Hohe Strompreise, steigende Heizkosten und der Traum von der Selbstversorgung – es gibt viele Gründe für ein autarkes Zuhause. Wie diese Freiheit in unterschiedlichen Bereichen Wirklichkeit werden kann, was es dabei zu beachten gilt und ob eine vollständige Autarkie sinnvoll ist, klären wir in diesem Artikel.
Autarkie in unterschiedlichen Bereichen
Vollständige Autarkie bedeutet, den eigenen Haushalt komplett unabhängig von äußeren Faktoren selbst versorgen zu können. Bei einem Einfamilienhaus betrifft das vor allem die Bereiche Strom-, Wärme- sowie Wasserversorgung. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Lösungen vor:
Stromautarkie
Ein 2-Personen-Haushalt benötigt jährlich rund 3.000 kWh Strom. Erfolgen die Warmwasserbereitung und sogar das Heizen elektrisch oder soll ein E-Auto geladen werden, kann der Verbrauch deutlich höher ausfallen. Um das eigene Zuhause selbst mit Strom zu versorgen, stehen Hausbesitzern verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die in ihren Investitionskosten und ihrem Ertrag variieren:
- Photovoltaik
Je nach Standort, Ausrichtung und Dachneigung kann eine Photovoltaik-Anlage einen Ertrag von etwa 80 bis 110 kWh pro Quadratmeter Kollektorfläche erwirtschaften. Da die Anlage gerade zu Spitzenzeiten mehr Strom liefert, als der Haushalt benötigt, sind im Schnitt rund 30 % der erwirtschafteten Energie für das eigene Zuhause nutzbar. Kommt ein Batteriespeicher zum Einsatz, erhöht sich der Anteil auf ungefähr 70 %.
Mit einem Batteriespeicher und einer Kollektorfläche von rund 45 m² ist es also rechnerisch möglich, den Bedarf von 3.000 kWh im Jahresmittel zu decken. Für eine vollkommen autarke Stromversorgung ist hingegen eine deutlich größere PV-Anlage notwendig, damit auch die ertragsschwachen Zeiten abgedeckt sind. Aufgrund der hohen Investitionskosten lohnt sich das allerdings nur in sehr seltenen Fällen.
- Kleinwindkraftanlage
Mit einem Mini-Windrad Strom für den eigenen Haushalt zu erzeugen, ist zwar möglich, aber mit vergleichsweise hohen Investitionskosten verbunden. Außerdem ist der Ertrag recht gering: Bei einer guten Lage und einem Rotordurchmesser von 1 m erwirtschaftet eine Kleinwindkraftanlage rund 100 kWh Strom pro Jahr. Hinzu kommt, dass im Gegensatz zur Photovoltaik-Anlage Vibrationen und Geräusche entstehen können.
Damit eignet sich die Stromerzeugung durch Windkraft für Privatnutzer allenfalls als Ergänzung der PV-Anlage in den ertragsschwachen Wintermonaten.
Neben der Sonne und dem Wind lässt sich je nach besonderen Voraussetzungen mithilfe eines Kleinwasserkraftwerks außerdem ein fließendes Gewässer auf dem Grundstück zur Stromerzeugung nutzen.
Der Betrieb eines Biomassekraftwerks lohnt sich hingegen für Einfamilienhäuser in der Regel finanziell nicht.
Wärmeautarkie
Nicht nur der Strom, sondern auch die benötigte Energie zum Heizen und für die Warmwasseraufbereitung lässt sich autark erzeugen. Der Bedarf an Wärmeenergie hängt stark vom Gebäude und den Nutzern ab. Dennoch sind generell verschiedene Lösungen möglich, mit denen sich unterschiedlich hohe Erträge erwirtschaften lassen.
- Wärmepumpe
Wärmepumpen gewinnen Wärme in der Regel aus der Außenluft, dem Boden oder dem Grundwasser. Den Strom für den Betrieb der Wärmepumpe kann beispielsweise eine Photovoltaik-Anlage liefern, sodass die Erzeugung der Wärmeenergie vollkommen autark möglich ist. Allerdings erwirtschaftet die PV-Anlage ausgerechnet im Winter weniger Ertrag und kann somit den Strombedarf der Wärmepumpe, der zur kalten Jahreszeit für die Heizwärmeerzeugung erforderlich ist, in aller Regel nicht decken. Im Winter ist daher eine andere Art der Versorgung, beispielsweise mit Netzstrom, notwendig.
