Wer einen Neubau oder eine Sanierung plant, denkt über sehr viele Dinge nach, die sich auf den Komfort und die Ausstattung des neuen Heims beziehen. In der Regel werden jedoch Dinge außer Acht gelassen, die als Selbstverständlichkeit erscheinen. Wie Steckdosen! Doch sehr oft ist es so, dass bei einer Standardausstattung eines Hauses oder einer Wohnung viel zu wenig Steckdosen eingeplant werden. Im Grunde kann es aber in einem Wohnraum nie zu viele Steckdosen geben. Denn viel größer ist der Ärger, wenn später Steckdosen fehlen und nachgerüstet werden muss.
Planung
Zur optimalen Planung von Steckdosen dient am besten eine Kopie des Grundrisses vom Haus oder der Wohnung als Vorlage. Optimal ist, wenn man sich schon Gedanken über die mögliche Einrichtung gemacht hat. Denn Verwendungszweck der Zimmer und die Möblierung ist die Grundlage für die Anordnung von Steckdosen. Man sollte dabei großzügig planen. Lieber zu viel, als zu wenig!
Natürlich ist auch die Ausstattung von Häusern und Wohnungen mit Steckdosen in Deutschland geregelt. Während die DIN 18015-2 „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 2: Art und Umfang der Mindestausstattung“ sowie die DIN 18015-4 „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 4: Gebäudesystemtechnik“ die Mindestanforderungen an Steckdosen festlegt, legt die Richtlinie RAL-RG 678 des Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung die Standardausstattung und Komfortausstattung fest.
Laut RAL-RG 678 hängen die Steckdosenanzahl und der Anteil von Leuchten- und Kommunikationsanschlüssen von der Raumgröße und dem so genannten Ausstattungswert ab.
Ausstattungswert | Kennzeichnung | Qualität |
---|---|---|
1 | * | Mindestausstattung gemäß DIN 18015-2 |
2 | ** | Standardausstattung |
3 | *** | Komfortausstattung |
1plus | * plus | Mindestausstattung gemäß DIN 18015-2 und Vorbereitung für die Anwendung der Gebäudesystemtechnik gemäß DIN 18015-4 |
2plus | ** plus | Standardausstattung und mindestens ein Funktionsbereich gemäß DIN 18015-4 |
3plus | *** plus | Komfortausstattung und mindestens zwei Funktionsbereiche gemäß DIN 18015-4 |
Je höher der Ausstattungswert, umso höher die Steckdosenanzahl! Dieser richtet sich maßgeblich nach den eigenen Komfortansprüchen. Der Ausstattungswert 1 enthält somit nur den Mindestumfang an Steckdosen, während sich beim Ausstattungswert 3 (ohne plus) die Anzahl der Steckdosen im Verhältnis zum Ausstattungswert 1 um mehr als das Doppelte erhöht.
Ausgehend von der Standardausstattung, empfiehlt sich folgende Anzahl von Steckdosen:
Wohnzimmer über 20m²: 20 + 4 Steckdosen
Im Wohnzimmer sollten ausreichend Steckdosen eingeplant für Fernseher, Musikanlage, Lampen und andere elektronische Geräte. Man sollte daran denken, dass der Fernseher immer woanders hingestellt werden kann, falls man sich später für eine andere Einrichtung entscheidet.
Küche: 10 + 5 Steckdosen
Backofen, Geschirrspüler, Mikrowelle, Kühlschrank und Herd sowie zahlreiche Steckdosen für Haushaltsgeräte und Arbeitssteckdosen. Die Arbeitssteckdosen sollten so verteilt werden, dass überall an der Arbeitsfläche Steckdosen vorhanden sind.
Kinderzimmer: 8 + 3 Steckdosen
Im Kinderzimmer sollte man relativ flexibel planen, da die Kinder irgendwann aus dem Haus sind. Hier kann es hilfreich sein, zu wissen, dass später möglicherweise ein Gästezimmer entsteht.
Bad: 2 + 2 Steckdosen
Im Bad sieht man lediglich zwei Steckdosen links und rechts vom Spiegel vor. Diese sind für den Anschluss eines Föhns oder eines Rasierapparates gedacht. Zwei weitere in Bodenhöhe. Zu beachten ist hier, dass keine Steckdose im Spritzwasserbereich installiert werden darf.
Flur oder Diele: 3 + 2 Steckdosen
Im Flur sind Steckdosen wichtig für den Staubsauger oder auch zum Aufladen elektronischer Geräte wie Mobiltelefone.
Hauswirtschaftsraum: 8 Steckdosen
Im Hauswirtschaftsraum sollten ausreichend Steckdosen für unterschiedliche Tätigkeiten und Arbeitsbereiche eingeplant werden. Aber auch Waschmaschine und Trockner benötigen eine Steckdose.
