Einfach, zweifach, dreifach – mehr Wärmeschutz durch Fenstertausch
In manchem alten Gebäude sind sie auch heute noch anzutreffen: Einfachverglasungen, die die Wärme nahezu ungehindert über die Scheibe nach außen leiten. Ebenfalls eine aus heutiger Sicht energetische Sünde längst vergangener Tage: Alu-Fensterrahmen, die nicht thermisch entkoppelt sind. Bei ihnen besteht quasi eine direkte Verbindung von innen nach außen. Beides muss heute nicht mehr sein, denn im Fensterbau hat sich so manches getan. Wer sich also dazu entschließt, seine alten Fenster gegen neue zu ersetzen, sollte dabei auf jeden Fall auf einen möglichst hohen Wärmeschutz bestehen.
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Ein Blick zurück: kleine Fenster-Historie
Die Zeiten der Einscheibenverglasung sind noch nicht so lange vorbei, wie man annehmen möchte. Ein Blick auf die in den vergangenen 40 Jahren verwendeten Fensterarten macht dies deutlich:
- Einfachverglasung: bis 1978 war es erlaubt, einfach verglaste Fenster in Wohngebäude einzubauen. Der U-Wert dieser Fenster lag bei bis zu 5,2 W/(m²K).
- Isolierverglasung: von 1975 bis 1994 war die Zeit der Isolierverglasung. Zwei Scheiben mit dazwischen liegender Luftschicht erreichten immerhin bereits einen U-Wert von 2,6 W/(m²K).
- Wärmeschutzverglasung: Seit 1995 gibt es Wärmeschutzverglasung, die den Zwei-Scheiben-Aufbau mit einer Edelgasfüllung und eine durch Metallbedampfung erzeugte wärmereflektierende Schicht kombiniert. In der Anfangszeit hatten diese Scheiben einen U-Wert von 1,7 W/(m²K). Inzwischen wurde der U-Wert durch Verbesserungen des Aufbaus und Weiterentwicklung der Metallbedampfung auf 1,1 gesenkt. Dieser Scheibentyp wird auch heute noch verwendet.
- Dreifachverglasung: Ein Fenster mit drei Glasscheiben, jeweils mit Edelgas gefüllte Zwischenräume und zwei wärmereflektierende Schichten – diesen Aufbau kann man heute als aktuellen Stand der Technik bezeichnen. Eingesetzt werden diese Fenster für Niedrigenergie- und Passivhäuser. Auch bei einer Altbausanierung lassen sie sich einbauen. Der U-Wert liegt bei nur noch 0,7 W/(m²K).
- Vakuumverglasungen: Ein Blick in die – nahe – Zukunft sind Vakuumverglasungen. Sie verzichten auf die Edelgasfüllung zwischen den Scheiben und entsetzen sie – wie der Name schon sagt – durch ein Vakuum. In dieser Konstruktionsweise ist bei Zweischeibenverglasungen ein U-Wert von 0,5 W/(m²K) möglich.
Dass die geringeren U-Werte im selben Zug nur noch geringere Wärmeverluste zulassen, ist klar. Entscheidend für die Behaglichkeit im Rauminneren ist allerdings die gesteigerte Oberflächentemperatur der Scheibe auf der Rauminnenseite. Bei einer Außentemperatur von minus 10 Grad Celsius und einer Raumtemperatur von 20 Grad Celsius ist die Temperatur der Scheibenoberfläche auf der Raumseite bei den verschiedenen Fensterarten wie folgt:
- Einfachverglasung: -1 Grad Celsius
- Isolierverglasung: 10 Grad Celsius
- Wärmeschutzverglasung: 15,7 Grad Celsius
- Dreifachverglasung: 17,3 Grad Celsius
Bei alten, einfach verglasten Fenstern zeigen sich in strengen Wintern Eisblumen auf den Scheiben. Das im Grunde schöne Schauspiel bedeutet nichts anderes, als dass Feuchtigkeit aus der Raumluft auf der inneren Oberfläche der Fensterscheibe gefriert, obwohl sie im beheizten Raum liegt. Aus diesem Grund wurden die Heizkörper früher immer unter den Fenstern angeordnet.
Nur durch die aufsteigende Wärme konnte verhindert werden, dass die extreme Kälte in den Raum drang. Bei modernen Dreifachverglasungen ist die Innentemperatur der Scheibe hingegen so nah an der Temperatur der Raumluft und der Oberflächentemperatur der sie umgebenden Wand, dass die Heizkörper auch an Innenwänden platziert oder als Flächenheizung ausgeführt sein können. Komfortverluste entstehen dadurch nicht mehr.
