In unseren Breitengraden sind die Heizkosten für den Löwenanteil des Energieverbrauchs verantwortlich. Bei Neubauten ist eine umfassende Außendämmung in der Regel eingeplant. Aber wie sieht es mit der nachträglichen Dämmung eines Altbaus aus? Wie können Hausbesitzer entscheiden, ob und wann und mit welchen Materialien eine Dämmung sinnvoll ist? Und ob der hohen finanziellen Investition eine entsprechende Einsparung bei den Energiekosten gegenübersteht?
Wirtschaftlichkeitsberechnung für eine nachträgliche Dämmung anhand von Modellen
Um den Energieverbrauch nach einer Sanierung zu berechnen, werden modellhafte Berechnungen angewandt, die aufgrund der Gebäudegröße und der energetischen Qualität der Bausubstanz den Energiebedarf ermitteln. Das individuelle Nutzerverhalten, die Zahl der Bewohner sowie witterungsbedingte Schwankungen bleiben dabei unberücksichtigt und werden standardisiert. Nun haben verschiedene Studien allerdings gezeigt, dass der tatsächliche Energieverbrauch oft deutlich niedriger ausfällt, als der theoretisch errechnete Bedarf vor einer Sanierungsmaßnahme. Dies bedeutet aber, dass die Energieersparnis nicht so hoch ist wie angenommen und die Amortisationsdauer sich verlängert.
Bei einer Untersuchung der Techem GmbH zeigte sich zum Beispiel, dass der Verbrauch nach der Sanierung viel höher war, als im Voraus prognostiziert. Die Ursache dürfte im Nutzerverhalten zu finden sein, das eben nicht immer den Modellen entspricht. In einer Studie der Deutschen Energie-Agentur (dena) erzielten Hausbesitzer dagegen bei den Energiekosten nach der Sanierung im Durchschnitt eine Einsparung von 76 Prozent, obwohl ihre Verbrauchswerte niedriger lagen, als modellhaft berechnet.
Sanierung meist nur in Verbindung mit anderen Arbeiten an Fassade lohnend
Lohnend wird eine nachträgliche Dämmung fast immer, wenn die Fassade ohnehin ausgebessert werden und ein Gerüst gestellt werden muss. Die zusätzlichen Kosten für das Anbringen von Dämmplatten sind in diesem Fall recht gering und liegen bei ungefähr zwanzig bis dreißig Prozent der insgesamt entstehenden Kosten bzw. bei zehntausend bis zwanzigtausend Euro. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine Sanierung ohne gleichzeitigen Sanierungszwang aufgrund von Überalterung, Verschleiß oder Beschädigung der Gebäudeteile oder Technik oftmals unwirtschaftlich ist.
Unabhängige Energieberater und Förderprogramme
Die Lösung, die für jedes Haus passt, gibt es nicht, sondern es muss immer individuell entschieden werden, welche Maßnahmen sinnvoll sind. Um Hausbesitzern bei dieser Entscheidung zu helfen, gibt es in vielen Gemeinden und Landkreisen Energieberater, die eine erstmalige Energieberatung kostenlos durchführen. Für die weitere Beratung finden Interessierte auf der Homepage der dena nachweislich qualifizierte Energieberater.
Förderungen gibt es vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA über das Programm „Vor-Ort-Beratung“. Die Förderung wird direkt vom Sachverständigen beantragt. Die kfW fördert die energetische Fachplanung und Baubegleitung mit dem Förderprogramm „Energieeffizient Sanieren – Baubegleitung (431)“ mit einem nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe von 50 Prozent der förderfähigen Kosten bzw. maximal 4.000 Euro pro Investitionsvorhaben.
In jedem Fall ist eine fachkundige Baubegleitung immens wichtig. Die fehlerhafte Anbringung einer Wärmedämmung kann nicht nur den Einspareffekt zunichtemachen, sondern auch das Gebäude in seiner Substanz schädigen und die Wohnqualität beträchtlich mindern.