Heizlast von Gebäuden berechnen

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Gerade bei kalten Temperaturen im Winter sollen Gebäude angenehm warm sein. Gleichzeitig soll der Energiebedarf möglichst gering ausfallen, um Kosten zu sparen und die Umwelt zu entlasten. Mit einer Heizlastberechnung können Hausbesitzer ermitteln, wie viel Wärmeenergie für ein warmes Zuhause erforderlich ist.

Wärmebedarf und (Gebäude-)Heizlast

Seit 2004 ist der „Wärmebedarf“ gemäß DIN EN 12831 unter dem Fachbegriff „Gebäudeheizlast“ (kurz: Heizlast) bekannt. Mit diesem Begriff bezeichnen Experten die benötigte Wärmemenge, die die Heizung aufbringen muss, um am kältesten Tag des Jahres eine bestimmte Raumtemperatur zu erreichen und zu halten. Dabei gelten für die unterschiedlichen Räume im Haus verschiedene Normtemperaturen: Für Wohnräume sind laut Norm 20 °C, für Badezimmer und WCs 24 °C, für beheizte Nebenräume 15 °C angemessen.

Heizkörper für zu Hause in Form eines Hauses © Maksym Yemelyanov, stock.adobe.com
Die Heizlastberechnung ist wichtig für die optimale Innentemperatur © Maksym Yemelyanov, stock.adobe.com

Heizlast selbst ermitteln

Je nach gewünschter Genauigkeit stehen zur Errechnung der Heizlast unterschiedliche Verfahren zur Verfügung, die wir im Folgenden vorstellen.
Mit einigen Angaben lässt sich je nach Methode die ungefähre Heizlast für die eigene Immobilie selbst errechnen. Die einfacheren Methoden dienen dabei der Schätzung der Heizlast, was beispielsweise sinnvoll sein kann, um die ungefähre erforderliche Größe einer Wärmepumpe im Voraus zu bestimmen.
Soll das Ergebnis beispielsweise als Grundlage für die Dimensionierung der Heizkörper oder den hydraulischen Abgleich dienen, ist eine genaue Berechnung durch einen versierten Energieberater oder entsprechenden Fachhandwerker unverzichtbar.

Hinweis: Die Heizlastberechnung ist die Voraussetzung für die Planung und den Einbau der unterschiedlichen Heizsysteme. Nicht nur für eine Heizungsanlage mit Heizkörpern, sondern zum Beispiel auch für eine Fußbodenheizung ist die Ermittlung der Heizlast unerlässlich.
Tipp: Mit dem Heizungsberater finden Sie die Heizung, die zu Ihrem Gebäude passt.

5 Verfahren zur Heizlastberechnung

Standardverfahren

Das Standardverfahren nach DIN EN 12831 und DIN SPEC 12831-1 dient der genauen Errechnung der Heizlast mithilfe der folgenden Formel:

Heizlast = Transmissionswärmeverluste + Lüftungswärmeverluste

Art des WärmeverlustsErklärungBeispiel
TransmissionswärmeverlusteEnergieverluste durch Wärmeleitung durch die GebäudehülleWärme aus dem Innenraum dringt durch die Wände nach außen
LüftungswärmeverlusteEnergieverluste, die durch Luftströme in Gebäuden entstehenWärme, die durch geöffnete Fenster oder die Lüftungsanlage nach außen gelangt
Natürliche Belüftung eines Hauses mit Keller © SaturnO_27, stock.adobe.com
Beim Standardverfahren finden neben den Transmissionswärmeverlusten auch die Lüftungswärmeverluste Berücksichtigung © SaturnO_27, stock.adobe.com

Trotz der überschaubaren Formel lassen sich damit die Heizlasten für die einzelnen Räume präzise ermitteln und somit beispielsweise auch Heizkörpergrößen festlegen. Bei der Ermittlung der Transmissions- und Lüftungswärmeverluste fließen zahlreiche gebäudespezifische Faktoren ein. Dazu zählt der genaue Standort des Gebäudes, die Himmelsrichtung der jeweiligen Bauteile und die vorgegebenen Temperaturen für die einzelnen Räume. Darüber hinaus finden bei diesem Verfahren die Wärmeströme im Gebäude selbst Berücksichtigung, die beispielsweise durch Wände von Wohnräumen möglich sind, die an weniger oder gar nicht beheizte Räume grenzen.

Da bei dieser Methode zahlreiche Bauteile mit ihrer genauen Beschaffenheit in der Berechnung Berücksichtigung finden, wird das Verfahren in aller Regel nur von Experten und nur bei Neubauten angewandt.

Tipp: Auch wenn durch das Lüften kostbare Wärme nach außen gelangt, ist regelmäßiges und richtiges Lüften wichtig, um die Bausubstanz vor Schäden zu bewahren. Wer bereits richtig lüftet und sein Lüftungsverhalten noch effizienter gestalten möchte, kann auf Systeme zur kontrollierten Wohnraumlüftung zurückgreifen.
Rohbau mit Heizungsthemostat und Nivelliergerät © Gerhard Seybert, stock.adobe.com
Je nach Verfahren lässt sich die Heizlast näherungsweise oder ganz genau ermitteln © Gerhard Seybert, stock.adobe.com
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Vereinfachtes Verfahren

Vor allem bei Bestandsgebäuden kommt in der Regel ein vereinfachtes Verfahren zum Einsatz, bei dem beispielsweise die Wärmedurchgangskoeffizienten anhand des Baujahres des Gebäudes geschätzt und einzelne Bauteile gemeinsam als Bauteilgruppen berücksichtigt werden. Somit fließen zwar nicht alle Faktoren des Standardverfahrens in die Berechnung ein, jedoch lässt sich damit anhand individueller Parameter des betreffenden Gebäudes dennoch ein relativ genaues Ergebnis ermitteln.

