Modern und extravagant: das versetzte Pultdach
Neu gebaute Eigenheime zeichnen sich häufig durch eine moderne und individuelle Bauform aus. Beliebt sind beispielsweise kubische Baukörper. Bei der Dachform herrschen dann vorwiegend zwei Varianten vor:
- das Flachdach
- das Pultdach
Das Flachdach zitiert im Grunde den Bauhausstil, der sich durch eine klare, funktionale Formensprache auszeichnet. Das Pultdach bringt als einseitig geneigte Dachform eine Schräge als gestalterisches Element ein. Ein Haus mit Pultdach grenzt sich damit sowohl von Häusern mit klassischen Steildächern als auch von Häusern mit Flachdächern ab und drückt eine stärkere Individualität und Moderne aus. Durch ein versetztes Pultdach können Bauherren diesen Effekt noch einmal auf die Spitze treiben.
Die Konstruktion eines Pultdachs
Doch zunächst noch einmal einen Schritt zurück: Wie ist ein Pultdach aufgebaut? Von der Dachkonstruktion ist es sowohl einfacher als ein Steil- als auch als ein Flachdach. Denn da es nur zu einer Seite geneigt ist, ist kein kompletter Dachstuhl notwendig. Die Dachsparren werden vielmehr auf den Hauswänden installiert, von denen die eine entsprechend höher als die andere ist. Im Vergleich zum Flachdach sind Entwässerung und Feuchteschutz unproblematischer. Denn durch die schräge Dachfläche fließen Niederschläge von allein ab. So kann auch kein Stauwasser entstehen. Weil das Pultdach konstruktiv so einfach ist, ist es in der Regel auch günstiger als die anderen Dachformen.
Ein Haus – zwei Dächer
Beim versetzten Pultdach stattet der Planer das Haus nun nicht nur mit einem, sondern mit zwei Dächern aus. Das versetzte Pultdach kann daher auch als Doppel-Pultdach bezeichnet werden. Die beiden Dächer sind dabei auf unterschiedlicher Höhe platziert, sodass eine Asymmetrie entsteht. Diese ist als gestalterisches Mittel sehr ansehnlich und vermittelt den Reiz der Extravaganz.
Die Dachneigung eines versetzten Pultdachs liegt wie bei einfachen Pultdächern in der Regel zwischen mindestens fünf bis zu 60 Grad. Die Neigung kann für beide Dachflächen unterschiedlich gewählt werden. Dann muss der Planer allerdings sicherstellen, dass ein zwar asymmetrisches, aber dennoch harmonisches Gesamtbild entsteht. Meist sind die beiden Pultdächer so angeordnet, dass sie ihren höchsten Punkt an der Gebäudemitte haben und zu ihrem niedrigsten Punkt an den Gebäudeseiten laufen.
Je nachdem, wie die Pultdächer versetzt sind, lassen sich unterschiedliche Formen unterscheiden:
- Versetztes Satteldach: Diese Bezeichnung beschreibt die gängigste Form des versetzten Pultdachs. In diesem Fall weisen die beiden Dachflächen dieselbe Dachneigung auf und laufen gegengleich voneinander weg, so wie die Dachflächen bei einem normalen Satteldach. Sie haben allerdings keinen gemeinsamen Dachgiebel, sondern die eine Dachfläche setzt niedriger an als die andere. Über dem tieferen Pultdach besteht in diesem Fall eine senkrechte Wand, der Giebelstreifen.
- Sheddach: Das Sheddach ist eine Sonderform des versetzten Pultdachs, die eigentlich nicht bei Wohnhäusern, sondern vor allem bei Industriehallen zum Einsatz kommt. Im Grunde besteht ein Scheddach aus vielen, nebeneinandergesetzten Pultdächern, die alle in dieselbe Richtung geneigt sind. Die Giebelstreifen werden meist mit Lichtbändern versehen, wodurch sich der Vorteil für den Einsatz in Industriehallen zeigt: Das Sheddach ermöglicht eine sehr gute Beleuchtung des Halleninneren mit Tageslicht.
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Der Giebelstreifen
Wie beim Sheddach wird auch beim „normalen“ versetzten Pultdach der Giebelstreifen gern mit Fenstern versehen. Auf diese Weise entstehen sehr helle und lichtdurchflutete Räume, die sich durch eine hohe Aufenthaltsqualität auszeichnen. Ist der Giebelstreifen nicht mit Fenstern versehen, sondern als Wand ausgeführt, wird er in aller Regel in derselben Farbe gestrichen wie die Hausfassade.
Nutzung von Sonnenenergie
Das versetzte Pultdach bietet sich gleich in doppelter Weise an, um die Energie der Sonne effektiv zu nutzen. Dabei muss das Haus so ausgerichtet sein, dass eines der Pultdächer nach Süden zeigt. In diesem Fall steht dann die gesamte Dachfläche zur Verfügung, um Photovoltaik- oder Solarthermie-Kollektoren zu installieren. Je nach System können die Bewohner so dann einen Teil ihres Strombedarfs oder ihres Energiebedarfs für Heizung und Warmwasserbereitung kostenfrei durch die frei verfügbare Sonnenenergie decken.
Die zweite Weise zur Nutzung von Sonnenenergie steht dann zur Verfügung, wenn die nach Süden gerichtete Dachfläche die niedriger gelegene ist. Wird in diesem Fall der Giebelstreifen mit Fenstern versehen, kann die Sonne hineinfallen. Gerade im Winter ist dieser Effekt durch den tiefen Sonnenstand am größten. Die einfallenden Sonnenstrahlen tragen dann wie bei einem Gewächshaus dazu bei, die hinter den Fenstern liegenden Räume ein Stück weit aufzuwärmen.
Technische Herausforderungen bei einem versetzten Pultdach
Wie beschrieben ist die Konstruktion eines Pultdachs technisch einfacher als die Konstruktion anderer Dachformen. Ein versetztes Pultdach hat allerdings eine Schwachstelle: den Wandanschluss der niedrigeren Dachfläche. Er muss in besonderer Weise und sehr sorgfältig abgedichtet werden, um Feuchteschäden an der Bausubstanz zu vermeiden. Zu diesem Feuchteschutz kann auch ein ausreichender Dachüberstand des höher gelegenen Pultdachs beitragen. Eine weitere Möglichkeit des konstruktiven Feuchteschutzes ist die Ausrichtung des Gebäudes, sodass der Giebelstreifen nicht in Richtung der Wetterseite liegt.
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