Auch wenn der individuelle Geschmack und der Architekturstil der Immobilie zunächst die Überlegungen bezüglich der Fassadengestaltung bestimmen, sollten Bauherren bei der Abwägung von Pro und Contra weitere Faktoren und die Folgekosten berücksichtigen. Neben der Optik und der Haltbarkeit ist bei der Frage „Klinker oder Putz?“ auch das Budget ein entscheidender Faktor.
Entscheidungskriterien kurz und knapp:
- Standort, Klima, Wetterseite
- Dachform/ Dachgröße
- Architektur (Erker, Vorsprünge etc.)
- Fassadengestaltung
- Kosten
- Renovierungs-/Folgekosten
Fakt ist, dass eine Klinkerfassade deutlich höhere Kosten verursacht als eine Putzfassade. Mit ca. 150 Euro/qm² Fassadenfläche ist die Klinkerfassade rund 100 Euro/qm² teurer als eine Putzfassade. Allerdings zeigt ein Blick auf die Vor- und Nachteile der jeweiligen Fassade, dass sich eine genaue Abwägung der Vor- und Nachteile lohnt. Über einen typischen Nutzungszeitraum von 30 bis 50 Jahren summieren sich die Folgekosten einer Putzfassade und der anfängliche Kostenvorteil gegenüber einer Klinkerfassade wird nahezu ausgeglichen.
Grundsätzlich gilt:
Je nach Qualität und Bearbeitung des Materials sind die Kosten sowohl bei einer Putz-, als auch bei einer Klinkerfassade sehr unterschiedlich. Hochwertige, schmutzabweisende Putze sind deutlich teurer als ein einfacher Verputz, und die Kosten für bossierte, also bearbeitete Klinker sind höher als für einfache Klinker. Dazu kommt der erforderliche Arbeitsaufwand beispielsweise durch die Architektur des Gebäudes, durch Gestaltungswünsche, durch erforderliche Vorbereitungsmaßnahmen oder – bei Klinker – durch anschließende Versiegelungen.
Klinkerfassaden
Klinker werden, im Gegensatz zu klassischen Ziegelsteinen, bei so hohen Temperaturen gebrannt, dass sich deren Poren komplett schließen. So entsteht eine völlig geschlossene, wasserresistente Oberfläche. Klinker gibt in es auch bearbeitet, beispielsweise mit facettierten oder runden Kanten. Die Farbauswahl bei Klinker reicht vom klassischen Ziegelrot über warme Sandfarben, mediterrane Terrakottatöne, Gelb, Grau in verschiedenen Nuancen, Schwarz, dunklen Erdtönen, bis zu Blauschattierungen. Farblich abgestimmtes Fugenmaterial hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Gesamtwirkung.
Inzwischen bieten die Hersteller besonders nachhaltige Klinker an, und berücksichtigen die Ökologie auch mit sogenannten Nistklinkern, die an ausgesuchten Stellen in der Fassade eingefügt werden, und Vögeln und Fledermäusen Nistplätze und Rückzugsmöglichkeiten bieten.
Klinkerfassade
Unverwüstlicher Dauerbrenner – die Klinkerfassade Klinkersteine werten ein Haus optisch auf, und bieten große Vorteile in Bezug auf Haltbarkeit, Wärme-… weiterlesen
Putzfassaden
Bei der optischen Gestaltung ist Putz unschlagbar vielfältig. Die Entscheidung für feinen oder groben Putz gibt der Fassade eine unterschiedliche, ganz individuelle Struktur. Die Farbauswahl ist nahezu unbegrenzt, sodass sich mit einem Farbanstrich die Hausfassade beliebig gestalten lässt. Auch farblich abgesetzte Fassadenbänder oder abgesetzte Fensterlaibungen verändern das Erscheinungsbild. Die Kosten für das Streichen einer Putzfassade liegen zwischen 22 und 40 Euro/qm2.
Größere Bereiche der Fassade erzielen durch unterschiedliche Farbgebung interessante optische Effekte, und durch die Kombination mit anderen Materialien wie Naturstein, Metall oder Holz, ergeben sich zahlreiche weitere Gestaltungsmöglichkeiten.
Ein dunklerer Feinputz am Sockel oder ein farblich abgesetzter, dunklerer Anstrich machen den Bereich weniger schmutzempfindlich gegen Spritzwasser.
