Trittsicherheit von Bodenbelägen – Das sollten Sie wissen
Bodenbeläge wie Fliesen können extrem rutschig sein, wenn sie nass sind. Um die Gefahr von Stürzen zu minimieren, sind deshalb in öffentlich zugänglichen Bereichen und im Gewerbe bestimmte Rutschhemmklassen vorgeschrieben. Solche rutschhemmenden Beläge sind im privaten Umfeld zwar nicht Pflicht und auch nicht unbedingt erforderlich, erhöhen dort jedoch ebenfalls die Sicherheit. Gefährdet sind vor allem Kinder und Senioren. Letztendlich sind rutschsichere Fußböden aber auch für alle anderen Hausbewohner von Vorteil.
Die Rutschhemmklassen von Fußbodenbelägen
Bei Bodenbelägen unterscheidet man zwischen den Rutschhemmklassen oder Rutschfestigkeitsklassen R9, R10, R11, R12 und R13. Desto größer die Zahl ist, desto rutschfester ist ein Belag. Eine höhere Rutschfestigkeit entsteht allerdings vor allem durch eine stärkere Strukturierung der Oberfläche. Sie erhöht den Reinigungsaufwand, denn glatte Oberflächen lassen sich schneller wischen als raue. Zudem sammelt sich in den Zwischenräumen leicht Staub und Schmutz. Bei der Auswahl eines Bodenbelags sollten Sie daher stets beide Punkte berücksichtigen. Hier einige Beispiele, wo die Fliesen der einzelnen Klassen im öffentlichen Bereich verlegt werden. Bei den angegebenen Klassen handelt es sich stets um die Mindestanforderung:
- Büros: R9
- Öffentliche Toiletten: R10
- Ladeneingänge und Außentreppen: R11
- Großküchen wie zum Beispiel in Krankenhäusern: R12
- Schlachthöfe: R13
Welche Trittsicherheit in öffentlichen Bereichen gewährleistet sein muss, ist in der DIN 51130 geregelt. Für sogenannte nassbelastbare Barfußbereiche gilt die DIN 51097. Dies sind unter anderem Duschbereiche, Umkleiden und nicht zuletzt Schwimmbäder, wo die Gefahr auszurutschen naturgemäß besonders groß ist.
So wird geprüft
Das Prüfverfahren, durch das Bodenbeläge nach der DIN 51130 bestimmten Rutschfestigkeitsklassen zugeordnet werden, ist relativ simpel. Man legt den Belag auf ein Gestell, trägt ein bestimmtes Öl auf und lässt eine Person auf dem Belag gehen. Gleichzeitig bringt man den Belag in eine immer größere Schräglage, bis die Testperson sich schließlich unsicher fühlt oder sogar ausrutscht. Dann misst man den Neigungswinkel:
Klasse | Neigung in Grad |
---|---|
R9 | 6 bis 10 |
R10 | mehr als 10 bis 19 |
R11 | mehr als 19 bis 27 |
R12 | mehr als 27 bis 35 |
R13 | mehr als 35 |
Die Klassifizierung nach der DIN 51097 für Nassbereiche wie Schwimmbäder erfolgt im Prinzip auf die gleiche Weise. Anstelle von Öl verwendet man jedoch entspanntes Wasser und die Testperson geht barfuß über den Belag. Anhand dieses Tests lassen sich Beläge in drei Gruppen unterteilen:
Gruppe | Neigungswinkel |
---|---|
A | mindestens 12° |
B | mindestens 18° |
C | mindestens 24° |
Der Buchstabe A, B oder C wird der Rutschhemmklasse angefügt, sodass Kürzel wie R12C entstehen. Mit einem A gekennzeichnete Bodenbeläge eignen sich für Böden, die nur hin und wieder nass werden, mit einem B klassifizierte für Böden, die häufig nass werden. Dies wären beispielsweise die Duschkabinen in Schwimmbädern. Die mit einem C gekennzeichnete Bodenbeläge kommen in dauerhaft nassen Bereichen zum Einsatz. Sie eignen sich unter anderem für die Treppen, die in einem Schwimmbad ins Wasser führen.
