Klassisch schön – ein Dach aus Reet
In Nord- und Ostfriesland sind sie noch heute ein fester Bestandteil des Landschaftsbildes: Häuser mit einem Dach aus Reet. Die Lage in einer so rauen Umgebung wie der Küste zeigt bereits, dass sich auch ein Naturmaterial durch eine große Robustheit auszeichnen kann. Und auch wenn Reet von der Lebensdauer nicht an Metall oder Stein heranreichen kann, hat ein gut gepflegtes Reetdach dennoch eine Beständigkeit von 30 bis 40 Jahren.
Von der weiten Verbreitung zum Hingucker
Lange Zeit waren Reet und auch Stroh die klassischen Dachmaterialien in Deutschland. Im Mittelalter wurden lediglich besonders repräsentative Bauwerke mit Dächern aus Schiefer oder Dachziegeln versehen. Inzwischen hat sich dieses Bild komplett gewandelt. Heute hat die Mehrzahl der Häuser feste Bedachungen, während Reet eine Besonderheit darstellt und daher auch besonders repräsentativ wirkt.
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Nachwachsender Rohstoff als Dacheindeckung
Bei Reet handelt es sich um dünne Schilfrohre. Sie werden im Winter geschnitten, wenn die eigentliche Schilfpflanze abgestorben ist und sich nur wenig Feuchtigkeit in den Halmen befindet. Vom Stroh der Getreidepflanzen unterscheidet sich Reet unter anderem durch seinen hohen Siliziumgehalt. Dieser verlangsamt die natürliche Verrottung und macht das Material für Tiere als Nahrung uninteressant. Darin begründet sich die hohe Beständigkeit, durch die sich Reet als Eindeckungsmaterial auszeichnet.
Genäht oder gebunden
Bei einem Reetdach lassen sich zwei Varianten unterscheiden:
- das genähte Dach
- das gebundene Dach
Bei beiden Arten werden heute die Reetbündel mit einem verzinkten Draht an der darunter liegenden Dachkonstruktion befestigt. Beim genähten Dach werden sie direkt auf die Konstruktion aufgenäht, beim gebundenen Dach mithilfe von Bandstöcken auf die Konstruktion gepresst und dann festgebunden.
Konstruktive Details für hohe Beständigkeit
Bei einem Reetdach ist es mehr als bei allen anderen Eindeckungsarten wichtig, die Dauerhaftigkeit durch eine clevere Konstruktion zu unterstützen:
- Das Reetdach ist in der Regel als Kaltdach ausgeführt. Das bedeutet, dass es im Dachaufbau eine Lüftungsebene aufweist, über die eventuell eintretende Feuchtigkeit abtrocknen kann.
- Die Dachneigung eines Reetdachs muss mindestens 45 Grad betragen. Auf diese Weise fließt das Wasser schnell von Halm zu Halm ab. Bei einem fachgerecht ausgeführten Reetdach werden ausschließlich die obersten Schichten der Eindeckung bei Niederschlägen nass. Tieferliegende Schichten bleiben dauerhaft trocken.
- Der First stellt eine besondere Schwachstelle des Reetdachs dar: An ihm treffen die Halme beider Traufseiten zusammen. Das Material ist zu spröde, als dass die Halme über den First von einer zur anderen Seite gebogen werden könnten. Der First bedarf daher einer speziellen Abdeckung. Klassisch sind Gras- und Heidelager, möglich sind allerdings ebenso Abdeckungen aus Kupfer oder Dachziegeln.
- An den Dachrändern ist ein Dachüberstand von mindestens 50 Zentimetern notwendig. Der Grund dafür ist das Fehlen einer klassischen Dachrinne. Daher müssen Niederschläge so abgeführt werden, dass sie die Wände des Hauses nicht übermäßig belasten. Der ausreichende Dachüberstand stellt sicher, dass der vom Dach tropfende Regen nicht als Spritzwasser an die Hauswände im Sockelbereich gelangt.
- Das Reetdach sollte nicht übermäßig durch umstehende Bäume verschattet werden, damit die oberen Reetschichten nach Niederschlägen schnell wieder abtrocknen können.
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