Technisch hochwertige Farben und Putze wurden in Hinblick auf ihre Langlebigkeit deutlich verbessert. Dadurch lassen sich die Renovierungsintervalle vergrößern.
Vorteile Klinkerfassade | Vorteile Putzfassade |
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Langlebigkeit | Günstige Fassadengestaltung mit Kosten für den Verputz zwischen 35 und 80 Euro/qm2 |
Hochwertige Optik | Nahezu unbegrenzte Gestaltungsmöglichkeiten |
witterungsbeständig | Problemlos veränderbar |
Gute Dämmeigenschaften gegen Wärme, Kälte und Schall | Bestehende WDV-Systeme (Dämmung) können problemlos und relativ kostengünstig erneuert, oder WDV-Systeme nachträglich angebracht werden |
Geringer Pflegeaufwand | Folgekosten durch erforderliche Renovierungen |
Nachteile Klinkerfassade | Nachteile Putzfassade |
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Hohe Anschaffungs- und Montagekosten; Kann nur von Fachhandwerkern angebracht werden | Kann mit etwas Erfahrung selbst aufgebracht werden |
Minimale Vergrößerung der Baufläche summiert weitere Kosten | Weniger witterungsbeständig; schmutzempfindlich |
Je nach Standort ist nach ca. 50 Jahren eine umfangreiche Renovierung mit einer Neuverfugung oder einem Verschlämmen der Fugen ohne vorheriges Entfernen des Altmaterials erforderlich | Höherer Wartungsaufwand durch erforderliche Ausbesserungen oder Neuanstrich |
Ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) auf Klinkern anzubringen, ist schwierig und relativ teuer. Sofern Klinker nicht entsprechend behandelt wurden, sind sie dampfdiffusionsoffen. Damit ist eine vergleichsweise kostengünstige Kerndämmung (Einblasdämmung) als Isolierung durchaus eine Alternative. Klinker haben ohne Dämmung einen U-Wert von etwa 2,27 bis 2,30 W/m²K | Nur mit entsprechender Dämmung energieeffizient. Ungedämmte Putzfassaden haben einen U-Wert von 1,99 W/ (m²K, mit einem WDVS, je nach Dämmmaterial, von max. 0,24 W/(m² K) |
U Wert: Der U-Wert ist ein Maß dafür, wie viel Wärme durch ein Bauteil nach außen abgegeben wird. Nach dem Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) sollte mit Dämmung ein U–Wert von maximal 0,24 W/(m²K) erreicht werden.
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Fazit:
Der Kostenunterschied zwischen Klinker- und Putzfassade ist bei der Anschaffung gravierend, relativiert sich jedoch über die gesamte Nutzungszeit durch den höheren Renovierungsaufwand einer Putzfassade.
Wer die erforderliche Renovierung einer Putzfassade jedoch für gestalterische Veränderungen nutzen möchte, dem bietet eine Putzfassade mehr Möglichkeiten, die einfacher umzusetzen sind.
Klinkerriemchen – Variante zwischen Putz und Klinker
Besitzer von Immobilien mit einer Putzfassade, die Ihre Fassade nach Jahren entweder dämmen oder verändern wollen, können statt einer Fassadengestaltung mit Klinker auch Klinkerriemchen verwenden, die das Gebäude durch ihre Klinkeroptik aufwerten. Der Preisunterschied zwischen Klinker und Klinkerriemchen ist mit ca. 100 Euro/qm2 jedoch erheblich.
Vor allem mit einem entsprechenden WDV-System oder bei der Verwendung sogenannter Isolierklinker, bei denen das Dämmsystem integriert ist, wird aus einer älteren Immobilie ein zeitgemäß energieeffizientes Haus. Die Kosten für Isolierklinker liegen bei 170 Euro/qm2, bei Klinkerriemchen kommen die Kosten für eine Dämmung hinzu. Im Vergleich zur Erstellung einer „echten“ Klinkerfassade spart man Kosten bei einem relativ geringen Aufwand und hat die Energieeffizienz erheblich verbessert. Durch eine Selbstmontage, die bei Klinkerriemchen mit etwas handwerklichem Geschick durchaus machbar ist, lassen sich die Kosten reduzieren.
Fassaden Farbkonzept
Zwar zählen weiße Fassaden nach wie vor zu den „Klassikern“, aber der Mut zur Farbe bei der Hausgestaltung wächst. Egal… weiterlesen