Gift im Holz: DDT, Lindan und PCP

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Gebäude, die in den 1960er bis 1980er Jahren errichtet wurden, sind oft schwer mit verschiedenen Wohngiften belastet. Eine Gruppe der belastenden Substanzen betrifft den Holzschutz. DDT, Lindan und PCP sollten als chemische Holzschutzmittel Holz in Innenräumen vor Fäulnis, Insekten und Pilzen schützen. Vor allem Gebäude in der ehemaligen DDR sind kontaminiert, da hochwertiges Bauholz häufig knapp war. Aber auch in anderen Regionen Deutschlands wurden Holzschutzmittel im Innenbereich eingesetzt und vergiften noch heute die Raumluft.

Imprägnierung von Holzbrettern © plysuikvv, adobestock.com
Holzschutzmittel schützen vor Insektizidbefall und Fäulnis, können jedoch auch schwer gesundheitliche Schäden hervorrufen. Dies gilt vor allem für die früher häufig eingesetzten Substanzen DDT; Lindan und PCP © plysuikvv, adobestock.com

Die wichtigsten Inhaltsstoffe in chemischen Holzschutzmitteln

Zum Glück sind als gesundheitsschädigend klassifizierte Holzschutzmittel heute komplett vom Markt genommen. In alten, unsanierten Gebäuden sind sie jedoch trotzdem noch zu finden. Drei Mittel wurden dabei besonders häufig eingesetzt und fanden sich vor anderem unter den Namen Xyladekor oder Xylamon wieder.

Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT)

Die insektizide Wirkung von DDT wurde im Jahr 1939 von einem Schweizer Arzt entdeckt, der hierfür sogar einen Nobelpreis erhielt. Es wurde als Wundermittel gefeiert und anfangs beim Militär als Mittel gegen Parasiten aller Art eingesetzt. Später drang DDT auch in die Landwirtschaft als wirksamer Schädlingsbekämpfer vor und wurde ab den 1960er Jahren zum Schutz gegen Motten und Insekten im Haus per Sprühdose eingesetzt.

In Holzschutzmitteln wurde DDT insbesondere zum Schutz von Dachstühlen und Fachwerken genutzt, ebenso wurden Fensterrahmen oder Holzpaneele damit behandelt. Im Westen war die Verwendung von DDT bis 1972, im Osten Deutschlands bis 1989 erlaubt.

Lindan (HCH)

Ebenso wie DDT ist Lindan ein chlororganisches Biozid, das in den 1970er bis 1980er Jahren häufig in Kombination mit PCP in Holzschutzmitteln eingesetzt wurde. Lindan kam außerdem zur Bekämpfung von Kopfläusen sowie als Insektizid in der Landwirtschaft zur Anwendung. Am 01.09.2006 wurde Lindan aufgrund seiner nachgewiesenen toxischen Wirkungen komplett vom Markt genommen.

In Gebäuden bis Ende der 1980er findet sich Lindan – insbesondere in Gebäuden in der ehemaligen DDR – in allen Holzkonstruktionen im Innenbereich sowie in den Dachbalken. Im Westen Deutschlands war Lindan von 1971 bis 1997 uneingeschränkt zugelassen.

Chemische Strukturformel von PCP © Zerbor, stock.adobe.com
PCP ist heute in der gesamten EU verboten © Zerbor, stock.adobe.com

Pentachlorphenol (PCP)

Das chlororganische Pentachlorphenol (PCP) ist seit 1989 in Deutschland verboten, seit dem Jahr 2000 ist die Herstellung in der EU komplett eingestellt. Als Holzschutz im Innenbereich war PCP bis 1986 verboten. Aufgrund seiner starken bakteriziden und fungiziden Wirkung kam die Substanz für die Holzimprägnierung, im Holz- und Bautenschutz und zur Schnittholzbehandlung zur Anwendung. Auch Textilien und Leder wurden mit PCP behandelt.

PCP wurde in Holzschutzmitteln häufig in Kombination mit Lindan verwendet, ein weiteres gesundheitliches Risikopotenzial bilden Verunreinigungen mit Dioxinen und Furanen. Im Zusammenhang mit PCP ist weiterhin dessen Abbauprodukt Chloranisol bemerkenswert. Chloranisol ist generell gesundheitlich unbedenklich, verursacht jedoch einen muffigen und hartnäckigen Geruch, der charakteristisch für alte Fertighäuser ist und an Schimmelgeruch erinnert.

Gesundheitliche Folgen von giftigen Holzschutzmitteln

Die giftigen Holzschutzmittel können je ach Konzentration, Art und Dauer der Einwirkung, Wechselwirkungen mit anderen Substanzen und individuellen Aspekten wie Einsatzmenge, Zeitpunkt der Anwendung und Lüftungsverhältnissen starke gesundheitliche Auswirkungen haben. Häufig zeigen sich erste Symptome erst nach jahrelanger Belastung. Das Spektrum reicht von Hauterkrankungen über Leberstörungen bis hin zu einer Schwächung des Immunsystems. Auch Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen oder Schlafstörungen können die Folge der Kontamination sein. PCP und Lindan gelten weiterhin als krebserregend, PCP steht außerdem im Verdacht das Erbgut zu schädigen und die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen.