Verfahren zur Erhöhung der Trittsicherheit
Bei Bodenbelägen aus Natursteinen lässt sich eine höhere Rutschsicherheit vor allem durch eine mechanische Bearbeitung erzielen. Diese Steine werden zum Beispiel geschliffen, gebürstet, geflammt oder getrommelt, um die Oberfläche etwas aufzurauen. Auch naturgespaltene Bodenbeläge, die unter anderem aus Schiefer erhältlich sind, erhöhen die Sicherheit. Sehr viel weniger rutschfest sind dagegen polierte Natursteine.
Fliesen aus Keramik werden zur Verbesserung der Trittsicherheit meist chemisch behandelt, beschichtet oder strukturiert. Darüber hinaus gibt es spezielle Glasuren, die nach dem Brennvorgang leicht rau sind.
Estrich wird durch das Einstreuen von festen Substanzen wie Quarzsand weniger rutschig. Betonplatten und Glasböden werden dagegen meistens sandgestrahlt. Glas lässt sich außerdem beschichten.
Bei Holzprodukten wie den Dielen für die Terrasse sind die Oberflächen häufig geriffelt. So strömt das Regenwasser in die Vertiefungen und von dort im besten Fall in den Garten.
Für andere Substanzen als Wasser: das Verdrängungsvolumen
Sind Bodenbeläge mit einem Kürzel wie V8 gekennzeichnet, steht dieser Wert für das Verdrängungsvolumen. Hiermit ist die Eigenschaft gemeint, andere flüssige bis pastöse Substanzen als Wasser aufzunehmen, damit der Boden nicht rutschig wird. Das Verdrängungsvolumen spielt im verarbeitenden Gewerbe, wo bei der Arbeit die unterschiedlichsten Stoffe bis hin zu den besonders rutschigen Ölen und Fetten auf den Boden fallen können, eine Rolle. Sie müssen in gewissen Mengen von den Vertiefungen im Bodenbelag aufgenommen werden. Die Klassifizierung erfolgt folgendermaßen:
Gruppe | Mindestvolumen, das der Belag aufnimmt |
---|---|
V4 | 4 cm³ pro dm² |
V6 | 6 cm³ pro dm² |
V8 | 8 cm³ pro dm² |
V10 | 10 cm³ pro dm² |
Mehr Sicherheit für Ihr Zuhause: Tipps für den Kauf von Bodenbelägen
Nachdem wir uns nun ausführlich der Theorie gewidmet haben, möchten wir Ihnen zum Schluss noch einige Tipps für den Kauf und die anschließende Pflege von Fußbodenbelägen geben.
Bodenbeläge, die Sie im Wohnzimmer, in den Schlafzimmern oder in einem Arbeitszimmer verlegen, werden eher selten nass. In diesen Räumen reichen Fliesen und andere Beläge der Rutschhemmklasse R9 daher vollkommen aus. Selbst in der Küche, im Bad, auf der Terrasse und im Eingangsbereich, den Sie vielleicht manchmal mit nassen Straßenschuhen betreten, bieten Fliesen der Klasse R9 eine ausreichende Sicherheit. Selbst die DIN 18040 für barrierefreies Bauen verlangt keine höhere Klasse. Sie können sich aber auch für Bodenbeläge der Rutschhemmklasse R10 oder R11 entscheiden.
Möchten Sie einen Swimmingpool oder den Boden Ihrer Dusche fliesen, helfen Ihnen die Kennzeichnungen A, B und C. In Nassbereichen sind viele Fugen jedoch ebenfalls eine gute Lösung. Sie wirken wie Bremsen, wenn Ihre Füße auf glatten Fliesen wegrutschen. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurden schon in früheren Zeiten in öffentlichen Badehäusern Mosaikfliesen verlegt.
Die Trittsicherheit kann im Laufe der Zeit nachlassen. So enthalten zum Beispiel manche Pflegemittel Wachs, das sich in den Zwischenräumen eines Bodenbelags absetzt. Einen noch größeren Einfluss auf die Rutschsicherheit hat eine nachträgliche Imprägnierung. Wählen Sie die Pflegeprodukte für Ihre rutschfesten Fußböden deshalb sorgfältig aus. Handelt es sich um einen beschichteten Belag, kann die Beschichtung außerdem abgetragen werden. Dieses Problem tritt in der Regel auf den typischen Laufwegen auf. Sie lassen sich eventuell nachbearbeiten, damit auch die „Trampelpfade“ wieder sicher sind.
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