Eine Sache für den Profi: der richtige Austausch
Es muss nicht gleich eine Einfachverglasung sein – auch bei anderen in die Jahre gekommenen Fenstern lohnt meist der komplette Austausch. Das liegt neben der Scheibe auch am Rahmen:
- ein thermisch nicht entkoppelter Alu-Fensterrahmen weist beispielsweise einen U-Wert von 5,6 W/(m²K) auf
- ein alter Kunststoffrahmen (PVC) mit zwei eingeschlossenen Luftkammern hat immer noch einen U-Wert von 2,8 W/(m²K)
- ein 70 Millimeter dicker Hartholzrahmen erzielt einen U-Wert von 1,8 W/(m²K)
- ein moderner Kunststoffrahmen (PVC), dessen Kammern mit Dämmstoff gefüllt sind, hat nur noch einen U-Wert von 0,85 W/(m²K)
- moderne hoch dämmende Fensterrahmen können sogar U-Werte von nur noch rund 0,75 W/(m²K) erzielen
Es gibt also wenig Grund, an einem veralteten Fenster festzuhalten. Der Wechsel zum geringeren Wärmeverlust ist dabei nahezu immer möglich, muss allerdings fachgerecht ausgeführt werden. Am besten wird der Fenstertausch daher durch einen spezialisierten Fachhandwerker ausgeführt. Er kann im Vorfeld auch eine Einschätzung abgeben, wie groß der Handlungsbedarf für den Fenstertausch ist.
Die energetische Schwachstelle eines Fensters ist die Anschlussfuge zur Wand. Sie muss absolut dicht ausgeführt sein. Im Falle einer Außendämmung sollte die Fuge in der Fensterlaibung mindestens drei Zentimeter weit von Dämmstoff überdeckt werden.
Ideal ist, wenn der Fenstertausch direkt mit einer Außendämmung des Gebäudes kombiniert werden kann. Steht also die Dämmung der Fassade an, ist auch der gleichzeitige Fenstertausch eine lohnende Überlegung. In diesem Fall kann das Fenster ein Stück nach vorne versetzt und bündig mit dem Mauerwerk eingebaut werden. In diesem Fall überdeckt die Fassadendämmung die Wärmedämmung bestmöglich und räumt sie sicher aus.
Energetische Optimierung anstelle des Fensterwechsels
Soll ein Fenster möglichst erhalten bleiben, weil es zum Beispiel von historischem Wert ist oder der Rahmen energetisch noch in einem guten Bereich liegt, gibt es einige Alternativen, um den Wärmeschutz dennoch zu erhöhen:
- In Baumärkten gibt es spezielle wärmedämmende Fensterfolien. Sie werden von Innen auf dem Fenster mithilfe der warmen Luft eines Föhns aufgebracht. Im Ergebnis sind sie nahezu unsichtbar.
- Ein Glaser kann von innen eine Glasscheibe in einem Vorsatzsystem anbringen. Diese verbessert den U-Wert eines einfach verglasten Fensters um bis zu 40 Prozent.
- Bei historischen Fenstern, die aus Gründen des Denkmalschutzes erhalten bleiben sollen, kann ein Wärmeschutzfenster in die innere Seite der Fensterlaibung eingebaut werden.
- Statt des gesamten Fensters lässt sich auch nur die Verglasung im bestehenden Rahmen gegen eine Wärmeschutzverglasung austauschen.
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Gewusst, wie: Wärmeverluste übers Fenster zusätzlich mindern
Die Wärmeverluste über die Fenster sind nachts am größten, wenn es keine solaren Erträge über die Scheiben gibt und die Außentemperatur absinkt. Eine Rolle für den Wärmeschutz des Fensters spielen daher auch Rollos, Vorhänge oder Klappläden. Denn sie setzen dem Wärmeverlust noch einmal eine weitere Barriere entgegen.
Die zusätzliche Dämmwirkung ist natürlich bei Fenstern mit schlechteren U-Werten größer als bei modernen Fenstern mit hohem Wärmeschutzstandard. Die Auswirkungen auf den Wärmeverlust hat das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) im Rahmen der Hessischen Energiesparaktion für Isolierglas und Wärmeschutzglas aufgezeigt. Der Wärmeverlust des Isolierglases ohne jegliche weitere Abdeckung wurde dabei als Ausgangslage festgelegt, die Verluste reduzieren sich dann wie folgt:
Isolierglas | Wärmeschutzglas | |
---|---|---|
nur Glas | 100 Prozent | 42 Prozent |
geschlossener Vorhang | 94 Prozent | 38 Prozent |
geschlossener Rollladen | 80 Prozent | 35 Prozent |
geschlossener Vorhang und Rollladen | 73 Prozent | 31 Prozent |
gedämmter Klappladen | 21 Prozent | 16 Prozent |
Wichtig ist dabei, dass bei einem geschlossenen Rollladen auch der Rollladenkasten ausreichend gedämmt ist, damit er nicht als Wärmebrücke wirkt. Ansonsten würde ein Teil der Energieeinsparung gleich wieder über den Rollladenkasten verloren gehen. Auch der Vorhang darf den Heizkörper nicht überdecken. Ansonsten würde der Heizkörper den Zwischenraum zwischen Vorhang und Fenster heizen, wodurch erhöhte Wärmeverluste entstünden.
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