bzw. saniert wurde. Hinsichtlich des Bau- und Sanierungsalters geben folgende Regeln entscheidende Hinweise:
- Seit Inkrafttreten der PCB-Richtlinie im Jahr 1978 sind offene Anwendungen nicht mehr zulässig
- Seit 1981 darf PCB nicht mehr in Leuchten und Kondensatoren eingesetzt werden.
- Seit 1983 ist die Herstellung von PCB verboten.
- Seit 1989 gilt ein generelles Verbot (PCB-Verbotsverordnung)
Um den Verdacht der PCB-Belastung zu erhärten, bzw. auszuschließen, kommen drei Methoden zur Anwendung: Probenentnahme und Analyse potentiell gefährlicher Baustoffe und Materialien, Raumluftmessung, Erstellung eines Schadstoffkatasters zur Ermittlung der Belastungssituation im Gebäude.
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Um die PCB-Konzentration in der Luft dauerhaft zu senken, ist eine Entfernung der Emissionsquellen die erste Maßnahme. Aufgrund der Giftigkeit des Stoffes muss auch beim Abriss auf die Gesundheit geachtet werden. So erfolgt die Entfernung von Dichtungsmassen staubarm, das Material wie auch entstehende Stäube müssen gesammelt werden, die Arbeiten sollten mit Schutzkleidung erfolgen, um den Kontakt zu den Materialien möglichst zu vermeiden, bzw. so gering wie möglich zu halten. Gleichermaßen wird mit den Sekundärquellen verfahren. Ist die Sanierung inklusive Reinigung abgeschlossen, sollt der Erfolg durch weitere Messungen belegt werden.
Da für eine gefahrlose Entfernung der Emittenten bestimmte Verfahren zum Einsatz kommen müssen und besondere Anforderung an die Entsorgung PCB-haltiger Materialien bestehen, ist die PCB-Sanierung eine Sache für den Fachmann.
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