Verputzte Fassaden zählen zu den Standardkonstruktionen im Haus- und Wohnungsbau. Dabei ist Putz nicht nur ein Gestaltungselement, sondern schützt die Außenwand vor der Witterung und schädlichen Umwelteinflüssen.
Der Dauerbrenner Putz
Nicht ohne Grund sind Putz-Fassaden so beliebt:
- Putz ist auf vielen Untergründen einsetzbar – er lässt sich nicht nur direkt auf Mauerwerk aufbringen, sondern auch auf Wärmedämmverbundsystemen. Selbst verputzte Holzhäuser sind problemlos möglich.
- Putz ist optisch variantenreich – durch die Vielzahl verschiedener Oberflächenstrukturen und eine breite RAL-Farbpalette lässt sich das Erscheinungsbild des Gebäudes individuell beeinflussen. Es gibt u.a. Reibeputze, Modellierputze, Kratzputze und den „Münchner Rauputz“.
- Putz ist wartungsarm (zum Vergleich: Bei Holzfassaden wird ein Wartungsintervall von 3 bis 5 Jahren empfohlen, bei Putzfassaden 10 bis 15 Jahre.)
- Putzfassaden sind deutlich günstiger als z.B. zweischalige Klinker- und Naturstein-Fassaden.
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Sind „klassische“ Putz-Fassaden energetisch noch sinnvoll?
Um die gestiegenen Anforderungen an den Wärmeschutz zu erfüllen, kommen zwar vermehrt Wärmedämmverbundsysteme zum Einsatz – doch auch für Bauherren, die einschalig verputztem Mauerwerk den Vorzug geben, gibt es Möglichkeiten, die geforderten Dämmwerte zu erreichen.
Die Bauindustrie hat ihr Steinsortiment aufgerüstet und bietet innovative Alternativen zu WDVS-Konstruktionen: Ziegel- und Leichtbetonsteine werden mit Hohlkammern versehen und mit wärmedämmenden Materialien gefüllt. Die Möglichkeiten reichen dabei von Mineralwolle über verschiedene Granulate wie z.B. Perlite bis hin zu Phenolharz- oder Polystyrolhartschaum. Porenbeton-Steine bringen sogar ohne Kerndämmung die geforderten Dämmwerte mit.
Welche Fassadenputze gibt es?
Zu den klassischen Außenputz-Arten zählen der mineralische Putz und der Kunstharz-Putz. Unterschiedliche Bindemittel, Zusatzstoffe und Mischungsverhältnisse beeinflussen die jeweiligen Eigenschaften hinsichtlich Trocknungsdauer, Luftporenbildung sowie Fließ- und Haftungseigenschaften.
- Mineralischer Putz – der Diffusionsoffene
Mineralischer Putz setzt sich aus Sand und mineralischen Bindemitteln (Kalk, Gips oder Zement) zusammen. Großer Vorteil: Diese Materialien sind diffusionsoffen, d.h. es gibt keinen Feuchtigkeitsstau unter dem Putz, da sie aufgenommene Feuchtigkeit durch die Poren wieder verdunsten lassen können. Weiterer Pluspunkt: Der hohe pH-Wert macht mineralischen Putz widerstandsfähiger gegen Schimmelpilze, Moos und Algen. Allerdings benötigt Mineralputz eine lange Trockenzeit sowie einen Egalisationsanstrich, um die Farbe zu schützen. - Kunstharz-Putz – der Elastische
Dieser Putz wird nutzt als Bindemittel den Kunststoff Kunstharz (deshalb auch organisch gebundener Putz genannt). Vorteil: Das Kunstharz verleiht dem Putz Elastizität, die Fassade ist unempfindlicher gegen temperatur- und feuchtigkeitsbedingte Spannungsänderungen und weist so seltener Risse auf. Kunstharzputze gibt es in einer sehr großen Farbpalette, sie lassen sich schneller aufbringen als Mineralputz und trocknen rascher durch. Durch den Kunstharz-Anteil ist er hydrophober, aber auch weniger atmungsaktiv. Die Folge: Die Oberfläche trocknet langsamer ab, was Moos- und Algenbildung sowie Pilzbefall begünstigt. - Silikonharz-Putz – der Kompromiss
Silikonharzputze zählen zu den Kunstharzputzen, jedoch wird dem Kunstharz eine Silikonharzemulsion beigegeben, die den Putz im Vergleich zum reinen Kunstharzputz wasserdampfdurchlässiger macht. Ihre Farbtonauswahl ist gegenüber den Kunstharzputzen etwas eingeschränkt. - Wärmedämmputz – der Dämmende
Dieser Spezialputz wird primär bei Sanierungsprojekten eingesetzt, bei denen die Wärmedämmung nachträglich erhöht werden soll – insbesondere bei denkmalgeschützten Altbauten, wenn kein Wärmedämmverbundsystem möglich ist. Wärmedämmputze sind Mineralputze, die ihre wärmedämmenden Eigenschaften durch den Zusatz von expandierten Polystyrolkugeln oder Perliten erhalten. Die fachgerechte Ausführung erfordert viel Erfahrung und ein Höchstmaß an Sorgfalt.