- Solarthermie
Genau wie Photovoltaik-Anlagen gewinnen Solarthermie-Anlagen nutzbare Energie aus der Sonne. Die Flüssigkeit in den Kollektoren auf dem Dach wird von der Sonne erhitzt und gibt die gespeicherte Wärme an das Wasser ab, das sich beispielsweise für das Duschen, Kochen und Händewaschen oder als Unterstützung für die Heizung nutzen lässt. Mit einer passenden Anlage können Hausbesitzer damit in den Sommermonaten einen Großteil des Wärmebedarfs decken.
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- Blockheizkraftwerk
Die besonders kleinen Nano-Blockheizkraftwerke sind mit einer elektrischen Leistung von maximal 2,5 kW speziell für Einfamilienhäuser konzipiert. Damit lassen sich die Wärmeenergie und bei Hybridgeräten sogar ein Teil des benötigten Stroms für den eigenen Haushalt selbst erzeugen. Dafür ist ein Brennstoff wie Heizöl, Erdgas oder Pellets nötig, aus dem sich dank des hohen Wirkungsgrads des Blockheizkraftwerks bis zu 90 % in nutzbare Energie umwandeln lassen.
- Holzheizung
Mit einer Holzheizung sind Hausbesitzer unabhängig von Erdgas und Erdöl. Das Material für den Scheitholz-, Hackschnitzel- oder Pelletkessel lässt sich häufig regional und kostengünstig beziehen. Viele Systeme können zusätzlich zur Warmwasserbereitung dienen und damit gerade im Winter eine wertvolle Ergänzung zur Solarthermie-Anlage bilden.
Wasserautarkie
Auch bei der Versorgung mit Trink- und Brauchwasser sind unterschiedliche Lösungen verfügbar. Um dem Ziel der Unabhängigkeit näherzukommen, lässt sich sowohl das Grund- und Regenwasser nutzen als auch ein Teil des Abwassers aus dem Haushalt wiederverwenden:
- Brunnenwassernutzung
Wer ein Grundstück mit einem Brunnen besitzt, kann unter Umständen das Wasser daraus als Trinkwasser nutzen. Voraussetzung dafür ist, dass die Qualität stimmt und die Wasserbehörde der Nutzung zugestimmt hat. Gerade während Trockenperioden können sich Hausbesitzer jedoch nicht ausschließlich auf das Brunnenwasser verlassen, weswegen in aller Regel ein Anschluss an das Wassernetz notwendig ist.
- Regenwassernutzung
Wer über keinen Brunnen verfügt, kann das aufgefangene Wasser aus einem Regenwasserspeicher verwenden. Hierfür fangen beispielsweise die Dachrinnen das Regenwasser vom Hausdach auf und leiten es in eine Zisterne oder einen Tank weiter. Anschließend lässt sich das Wasser direkt für die Gartenbewässerung einsetzen oder nach der Aufbereitung sogar für die Waschmaschine und die WC-Spülung verwenden.
- Grauwasseraufbereitung
Nicht nur das Regenwasser, sondern auch das Grauwasser aus dem Haushalt lässt sich aufbereiten und wiederverwenden. Grauwasser entsteht beispielsweise beim Händewaschen oder Duschen und muss nicht ungenutzt in die Kanalisation gelangen: Eine Aufbereitungsanlage filtert Schmutzpartikel heraus und sorgt dafür, dass sich das Wasser anschließend für die WC-Spülung wiederverwenden lässt.
Autarkie für eine nachhaltige Zukunft
Autarkie lässt sich in unterschiedlichen Bereichen erzielen. Aufgrund der teilweise hohen Investitionskosten sollten Hausbesitzer jedoch abwägen, ob sich eine vollständige Autarkie wirklich lohnt. Das Ziel ist daher häufig, beispielsweise beim Strom anstelle einer kompletten Autarkie einen Autarkiegrad von rund 70 % bis 80 % zu erreichen. Durch clevere Lösungen lassen sich damit die Umwelt effektiv entlasten und gleichzeitig Kosten sparen. Da einige dieser Maßnahmen einen Beitrag zum klimaneutralen Wohnen leisten, sind die Planung und der Einbau bestimmter Lösungen grundsätzlich förderbar. Weitere Informationen zu den Voraussetzungen und der Höhe der Förderungen finden Sie in unseren separaten Artikeln.
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