Welches Material zur Dämmung eines Wohnhauses verwendet werden soll, darüber kann viel diskutiert werden. Um diese Debatte geht es hier nicht. Fest steht, dass die Dämmung mit geschäumten Kunststoffen nach wie vor weitverbreitet ist. Die Rede ist oft von Styropor – aber das ist streng genommen nur ein Handelsname und außerdem gibt es noch andere Stoffe.
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Vier Materialien sind zu nennen: Da ist zunächst expandiertes Polystyrol (EPS), das ist das erwähnte Styropor. Styrodur ist einer von mehreren Handelsbezeichnungen für extrudiertes Polystyrol (XPS). Die Abkürzung PUR steht für Dämmstoffe aus Polyurethan, PIR ist eine Weiterentwicklung davon. PUR und PIR werden auch als PU-Materialien zusammengefasst. Allen Stoffen gemeinsam ist, dass sie im Wesentlichen auf Rohöl als Ausgangsstoff basieren. Hier kommt ein Überblick – wobei es um die Chemie nicht gehen soll. Es geht eher um das, was den Anwender für die Praxis interessiert.
Auch Kostenangaben wird hier verzichtet. Die Investition hängt sehr davon ab, in welcher Stärke der Dämmstoff eingebaut wird, wo man ihn in welcher Menge kauft, die Preise schwanken deutlich. Am günstigsten ist jedenfalls EPS, gefolgt von XPS, PUR und PIR.
Expandiertes Polystyrol (EPS) – Styropor
EPS wird hergestellt, indem ein Kunststoffgranulat im Wasserdampf aufgeschäumt wird. Die aufgeschäumten Granulatkugeln sind gut einzeln erkennbar und oft auch einzeln abtrennbar.
Styropor dämmt gut, da es zu 98 Prozent aus Luft besteht. Die Wärmeleitfähigkeit wird mit bis zu 0,035 W/mK angegeben. Beim Vergleich ist zu bedenken, dass ein Material umso besser dämmt, je geringer die Wärmeleitfähigkeit ist. Seit einer Weile gibt es EPS auch in grau, dieses erreicht eine Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/mK.
EPS oder XPS: Ein Vergleich
EPS vs. XPS: Vergleich, Informationen und Alternativen Bei EPS wie auch XPS handelt es sich um Polystyrol, beide Dämmstoffe basieren… weiterlesen
Zu den Vorteilen von EPS gehört der niedrige Preis. Außerdem ist EPS leicht, lässt sich also an die Fassade kleben, was erheblich einfacher ist als irgendwelche Lösungen mit Schrauben und Dübeln. Die Dichte liegt bei weniger als 15 bis 30 Kilogramm pro Kubikmeter.
Vorsicht geboten ist, wenn EPS mit anderen am Bau verwendeten Chemikalien in Berührung kommt. Wer sich einen Eindruck verschaffen will, lässt ein wenig Klebstoff der Marke „Pattex“ auf eine Styropor-Platte laufen – und bekommt nach einer Weile dort ein großes Loch. EPS ist auch lichtempfindlich und muss effektiv vor Tageslicht geschützt werden.
Ein Nachteil von EPS sind die Brandeigenschaften. Es schmilzt schnell und fängt ebenso schnell Feuer. Dieses breitet sich schnell aus, weshalb sogenannte Brandriegel eingebaut werden müssen. Der Rauch enthält gesundheitsschädliche Stoffe.
EPS wird auch unter den Handelsbezeichnungen Sagex, Steinopor, Austrotherm und Airpop angeboten.
Extrudiertes Polystyrol (XPS) – Styrodur
Beim extrudierten Polystyrol sind die aufgeschäumten Granulatteile bedeutend kleiner und auch nicht einzeln abtrennbar. XPS hat gegenüber EPS den Vorteil, dass es sehr druckstabil ist. Es kann also auch zur Dämmung unter der Bodenplatte verwendet werden, wenn es dort eine Dämmung geben soll. Es nimmt außerdem kein Wasser auf, ist also für jede Art der Perimeterdämmung, also zum Erdreich hin, geeignet.
XPS ist ein wenig teurer und ein wenig schwerer als EPS, aber immer noch weder teuer noch schwer. Die Dichte liegt zwischen 25 und 50 Kilogramm pro Kubikmeter. Der Wärmedurchgangswert liegt im besten Fall bei 0,028 W/mK.
