Finanzielle Richtwerte für ein komplexes Projekt
Jedes Haus ist anders und stellt seine eigenen Herausforderungen beim Wärmeschutz. Die Unbekannten sind beispielsweise das Gebäudealter, der Sanierungsstand, der Wandaufbau oder die Größe. Werden nun Kosten für verschiedene Dämmmaßnahmen angegeben, müssen diese Unbekannten in einem Ausgangszustand definiert werden. Das bedeutet, dass sich die Kosten in diesem Fall auf ein theoretisches Mustergebäude beziehen und keine allgemeingültige Aussage sind.
Dämmungs-Rechner:
Kosten und Einsparungen Ihrer Sanierung berechnen
Dennoch sind solche Richtwerte sinnvoll. Geben Sie doch dem Sanierer die Möglichkeit, den finanziellen Aufwand für eine energetische Optimierungsmaßnahme grob abzuschätzen. Am praktikabelsten sind daher Angaben zum Quadratmeterpreis. Das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) hat im Rahme der Hessischen Energiespar-Aktion beispielhaft die Kosten für verschiedene Dämmmaßnahmen angesetzt:
- Dach (Zwischen- und Untersparren): 60 bis 100 Euro pro Quadratmeter
- Dach (Aufsparren): 130 bis 200 Euro pro Quadratmeter
- Oberste Geschossdecke (begehbar): 40 bis 60 Euro pro Quadratmeter
- Oberste Geschossdecke (nicht begehbar): 24 bis 30 Euro pro Quadratmeter
- Wärmedämmverbundsystem (WDVS): 90 bis 180 Euro pro Quadratmeter
- Hinterlüftete Vorhangfassade: 150 bis 300 Euro pro Quadratmeter
- Innendämmung (diffusionsbremsend): 40 bis 60 Euro pro Quadratmeter
- Innendämmung (diffusionsoffen): 70 bis 100 Euro pro Quadratmeter
Hochgerechnet auf die zu dämmenden Flächen ergeben sich für die verschiedenen Dämmmaßnahmen somit leicht fünfstellige Investitionssummen.
Dämmung ist nur ein Teil der Kosten
Bei allen Dämmmaßnahmen gibt es die Wärmedämmung auf der einen Seite und begleitende Arbeiten auf der anderen Seite als Kostenfaktor. Besonders deutlich wird das am Beispiel der hinterlüfteten Vorhangfassade: Die extrem große Spanne von 75 bis 300 Euro pro Quadratmeter ergibt sich daraus, dass die Fassadenbekleidung einen Großteil der Kosten ausmacht.
Wählt der Bauherr oder Modernisierer ein besonders hochwertiges Bekleidungsmaterial, zum Beispiel Kupfer, liegen die Kosten deutlich höher als bei einer Bekleidung mit beispielsweise asbestfreien Faserzementplatten. Auch die benötigte Unterkonstruktion wirkt sich auf die Kosten aus, vor allem, wenn sie für schwere Fassadenmaterialien in verstärkter Form ausgebildet werden muss. Für eine Vorhangfassade mit Holzschalung lassen sich die Kosten für einen Quadratmeter Bauteilfläche exemplarisch wie folgt aufteilen:
- Holzschalung: 52 Euro
- Unterkonstruktion: 25 Euro
- Dämmstoff (Mineralfaser 18 Zentimeter): 32 Euro
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Dach: Bei einem Einfamilienhaus, das eine Dachfläche von 150 Quadratmetern aufweist, kann eine Neueindeckung mit gleichzeitiger Dämmung eine Investition von rund 20.000 Euro verursachen. Der Anteil der reinen Dämmung ist mit 4.500 Euro vergleichsweise gering.
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Clever Sanieren heißt Ohnehin-Kosten mehrfach nutzen
Ob Dämmung oder nicht – wird modernisiert, fallen meist neben Baumaterial und dessen fachgerechten Einbau weitere Kosten an, beispielsweise für das Aufstellen eines Gerüstes oder das Einrichten einer Baustelle. Jede größere Instandsetzungsmaßnahme sollte daher darauf geprüft werden, ob sie sich mit einer Verbesserung des Wärmeschutzes kombinieren lässt. Denn abzüglich dieser ohnehin entstehenden Kosten (Ohnehin-Kosten) fallen für die Dämmung dann tatsächlich nur die Mehrkosten für das Material an. Die Wärmedämmung kann im Sanierungsfall sogar gesetzlich vorgeschrieben sein: Werden 20 Prozent eines Bauteils (zum Beispiel der Wand oder des Daches) baulich verändert, muss gemäß Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) das gesamte Bauteil nach der Sanierung die GEG-Standards erfüllen.
Angesichts der stetig steigenden Energiepreise lohnt sich allerdings auf jeden Fall, beim Wärmeschutz noch über das gesetzlich geforderte Mindestmaß hinauszugehen. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat das in ihrer Sanierungsstudie nachgewiesen. Teil zwei der Studie befasst sich mit der energetischen Sanierung von selbst genutzten Wohngebäuden. Es hat sich gezeigt, dass bei einem alten Gebäude die energetische Sanierung auf das energetische Niveau eines Effizienzhauses 70 wirtschaftlich ist. Ein Effizienzhaus 70 darf im Vergleich zu einem Standard-Neubau nur noch 70 Prozent der Energie verbrauchen. Werden die Kosten der energetischen Sanierung auf die eingesparten Heizkosten umgelegt, kostet jede eingesparte Kilowattstunde Energie 7,1 Cent. Dieser Wert liege unter dem durchschnittlichen Energiepreis von 8 Cent, so die dena.
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Sogar die Sanierung auf den nächst besseren Effizienzhausstandard – das Effizienzhaus 55 – lässt sich bei einer Bestandssanierung noch wirtschaftlich gestalten. Das hat die dena im Rahmen der Studie für ein Einfamilienhaus aus den 70er-Jahren mit 144 Quadratmetern Wohnfläche berechnet. An dem Haus wurden folgende Sanierungsmaßnahmen berücksichtigt:
- Dämmung der Außenwände
- Dämmung der Kellerdecke
- Dämmung der Geschossdecke
- Einbau von 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung
- Einbau eines Brennwertkessels mit Solarthermieanlage zur Warmwasserbereitung
- Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Diese energiesparenden Maßnahmen verursachen bei der Sanierung Mehrkosten von rund 30.000 Euro. Dafür sinken die Energiekosten des Hauses von jährlich rund 2.730 Euro vor der Sanierung auf nur noch rund 564 Euro pro Jahr danach. Rechnerisch kostet die eingesparte Kilowattstunde in diesem Fall 7,7 Cent. Immer noch weniger als der aktuelle durchschnittliche Energiepreis.
In Teil eins der Sanierungsstudie hatte die dena bereits nachgewiesen, dass sich sogar der Wärmeschutz von Mehrfamilienhäusern so gestalten lässt, dass die reduzierten Energiekosten über geringere Nebenkosten eine höhere Kaltmiete ausgleichen. Die Sanierung ist somit „warmmieteneutral“ möglich.
Wirtschaftlichkeit vorab berechnen lassen
Die Beispiele machen deutlich: Eine Dämmung ist immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Um sicherzugehen, dass die Dämmung die Investitionskosten sicher wieder einspielt, ist im Vorfeld eine Wirtschaftlichkeitsberechnung sinnvoll. Diese kann ein Energieberater durchführen.
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