Verbrauchsverfahren

Anders als die anderen beiden Methoden orientiert sich das Verbrauchsverfahren, wie der Name bereits erahnen lässt, nicht an den möglichen Wärmeverlusten, sondern am tatsächlichen Verbrauch der Heizenergie. Für die Berechnung dient die folgende Formel:

Heizlast = (Jahresverbrauch − Verluste über die Heizungsanlage) / Anzahl Vollbenutzungsstunden

Der Jahresverbrauch der Heizanlage lässt sich schnell mit einem Blick in die letzte Heizkostenabrechnung oder auf den entsprechenden Zähler ermitteln. Davon subtrahiert werden Wärmeverluste, die über die Heizungsanlage selbst entstehen. Dazu zählen die Kesselverluste, die Abgasverluste durch den Schornstein und die Transportverluste durch die Rohrleitungen zu den Heizkörpern. Insgesamt lassen sich somit rund 10–40 % vom Jahresverbrauch abziehen. Das Ergebnis wird durch die Vollbenutzungsstunden der Heizanlage pro Jahr geteilt. Ein grober Richtwert: In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus fallen rund 2.000 Vollbenutzungsstunden an.

Frau mit Stift und Notizblock schreibt die Stromzählerstände zu Hause auf © Evgen, stock.adobe.com
Beim Verbrauchsverfahren bildet der Jahresverbrauch an Heizenergie die Berechnungsgrundlage © Evgen, stock.adobe.com

Bei dieser Methode bleiben jedoch viele Einflussfaktoren unberücksichtigt. Beispielsweise wird hier nicht zwischen der Energie unterschieden, die für die Warmwasserbereitung verwendet, und der Energie, die letztendlich für die Beheizung des Gebäudes benötigt wird.
Damit ist die Berechnungsmethode nicht für eine genaue Ermittlung, sondern nur für eine grobe Abschätzung der Heizlast geeignet. Da zudem bereits Jahresverbrauchswerte vorliegen müssen, findet das Verfahren nur bei Bestandsgebäuden Anwendung.

Berechnung nach spezifischen Heizlasten

Mithilfe von Mittelwerten, die sich an den unterschiedlichen Gebäudetypen, ihrem Baujahr und ihrer Größe orientieren, lässt sich die Heizlast anhand der folgenden Formel überschlägig ermitteln:

Heizlast = Spezifischer Leistungsbedarf × Wohnfläche

Für ein freistehendes, ab dem Jahr 1995 errichtetes Einfamilienhaus können Hausbesitzer beispielsweise 60 W/m² ansetzen. Die Wohnfläche lässt sich aus dem Grundriss ablesen. Da nur diese beiden Werte zum Einsatz kommen und das betreffende Gebäude nicht individuell betrachtet wird, dient auch diese Methode lediglich als grobe Abschätzung der Heizlast.

Hüllflächenverfahren

Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, ist hier die Hüllfläche des Gebäudes die ausschlaggebende Komponente. Als Hüllfläche werden alle Außenwände, Dachflächen und die Flächen der Bodenplatte in diesem Verfahren addiert. Anschließend wird das Ergebnis mit einer festgelegten oder gewünschten Innenraumtemperatur im Gebäude (beispielsweise 20 °C) multipliziert:

Heizlast = Hüllfläche des Gebäudes × festgelegte Innenraumtemperatur

Immobilienbesitzer können somit zwar die äußeren Abmessungen des Gebäudes berücksichtigen und damit auf einen Teil der individuellen Faktoren des jeweiligen Gebäudes eingehen. Allerdings werden Angaben wie der Standort, die Ausrichtung und die einzelnen Räume des Gebäudes mit ihrer genauen Temperatur dabei außer Acht gelassen. Damit eignet sich die Methode ebenfalls nur für eine grobe Abschätzung.

Folgen einer falsch berechneten Heizlast

Bei der genauen Heizlastermittlung sollten Hausbesitzer auf die Unterstützung durch einen versierten Energieberater oder Fachhandwerker zurückgreifen. Schließlich kann ein falsch ermitteltes Ergebnis zur Folge haben, dass die Heizungsanlage über- oder unterdimensioniert ist. Eine überdimensionierte Heizungsanlage verbraucht mehr Energie als notwendig, eine unterdimensionierte Heizungsanlage erreicht unter Umständen an kalten Tagen nicht die gewünschte Raumtemperatur.
Eine gewissenhaft durchgeführte Heizlastberechnung ist somit die Voraussetzung für eine energieeffiziente Heizungsanlage und bildet die Grundlage für einen nachhaltigen und sparsamen Heizbetrieb.

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Fenster Energieeffizienz © Ingo Bartussek, fotolia.com
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