Auf der Verpackung kann statt Styrodur auch Styrofoam, Roofmate, Jackodur, Floormate oder Austrotherm stehen.
Polyurethan-Hartschaum (PUR)
PUR und PIR werden ebenfalls zu sehr formstabilen und nicht wasseraufnehmenden Dämmplatten verarbeitet. Beide Stoffe dämmen noch einmal erheblich besser als EPS und XPS. Für PUR spricht auch, dass es gegenüber den meisten am Bau verwendeten Chemikalien resistent ist. PUR kann in sehr vielen Bereichen als Dämmstoff verwendet werden, bietet sich beim Wohnhaus eigentlich für alle Anwendungen an.
PUR-Platten haben eine Wärmeleitfähigkeit von bis zu 0,023 W/mK und eine Dichte von 30 bis 33 Kilogramm pro Kubikmeter. PUR-Platten werden oft mit Aluminiumfolie kaschiert, die das Material schützt, aber auch als Sichtoberfläche fungiert.
PUR hat gegenüber EPS und XPS deutlich bessere Brandschutzeigenschaften, schmilzt nicht, sondern karbonisiert an der Oberfläche. Damit sind die Brandriegel nicht erforderlich, die bei den anderen Stoffen ab einer bestimmten Gebäudehöhe eingezogen werden müssen.
Charakteristisch für PUR-Platten sind auch Kanten mit Nut und Feder. Auf diese Weise kommt eine besonders stabile Verbindung zustande, und es besteht nicht die Gefahr, dass sich nebeneinander liegende Platten in der Höhe gegeneinander verschieben. Außerdem werden so Fugen und damit Wärmebrücken besser verhindert.
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Polyisocyanurat-Schaum (PIR)
Wer besonders hohe Anforderungen an den Brandschutz stellt, verarbeitet PIR. Es ist auch noch einmal deutlich formstabiler als PUR. Es ist damit sicher die dauerhafteste Variante unter allen Dämmungen mit aufgeschäumten Kunststoffen. Auch die Wärmeleitfähigkeit von 0,023 W/mK oder besser ist ein starkes Argument für PIR. Der sogenannte K-Wert ist damit einer der niedrigsten unter allen klassischen Dämmstoffen überhaupt. PIR wird damit besonders interessant, wenn zum Beispiel im Gebäudeinnern die Dicke der Dämmschicht nicht zu groß sein soll.
Die Dichte beträgt 30 Kilogramm je Kubikmeter, kann je nach Anforderung aber auch höher liegen. Bei K-Wert und Dichte ist PIR also tendenziell einen Tick besser als PUR. PIR ist frei von Formaldehyd und irgendwelchen gesundheitsschädlichen Fasern und daher für die Steildachdämmung im Innern gut geeignet.
Eingesetzt werden PIR-Platen auch gerne bei Flachdächern, vor allem auch, wenn es noch eine Druckbelastung von oben gibt – etwa durch eine Parkplatzfläche. PIR-Platten werden während der Produktion zumeist mit Aluminiumfolie oder Mineralflies kaschiert.
Eine weitere geläufige Bezeichnung für PIR ist Polyiso-Hartschaum.
Pro und Contra – die Ökobilanz
Befürworter der geschäumten Dämmstoffe argumentieren mit einer guten Ökobilanz – im Laufe ihres Lebens spare das Material 70-mal so viel Energie ein, wie zu seiner Herstellung gebraucht wurde. Andere wenden ein, in dieser Rechnung sei die zum Recycling notwendige Energie noch nicht enthalten und raten dazu, nachwachsende Rohstoffe zur Dämmung zu verwenden. Freilich ist dies nicht bei allen Anwendungen unproblematisch möglich, etwa bei der Perimeterdämmung.
Die Befürworter sprechen auch davon, dass Entsorgung und Recycling von Hartschaumplatten problemlos möglich sei – saubere und unbeschädigte Platten könnten erneut für Dämmzwecke eingesetzt werden. Dazu ist allerdings zu sagen, dass im Wärmeverbundsystem die Platten angeklebt und beim Abbruch nicht wieder von Putz und anderem Bauschutt getrennt werden können. Allerdings arbeiten Hersteller und Recyclingbranche an einer Lösung für dieses Problem. Die weithin praktizierte Verbrennung ist wegen der Entstehung klimaschädlicher Emissionen auch keine befriedigende Lösung.
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