Sanierte Altbauten und moderne Gebäude sind nahezu luftdicht, damit die kostbare Wärme im Innenraum bleibt. Allerdings ist frische Luft für ein gesundes Innenraumklima von entscheidender Bedeutung. Ein Lüftungskonzept hilft Hausbesitzern dabei, in allen Räumen ein optimales Raumklima herzustellen und Energieverluste gleichzeitig gering zu halten.
Normgerechte Luftqualität
Ein Lüftungskonzept wird für Wohngebäude üblicherweise nach DIN 1946-6 erstellt, ergänzend dazu gilt DIN 18017-3 für fensterlose Räume. Lüftungskonzepte beschreiben geeignete Maßnahmen, mit denen Immobilienbesitzer jederzeit eine hygienisch einwandfreie und für die Bausubstanz unschädliche Luftqualität erreichen können.
Ein Lüftungskonzept ist bei Neubauten und umfangreichen Sanierungen von Bestandsgebäuden erforderlich. Das ist beispielsweise der Fall, wenn mindestens ein Drittel der Fenster ausgetauscht wird. Darüber hinaus ist ein Lüftungskonzept immer dann sinnvoll, wenn besondere Anforderungen herrschen. Steht das Gebäude beispielsweise an einer viel befahrenen Straße und ist daher keine störungsfreie Fensterlüftung möglich, bildet ein Lüftungskonzept die Grundlage für den Einbau einer Lüftungsanlage.
Unterschiedliche Lüftungsarten
Um für „frische Luft“ zu sorgen, gibt es grundsätzlich 2 Möglichkeiten:
- Freie Lüftung: der Luftwechsel erfolgt durch Fugen (Fugenlüftung), die geöffneten Fenster (Fensterlüftung) oder Schächte (Schachtlüftung).
- Mechanische (auch: maschinelle) Lüftung: Ventilatoren sorgen aktiv für den gewünschten Luftwechsel
Da Gebäude immer luftdichter gebaut sind und sich die Nutzer zumeist nicht ununterbrochen im Innenraum aufhalten und lüften können, reicht die freie Lüftung allein häufig nicht mehr aus, um die Mindestluftwechselrate zu erfüllen. Daher sehen viele Lüftungskonzepte eine mechanische Lüftung vor.
Grundsätzlich unterscheiden Experten 3 Arten von mechanischen Lüftungsanlagen:
1. Abluftanlagen
Bei Abluftanlagen wird belastete Luft aus dem Innenraum geführt. Neue Luft wird nicht aktiv zugeführt, sondern strömt durch Lüftungsöffnungen nach und ersetzt die abgeführte Luft. Das Prinzip kennen die meisten aus der Küche: Eine Abluft-Dunstabzugshaube leitet den Kochdunst zuverlässig nach draußen. Auch in fensterlosen Bädern leiten häufig Ventilatoren die feuchte Luft aus dem Gebäude.
2. Zentrale Zu- und Abluftanlage
Eine zentrale Lüftungsanlage sorgt im gesamten Gebäude für Frischluft. Das Lüftungsgerät lässt sich beispielsweise im Keller platzieren und versorgt die einzelnen Räume über Kanäle mit der gefilterten Zuluft. Durch einen Wärmetauscher, der im Lüftungsgerät integriert ist, lassen sich bis zu 90 % der Wärme der Abluft für die Erwärmung der Zuluft nutzen. Aufgrund der Kanäle und der benötigten Aufstellfläche für das Lüftungsgerät eignen sich zentrale Lüftungsanlagen besonders für Neubauten und kommen üblicherweise bei größeren Wohnhäusern und Nichtwohngebäuden zum Einsatz.
3. Dezentrale Zu- und Abluftanlage
Kleine Ventilatoren in der Außenwand der jeweiligen Räume leiten die frische Außenluft nach drinnen und verbrauchte Luft nach draußen. Auch hier lohnt es sich, auf Systeme mit Wärmerückgewinnung zu setzen, um die Energieverluste gering zu halten. Die kompakten Ventilatoren lassen sich vergleichsweise leicht nachrüsten und hervorragend in kleineren Wohnhäusern sowie Bestandsgebäuden einbauen.
Inhalt von Lüftungskonzepten
Ohne einen ausreichenden Luftwechsel können sich Feuchtigkeit und CO2 im Innenraum ansammeln. Das kann einerseits zu einem ungesunden Raumklima und einem geringeren Wohnkomfort führen, andererseits kann Schimmelbildung die Folge sein. Ein Lüftungskonzept legt fest, mit welchen Maßnahmen sich die Mindestluftwechselrate erfüllen und somit ein gesundes Raumklima herstellen lässt.
Gemäß DIN 1946-6 umfasst ein Lüftungskonzept 4 Stufen, die jeweils ein unterschiedliches Szenario abdecken. Der Übersicht halber haben wir die 4 Stufen in einer Tabelle zusammengefasst:
Stufe |
Bezeichnung |
Zweck |
Anforderung |
Fensterlüftung |
---|---|---|---|---|
1 |
Lüftung zum Feuchteschutz |
Schutz vor Bauschäden durch Feuchtigkeit |
Muss immer funktionieren – auch dann, wenn die Nutzer nicht anwesend sind. |
Berücksichtigung nicht möglich, da die Nutzer ggf. nicht anwesend sind. |
2 |
Reduzierte Lüftung |
Feuchteschutz und hygienische Raumluft |
Muss auch dann funktionieren, wenn die Nutzer nur sporadisch anwesend sind. |
Berücksichtigung nicht möglich, da die Nutzer ggf. nur sporadisch anwesend sind. |
3 |
Nennlüftung |
Schutz vor Feuchtigkeit, Gerüchen und Schadstoffen |
„Normaler“ Betrieb; die Nutzer sind anwesend. |
Kann berücksichtigt werden. |
4 |
Intensivlüftung |
Schutz vor Feuchtigkeit, Gerüchen und Schadstoffen |
Gewährleistet eine hohe Luftqualität selbst bei Spitzenbetrieb mit vielen Menschen (z. B. Party) |
Sollte berücksichtigt werden, da sonst die Lüftungsanlage für den Spitzenbetrieb ausgelegt wird und damit unter Umständen überdimensioniert ist. |
Eine Investition in die Zukunft
Ein Lüftungskonzept dient Bauherren und Immobilienbesitzern als fundierte Grundlage für eine optimale Raumluftqualität. Die Kosten für die Erstellung betragen je nach Aufwand und Experte rund 400 Euro, während Feuchteschäden im Innenraum mit einem Vielfachen zu Buche schlagen können. Außerdem kann ein Lüftungskonzept die Grundlage für den Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung bilden, wovon der Geldbeutel und die Umwelt profitieren.
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