Eine beschädigte Kabelisolierung ist ein Sicherheitsrisiko, denn es besteht die Gefahr von Kurzschlüssen und Stromschlägen. Deshalb muss die Schadstelle umgehend behoben werden. Dabei wird immer wieder eine Frage heiß diskutiert: „Muss ein beschädigtes Kabel ausgetauscht oder kann ein beschädigtes Kabel mit Isolierband isoliert werden?“ Schließlich kosten neue Kabel und Leitungen je nach Länge und Leitungsquerschnitt viel Geld.

Bei der Frage „Austausch“ oder „Reparatur“ ist nur eins sicher: Eine „perfekte“ Isolierung besitzt nur eine unbeschädigte Leitung oder ein unbeschädigtes Kabel (Mantel und Aderisolierung) selbst. Vieles spricht deshalb dafür, beschädigte Kabel und Leitungen auszutauschen! Doch entsprechende Normen oder Bestimmungen gibt es dafür nicht.
Normen und Vorschriften nicht eindeutig
Zu flexiblen Anschlusskabeln mit Steckern und zu flexiblen Verlängerungsleitungen gibt es in der DIN VDE 0100 keine Aussagen zu möglichen Reparaturen. Bei Leitungen, die zu fest installierten Verbrauchern führen oder in fest errichteten elektrischen Anlagen installiert wurden, sieht es anders aus. Hier müssen die Kabel oder Leitungen ausgewechselt werden. Dabei ist das beschädigte Stück herauszuschneiden und die Leitungsenden in eine Abzweigdose zu führen und dort fachgerecht zu verbinden. Auch entsprechende Verbindungsmuffen können hier verwendet werden.

Auch die relevanten Unfallverhütungsvorschriften (Beispiel: BGI/GUV-I 5090 „Wiederkehrende Prüfungen ortsveränderlicher elektrischer Arbeitsmittel“) sind nicht eindeutig. Hier wird zwar immer wieder darauf hingewiesen, dass beschädigte Leitungen nicht weiterverwendet werden dürfen. Doch von einer Reparatur ist keine Rede.
Schaden analysieren und entsprechende Reparatur einleiten
Bevor man sich entscheidet „Auswechseln“ oder „Isolieren“, sollte man eine genaue Sichtprüfung der Beschädigung vornehmen. Bei oberflächlichen Beschädigungen, also keine tiefgehenden Risse, Löcher oder Abnutzungserscheinungen, die die Aderisolierungen oder sogar Adern freilegen, können diese mit einem geeigneten Isolierband umwickelt werden. Bei PVC-Isolierband ist unbedingt auf die IEC-Klassifizierungen zu achten! Sie regelt bei PVC-Isolierbändern die unterschiedlichen Temperaturbereiche. Bei falscher Anwendung, insbesondere bei Erwärmung, verliert das Isolierband die nötige Flexibilität und kann dann nur an bewegungsfreien Stellen für die notwendige Sicherheit sorgen. Bei falscher Temperatur wird der Kleber „seifig“ und das Isolierband rutscht irgendwann – zumindest bei starken Bewegungen oder bei Berührung – von der Reparaturstelle herunter. Folge: Die Sicherheit ist nicht mehr gegeben!
Bei tiefergehenden Schäden, insbesondere wenn die Aderisolierung freiliegt oder angekratzt ist, empfiehlt sich der Einsatz eines Schrumpfschlauchs. Dieser sollte über die beschädigte Stelle geschoben und gleichmäßig erhitzt werden, um eine isolierende Schicht zu bilden. Dabei ist zu bedenken, dass bei 230 V ein Schrumpfschlauch auf beweglichen Leitungen ungeeignet ist. Er dehnt sich mit der Zeit aus, löst sich und verrutscht.
Alle anderen Beschädigungen gelten als schwerwiegend. Hier gilt: Bei stark beeinträchtigter Isolierung sollte unbedingt ein vollständiger Austausch des Kabels oder der Leitung vorgenommen werden. Dies gilt insbesondere, wenn Adern freiliegen.