Arbeitszimmer: 8 + 2 Steckdosen
Im Arbeitszimmer benötigt man zahlreiche Steckdosen für Computer, Drucker, Scanner und andere technische oder elektronische Geräte. Auch im Arbeitszimmer sind vielleicht später noch Veränderungen geplant. Aus diesem Grund sollte man hier möglichst flexibel planen.
Außenbereich: 7 + 1 Steckdose
Für Balkon, Terrasse oder Loggia können neben den elektrischen Gartengeräten auch ein Kühlschrank, Radiogerät, Akkuladegeräte oder auch mal ein TV-Gerät im Outdoor-Bereich angeschlossen werden. Auch ein Elektrogrill gehört sicherlich beim dem ein oder anderen zur sommerlichen Grundausstattung und sollte mit bedacht werden.
Sonderausstattungen Garage, Werkstatt oder Sauna
In der Garage, der Hobbywerkstatt oder im Keller kommen häufig Geräte zum Einsatz, die eine größere Spannung benötigen. Daher ist hier die Installation einer Dreiphasen-Wechselstrom-Steckdose (400 Volt Kraftstrom) sinnvoll. Auch für eine Sauna muss ein Anschluss mit einer höheren Spannung eingeplant werden. In der Garage sollte man ausreichend Steckdosen für den Anschluss von Gartengeräten oder einen Kompressor zum Aufpumpen der Reifen einplanen.
Wie viele Steckdosen pro Leitungsschutzschalter?
Obwohl es heißt: lieber zu viel, als zu wenig – die Anzahl der Steckdosen pro Leitungsschutzschalter und Stromkreis ist nicht beliebig! Die richtige Absicherung von Steckdosen ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu gehören unter anderem der Leitungsquerschnitt, die Stromstärke der Absicherung, die Verlegeart der Leitungen, die Leistungsaufnahme der Verbraucher und noch einiges mehr. Deshalb ist die maximale Anzahl von Steckdosen pro Leitungsschutzschalter und Stromkreis nicht mit einer Zahl zu bestimmen.
So sind Steckdosen für bestimmte Geräte nach DIN 18015 Teil 2 mit einem separaten Stromkreis zu versehen. Dies betrifft alle Verbraucher mit einer Leistung ab 2 kW. Explizit (und unabhängig von der Leistung), müssen folgende Betriebsmittel separat abgesichert werden:
- Elektroherd
- Backofen
- Dampfgarer
- Geschirrspülmaschine
- Mikrowellengerät
- Waschmaschine
- Wäschetrockner
- Warmwassergerät
- Dampfbügel-/Bügelmaschine
- Heizungsanlage
- Jalousie-/Rollladenantriebe
- Sauna/Whirlpool
Für die übrigen Stromkreise und Steckdosen gibt es keine Norm. Eine erste Orientierung bietet jedoch die offizielle Ausstattungsrichtlinie RAL-RG 678 für „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden“ des Deutschen Instituts für Gütesicherung. Diese Richtlinie legt auch die Mindest-, Standard- und Komfortausstattung von Wohngebäuden mit Steckdosen und Stromkreisen fest. Sie orientiert sich dabei an den Mindestanforderungen für Steckdosen der DIN 18015-2 „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 2: Art und Umfang der Mindestausstattung“ sowie an der DIN 18015-4 „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden – Teil 4: Gebäudesystemtechnik“.
Eine weitere Grundlage zur maximalen Absicherung von Steckdosen, bietet die offizielle Ausstattungsrichtlinie RAL-RG 678 für „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden“ des Deutschen Instituts für Gütesicherung, bei der Leiterquerschnitt und Nennstrom der dazugehörigen Schutzeinrichtung bei der Bemessung des Stromkreises berücksichtigt werden.
Die maximale Leistung, die über einen Stromkreis für Steckdosen verteilt werden kann, hängt vom Leitungsquerschnitt ab. Wurde eine Kupferleitung mit einem Leiterquerschnitt von 1,5 mm² verbaut und mit einem Leitungsschutzschalter mit 10A abgesichert, darf die maximale Leistung innerhalb dieses Stromkreise 2.300 Watt nicht überschreiten. Wurde eine Kupferleitung mit einem Leiterquerschnitt von 2,5 mm² verbaut und mit einem Leitungsschutzschalter mit 16A abgesichert, darf die maximale Leistung innerhalb dieses Stromkreise 3.600 Watt nicht überschreiten.
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Elektroinstallation ist meisterpflichtig
Nicht ohne Grund, zählt die Installation von elektrischen Anlagen, zu den meisterpflichtigen Gewerken in Deutschland. Das heißt, dass die Elektroinstallation nur von einem Meisterbetrieb durchgeführt werden darf, der gemäß Handwerksordnung (HwO) §1 Abs. 1 in die Handwerksrolle eingetragen ist und damit als Elektrofachfirma gilt. Für Laien sind Arbeiten an der Elektroinstallation tabu! Grundlage dafür ist §13 Abs. 2 Satz 4 der „Niederspannungsverordnung“ (NAV) sowie die DIN VDE 0100-1000. Dieses Verbot gilt für die gesamte Hauselektrik.