Da es sich hierbei um schwerflüchtige organische Substanzen (SVOC) handelt, befinden sich noch nach Jahrzehnten nachweisbare Rückstände im Holz, die ausgasen und sich in der Raumluft und im Hausstaub ablagern.

alter schmutziger Dachboden mit Möbeln © jörn buchheim, adobestock.com
Häufig sind die Holzteile in alten Dachböden betroffen. Ein kompletter Austausch der Bauteile ist die sicherste Variante, um die kontaminierten Bereiche zu entfernen – aber auch die aufwendigste und teuerste © jörn buchheim, adobestock.com

DDT, Lindan und PCP: Hinweise erkennen und richtig deuten

Wenn in einem Gebäude giftige Holzschutzmittel eingesetzt wurden, lässt sich das häufig an einem charakteristischen Geruch erkennen, wie zum Beispiel dem typisch muffigen Geruch von Chloranisol. Auch ein stechender Geruch kann wichtige Hinweise liefern, allerdings ist dieser in gut belüfteten Bereichen wie zum Beispiel im Dachstuhl eher selten zu bemerken. Optisch weisen feinkrümelige gelblich-weiße Ablagerungen auf Gift im Holz hin.

Die sicherste Variante ist eine Laboruntersuchung. Erst die Auswertung von Material-, Raumluft- und Staubproben gibt Klarheit über das Ausmaß der Kontaminierung. Baubiologen, Schadstoffsachverständige und Baugutachter sind auf diese Leistungen spezialisiert und verfügen über die entsprechenden Methoden zu Probenentnahme und Messung. Der Schadstofftest kostet ca. ab 1.000 Euro je nach Umfang und Aufwand. Gerade beim Kauf einer Immobilie ist es wichtig, sich rechtlich abzusichern und die Beprobung und Auswertung nach den Vorgaben eines Prüfinstituts durchführen zu lassen, dass bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) gelistet ist.

Tipp: Bei Verdacht auf Gift im Holz in Altbauten lohnt sich häufig auch ein Blick in den Keller oder in eventuell vorhandene Nebengebäude. Zum Teil sind dort noch alte Farbeimer zu finden, die den Einsatz von DDT-, Lindan- oder PCP-haltigen Produkten belegen.
Stapel alter kaputter Holzbretter © Mariia, adobestock.com
Sind giftige Holzschutzmittel im bewohnten Innenbereich – zum Beispiel in Holzverkleidungen – nachgewiesen, sollten diese unbedingt ausgetauscht werden, um eine weitere Kontamination zu verhindern © Mariia, adobestock.com
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Möglichkeiten der Sanierung

Mit dem Verbot der Pestizide DDT, Lindan und PCP wurden entsprechende Verordnungen und Richtlinien geschaffen, die auch Maßnahmen und Möglichkeiten für die Sanierung und Entsorgung kontaminierter Bauteile enthalten. Reduziert werden kann die Raumluftkonzentration durch häufiges Lüften, feuchte Reinigung und das Waschen belasteter Textilien. Die sicherste Möglichkeit besteht darin, die entsprechenden Bauteile zu entfernen. Diese Maßnahme ist allerdings aufwendig und kostenintensiv und lässt sich nicht in jedem Fall umsetzen. Zur eigentlichen Sanierung hinzu kommen die Entsorgungskosten.

Welche Maßnahmen konkret ergriffen werden, um die Kontamination mit giftigen Holzschutzmitteln zu beseitigen, hängt unter anderem von den baulichen Gegebenheiten ab. So können absperrende Anstriche und Folien verwendet werden. Ein weiterer Aspekt ist auch die Nähe der belasteten Bauteile zum Lebensraum. Sind zum Beispiel die im belüfteten Dachboden verbauten Balken mit Xyladecor und Co behandelt, kann dies eher toleriert werden als eine Belastung innerhalb des Wohnraums durch Deckenbalken oder Wandverkleidungen aus Holz.

Tipp: Das Fraunhofer Institut für Bauphysik IBP arbeitet derzeit an einem neuen Verfahren, mit dem die Schadstoffe durch eine spezielle Absorbertechnologie rückstandsfrei, nachhaltig und gesundheitlich unbedenklich entfernen lassen. Dazu wird ein Absorbermaterial auf die Oberflächen aufgetragen, da die Schadstoffe binden. Die verwendeten Cyclodextrine (CD) werden bereits eingesetzt, um schwermetall- und ölverunreinigte Böden zu säubern. Erste praktische Tests laufen bereits.
Dachboden ausbauen mit OSB-Platten © stockphoto-graf, stock.adobe.com
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