Isolierband ist nicht gleich Isolierband
Wer also Schäden an Kabeln oder Leitungen reparieren will, kann durchaus auf Isolierband zurückgreifen. Das verwendete Isolierband hat dabei zu bewirken, dass elektrische Ströme nur in den Adern fließen und es nicht zu Durch- oder Überschlägen kommt und dass Menschen sowie Nutztiere blanke Teile mit gefährlichen elektrischen Spannungen nicht berühren können. Sie dürfen nicht korrosionsbegünstigend auf Metalle wirken und sollten hinsichtlich der Strombelastbarkeit von Kabel und Leitungen (angelehnt an die DIN VDE 0298-4) den thermischen Belastungen standhalten. Die Isolierung muss jedenfalls für eine angemessene Sicherheit sowie für eine angemessene Lebenserwartung der Kabel und Leitung sorgen.
Kein natürlicher oder künstlich hergestellter Isolierwerkstoff erfüllt die vorgenannten Eigenschaften gleichzeitig, dauerhaft und in gleichem Maße gut. Deshalb gibt es verschiedenartige Isolierwerkstoffe auf dem Markt. Dementsprechend müssen Isolierbänder für den jeweiligen Anwendungsfall fachkundig ausgewählt werden. Man sollte also darauf achten, wofür ein Elektroisolierband zertifiziert ist.

Isolierbänder
Wer Elektroisolierbänder aus PVC verwendet, sollte immer mindestens zwei überlappende Schichten aufbringen. Die letzte Schicht sollte dabei etwas weniger straff und ohne Zug sein, um ein Ablösen des Bandendes zu verhindern.
Isolierbänder aus Gummi sorgen für elektrische Isolierung, mechanische Polsterung, Wasserabdichtung und Formgebung. Zunächst wird ein selbstverschweißendes Isolierband aus Gummi auf dem vorbereiteten Kabel in stark gedehnten überlappenden Schichten aufgebracht. Das Band sollte dabei besonders fest aufgezogen werden, um eine wasserdichte Versiegelung zu erzielen. Wer Gummi-Isolierband verwendet, muss es zusätzlich mit Isolierband aus PVC umwickeln und fixieren. Aufgepasst: Es darf bei der Reparatur von Elektrokabeln kein Isolierband mit halbleitenden Schichten verwendet werden! Die Produkte sind in dieser Hinsicht in der Regel klar gekennzeichnet.
Bänder aus Gummiharz (Mastik) verbinden die elektrische Isolierung mit einer mechanischen Polsterung, Feuchtigkeitsabdichtung und Formgebung. Bei der Anwendung des Mastik-Isolierbandes ist darauf zu achten, dass man nicht zu viel Mastik verwendet, um ein Durchsickern des Harzes zu vermeiden. Auch hier gilt: Mastik-Bänder sind zusätzlich mit einem PVC-Band zu umwickeln, um eine hohe Witterungsbeständigkeit zu erzielen.

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Richtig isolieren
Isolierband sollte grundsätzlich mit ausreichend Dehnung aufgebracht werden, um es an das Kabel anzupassen. Spitz zulaufende Isolierungen, wie bei abisolierten Kabelenden, sollte man „ansteigend“ umwickeln – sprich vom dünnsten zum dicksten Punkt. Auf diese Weise wird der untere Bereich gesichert. Zum Schneiden des Bandes immer eine Schere oder ein Messer benutzen. Nicht mit der Hand abreißen! Denn das Isolierband dehnt sich bis zum Riss aus und verliert am Bandende seine Elastizität und klebt nicht mehr.

Entscheidend bei der Verwendung von Isolierband ist es, stets das richtige Band für die jeweiligen Bedingungen zu verwenden. Daher sollte man stets darauf achten, welches Band für welchen Anwendungs- und Temperaturbereich zertifiziert ist. Dies kann man in der Regel auf der Umverpackung oder im Beipackzettel nachlesen.
Im Handel sind zahlreiche Varianten von Elektroisolierbändern auf PVC-Basis erhältlich. Sie unterscheiden sich zum Beispiel durch ihre Dehnbarkeit und die Beständigkeit gegen Hitze- oder Kälteeinwirkung. Auch die Schwere oder Leichtigkeit des Abwickelns von der Rolle oder ein eventuelles Nachlassen der Klebekraft sind wichtige Qualitätskriterien. Eine aussagekräftige Bewertung der Produktqualität liefern Zertifizierungen wie IEC und VDE.
Ein Produkt, das IEC-zertifiziert ist, signalisiert, dass es internationalen Sicherheitsstandards entspricht. Die VDE-Zertifizierung geht auf nationale Normen in der Elektroinstallation ein und ist damit ein Qualitätsmerkmal, speziell für Elektroisolierband.


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