Sofern man weiß, welche elektrischen Verbraucher an die Steckdosen angeschlossen werden, addiert man die Wattangaben auf den Verbrauchern. So erhält man die Leistung, die der Stromkreis verteilen muss. Es sollte unbedingt daran gedacht werden, mit den Steckdosen nicht die 2.300 Watt beziehungsweise 3.600 Watt voll auszureizen. Immer einen Sicherheitspuffer einplanen. Bestimmte Geräte nehmen beim Einschaltvorgang deutlich mehr Leistung auf, als auf dem Typenschild angegeben ist. Die Folge wäre ein permanentes Auslösen des Sicherungsautomaten beim Einschalten. Lieber die Anzahl der Steckdosen in verschiedene Stromkreise aufteilen.
Orientierungsgrundlage für die Anzahl der Steckdosen: Leistungsbemessung von Stromkreisen nach offizieller Ausstattungsrichtlinie RAL-RG 678 für „Elektrische Anlagen in Wohngebäuden“ des Deutschen Instituts für Gütesicherung, bei der Leiterquerschnitt und Nennstrom der dazugehörigen Schutzeinrichtung berücksichtigt wurden.
Steckdosenarten
Steckdosen gehören zu den wichtigsten Komponenten der Elektroinstallation. Sie unterscheiden sich nicht nur im Design sondern auch in ihren Ausführungen. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Unterputz- und Aufputz-Ausführungen. Unterputz-Steckdosen sind für den Einbau. Aufputz-Steckdosen werden auf der Wand installiert. Neben dieser grundsätzlichen Unterscheidung sind die gebräuchlichsten Ausführungen:
- Doppel-Steckdosen
- Steckdosen mit Klappdeckel bei der Montage in der Nähe von Wasser (Bad, Küche, Balkon oder Terrasse)
- Steckdose mit integriertem Fehlerstrom-Schutzschalter
- Steckdosen mit integriertem Personenschutzschalter (Bad oder Kinderzimmer)
- Steckdosen mit integriertem Überspannungsschutz (Computeranschluss)
- Steckdosen mit integrierter WLAN-Ladebuchse
- WLAN-Steckdose
Steckdosensicherung
Inzwischen werden immer mehr Steckdosen mit integrierter Sicherung verwendet – und dies nicht nur als elektrotechnische Kindersicherung. Der Schutzmechanismus, auch Shutter genannt, ist Teil der Steckdosenabdeckungen und besteht aus einem drehbaren Flügelplättchen, dass in der Ausgangsstellung die beiden Kontakte verdeckt und die Steckdose verschließt. Der Shutter bleibt so lange in der Ausgangsstellung, die Steckdose so lange verschlossen, bis der für den bestimmungsmäßigen Gebrauch vorgesehene Stecker eingeführt wird.
Eine nachträgliche Sicherung für bereits vorhandene Steckdosen ohne Sicherung ist durchaus möglich. Die beliebteste und einfachste Absicherung für Steckdosen sind immer noch die sogenannten „Drehsicherungen“. Diese Plastikbauteile werden in die Steckdose geklebt und verdecken die beiden Steckdosenkontakte. Durch das Festkleben ist es zudem nicht möglich, diese Absicherung herauszuziehen. Wer einen Stecker in die Steckdose stecken möchte, muss den Stecker mit leichtem Druck beim Einstecken drehen, damit die Mechanik der „Drehsicherung“ die beiden Kontakte der Steckdose freigibt und der Stecker hineinpasst.
Anwendungsfreundlicher und schneller bei der Nachrüstung sind „Drehsicherung“ zum Einstecken. Die Plastikkomponenten werden einfach oberhalb des Schutzkontakts in die Steckdose gesteckt. Auch hier wird beim Einstecken eines Steckers die Absicherung solange gedreht, bis sie die beiden Kontakte der Steckdose freigibt und der Stecker hineinpasst. Andererseits lassen sich diese „Drehsicherungen“ bei Bedarf auch entfernen. Außerdem können diese „Sicherungen“ von einer in eine andere Steckdose gesteckt werden. Diesen Vorteil haben eingeklebten „Drehsicherungen“ nicht.
Und dann gibt es noch Steckdosensicherungen mit Schloss. Sie werden oft an frei zugänglichen Orten, wie Garten oder Terrasse, genutzt, um eine unbefugte Nutzung auszuschließen. Die Abdeckung wird mit einem Schloss gesichert, dass vor Nutzung der Steckdose jedes Mal entfernt werden muss.
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