Dachziegel: Engobe, Glasur oder Natur?
Einst, in Zeiten von lokalem Handwerk und Markt, zeigten die Dächer die Farben der Region: beispielsweise anthrazitfarbene Schiefereindeckungen im Bergischen Land aufgrund der großen Schiefervorkommnisse vor Ort oder das Rot des heimischen Tons.
Denn die jeweilige Rotfärbung ist abhängig von der Brenntemperatur und dem Eisenanteil im Ton. Beim Brennen der Ziegel bei rund 1000 Grad Celsius verwandelt sich das Eisen zu Eisenoxid und bestimmt die Farbgebung. Das Rot ist ein Naturrot und kann daher leicht changieren. Naturziegeln sind frei von weiteren Oberflächenbeschichtungen und somit diffusionsfähig. Unterschiedliche Oberflächenstrukturen, wie glatt, aufgeraut, gebürstet oder gekämmt, stehen zur Auswahl.
Dezente Eleganz der Engoben
Farbvielfalt aufs Dach bringen Engoben. Vor dem Brennen werden auf den Ziegel farbgebende Schichten aufgebracht. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Tonschlicker, der mit Farbpigmenten oder Metalloxiden versetzt ist. Der Brennprozess verbindet Ziegel und Beschichtung dauerhaft. Eine mit diesem Verfahren veredelte Dachziegel nennt man Engobe. Da die Beschichtung ebenfalls aus einem tonhaltigen Wasser-Mineral-Gemisch besteht, hat eine Engobe dieselben Materialeigenschaften wie ein unbeschichteter Dachziegel: Sie bleibt Wasserdampf-diffusionsfähig. Charakteristisch für Engoben ist ihr mattes bis mattglänzendes Erscheinungsbild als Ausdruck dezenter zurückhaltender Eleganz. Doch ist auch hier der Übergang zur Glasur fließend: Engoben mit mittelstarkem Glanz gelten als Edelengoben.
Wenn schon, denn schon: Dachziegeln mit Glasur
Für einen gestalterisch gegenteiligen Effekt stehen Dachziegeln mit Glasur: allein durch ihre stark glänzende reflektierende Oberfläche fallen sie auf. Mit Mut zur Farbe avancieren Dachziegeln mit Glasur zum Hingucker. Das Herstellungsverfahren gleicht dem der Engoben. Nur wird bei der Glasur der Tonschlicker zusätzlich mit vorgeschmolzenem gemahlenem Glas versetzt. Dieser Glasanteil sorgt für die Glanzwirkung. Diese Glasschicht macht glasierte Dachziegel diffusionsdicht. Die Materialien Ton und Glas weisen unterschiedliche Spannungsverhältnisse auf. Daher kann die Glasur leichte Haarrisse aufweisen. Sie beeinträchtigen die Funktion der Ziegel nicht und sie sind aus der Entfernung, aus der man normalerweise ein Dach betrachtet, nicht sichtbar.
Engobe oder Glasur – Welche Dachziegeln sind langlebiger?
Beides – Engobieren und Glasieren – bilden keine Schutzschicht. Es sind lediglich optische Veredelungen. Hinsichtlich Langlebigkeit sind daher Naturziegel, Engobe und glasierte Dachziegel ebenbürtig. Auch hinsichtlich Verschmutzung sowie Moos- und Algenbildung auf dem Dach geben sich Hersteller zurückhaltend. Denn letztlich seien dafür Faktoren wie der Standort des Hauses sowie Witterungsverhältnisse vor Ort ausschlaggebender als die Wahl der Dacheindeckung. Fakt ist jedoch auch, dass sich Algen und Moose auf einer glatten Oberflächenstruktur schlechter ansiedeln können als auf einer rauen. Ähnliches gilt für die Dachreinigung: Sie wird von entsprechenden Dienstleistern mit Hochdruckreinigern vorgenommen. Eine effizientere Reinigung versprechen glatte Oberflächenstrukturen.
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