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Die Ausführung von Putz-Fassaden
Für klassische Putzfassaden (einschaliges Mauerwerk aus wärmegedämmten Ziegeln) wird üblicherweise ein Leichtputzsystem verwendet.
- Der Unterputz („Grundputz“) aus Putzmörtel wird mit einer Putzdicke von 15 bis 20 mm (in zwei Arbeitsgängen „nass in nass“) aufgetragen und hat eine Trocknungszeit von mindestens 1 Tag je Millimeter Putzdicke
- Der Oberputz („Dekorputz“) hat nicht nur optische und strukturgebende Funktion, sondern dient auch als Witterungsschutz. Oberputze sind in Weiß oder fertig getönt erhältlich und werden in Kornstärke – also nur wenige Millimeter dick – aufgetragen. Die Trocknungszeit hängt von der gewählten Putzart ab.
Die Eigenschaften des Putzes müssen dabei auf den Putzuntergrund abgestimmt sein. Faustregel: Der Putz sollte keine höhere Druckfestigkeit und Steifigkeit als der verwendete Ziegel aufweisen.
Ist der Putzgrund nicht homogen, z.B. durch Materialwechsel, müssen vor dem Verputzen ggf. Putzträger und Putzbewehrungen montiert werden.
Ist der Oberputz besonders feinkörnig, ist eine zusätzliche Putzschicht erforderlich, der sog. Armierungsputz mit einer Gewebeeinlage. Auch bei dunkel gefärbten oder gestrichenen Oberputzen wird ein Armierungsputz aufgebracht, um die Gefahr von Rissen durch die stärkere Aufheizung und Ausdehnung bei Sonneneinstrahlung zu minimieren. Ein Armierungsputz verlängert die Standzeit um mindestens 7 Tage.
An Ecken und Öffnungen (Türen, Fenster etc.) sind Armierungspfeile Stand der Technik.
Beim Verputzen eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS) ist besondere Sorgfalt nötig, denn hier wird eine wichtige Grundregel außer Kraft gesetzt: Beim klassischen Verputzen werden von innen nach außen zunehmend weichere, elastischere Schichten erzeugt, um Spannungen im Oberputz zu vermeiden. Beim WDVS hingegen wird als erste Schicht eine weiche Dämmschicht auf das Mauerwerk aufgebracht.
Der Armierungsschicht kommt beim WDVS deshalb besondere Bedeutung zu. Der spezielle WDVS-Klebespachtel wird in einer ca. 4 bis 5 mm starken Schicht auf die Dämmplatten aufgetragen, dann das Armierungsgewebe eingedrückt (an den Stößen überlappend) und mit einer zweiten Putzschicht von 3 bis 4 mm Dicke abgedeckt und mit einem Flächenspachtel abgezogen. Erst wenn diese Armierungsschicht mindestens drei Tage getrocknet ist, kann der Putzgrund als Haftvermittler und abschließend der Oberputz aufgetragen werden.
Auch Holzhäuser können problemlos mit einer Putzfassade ausgeführt werden. Hierfür erhält die Holzständerkonstruktion eine putzfähige Trägerplatte (meist Holzweichfaserplatten), die – ähnlich wie beim WDVS – zuerst mit einem Armierungsputz, dann mit einem Oberputz verputzt werden.
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