Die Rutschsicherheit oder Rutschhemmung von Bodenbelägen ist vor allem in Nassbereichen wie Badezimmern oder Schwimmbädern sowie in Arbeitsumgebungen mit rutschigen (z. B. öligen) Böden von zentraler Bedeutung für die Sicherheit und zur Verhütung von Unfällen. Damit Bodenbeläge im gewerblichen wie privaten Bereich auch unter schwierigen Bedingungen ausreichend Halt bieten, werden sie hinsichtlich ihrer Rutschhemmung getestet und in sogenannte Rutschklassen eingeteilt. Diese Klassifizierungen folgen standardisierten Normen, die eine verlässliche Beurteilung der Rutschgefahr ermöglichen.

In Deutschland sind nahezu alle Fliesen und anderen Bodenbeläge einer Rutschklasse zugeordnet, die Sie bei den Herstellerangaben bzw. im technischen Datenblatt finden oder auch direkt beim Fachhändler oder Hersteller erfragen können. Durch die Einteilung in Rutschklassen gemäß DIN haben Bauherren und Planer klare Richtlinien für die Auswahl geeigneter Bodenbeläge. Gerade in Badezimmern mit höheren Sicherheitsanforderungen, etwa einem Familien- oder Generationenbad, trägt ein rutschhemmender Bodenbelag entscheidend zur Vermeidung von Unfällen bei.
Wie wird die Rutschfestigkeit gemessen?
Um die Rutschhemmung von Bodenbelägen zu bewerten, werden unter realistischen Bedingungen verschiedene Testreihen durchgeführt. Diese sind in den beiden einschlägigen Normen DIN 51130 und DIN 51097 definiert, die jeweils für Bodenbeläge in unterschiedlichen Einsatzbereichen gelten. Beide Normen legen exakt fest, wie der Test abläuft und welche Materialien dabei verwendet werden. Die Tests finden im Labor unter streng kontrollierten Bedingungen statt, um eine genaue und wiederholbare Einschätzung zu ermitteln.
DIN 51130: Test für ölige und fettige Böden
Die DIN 51130 ist besonders für Arbeitsumgebungen wie Küchen, Werkstätten oder Industriehallen relevant, in denen der Boden durch Öl oder Fett verunreinigt sein kann.

Beim Test geht eine Prüfperson mit genormten Arbeitsschuhen auf dem zu testenden Bodenbelag, der zur Vorbereitung mit 200 ml Motoröl bzw. normiertem Schmieröl pro Quadratmeter gleichmäßig bedeckt wurde. Dieser Ölfilm simuliert realistische Arbeitsbedingungen, bei denen Öl oder Fett auf den Boden gelangt.
Während die Testperson langsam über den öligen Boden geht, wird dessen Neigungswinkel schrittweise erhöht, bis die Testperson zu rutschen beginnt. Der maximale Neigungswinkel, bei dem noch sicherer Halt besteht, bestimmt dann die Rutschklasse des Bodenbelags.

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Rutschklassen für ölige Böden nach DIN 51130
- R9: niedrigster Schutzgrad, Rutschhemmung bis zu einem Neigungswinkel von 6°-10°
- R10: mittlerer Schutzgrad, Rutschhemmung bei 10°-19°, vorgegeben z. B. in Büros oder auf Fluren
- R11: Rutschhemmung bei 19°-27°, z. B. für Küchen kleiner bis mittlerer Gastronomiebetriebe
- R12: Rutschhemmung bei 27°-35°, z. B. in Maschinenräumen oder bei der Produktion fettiger Lebensmittel wie Käse, Öl oder Wurst
- R13: höchster Schutzgrad, Rutschhemmung bei über 35°, nötig z. B. in Schlachthöfen oder Großküchen
DIN 51097: Test für Nassbereiche wie Duschen und Schwimmbäder
Die DIN 51097 ist speziell für Bereiche gedacht, in denen Menschen barfuß laufen und Wasser auf den Boden gelangt, etwa in Duschen und Badezimmern, Saunen oder Schwimmbädern. Auch hier wird der Test auf einer geneigten Ebene durchgeführt, jedoch unter nassen Bedingungen.

Der Bodenbelag wird vor dem Test gleichmäßig mit Wasser bedeckt. Um realistische Badebedingungen zu simulieren, wird dem Wasser häufig eine seifenartige Lösung (z. B. Tenside) hinzugefügt, die den Boden noch glitschiger macht.
Die Prüfperson geht barfuß auf dem rutschigen Boden. Wie beim Test nach DIN 51130 wird der Neigungswinkel dabei schrittweise erhöht, bis die Person ins Rutschen gerät. Der höchste Neigungswinkel, bei dem die Testperson noch sicher stehen kann, bestimmt die Rutschklasse des Bodens.
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Rutschklassen für nasse Böden nach DIN 51097
Die Klassifizierung der Rutschfestigkeit für barfuß genutzte Nassbereiche erfolgt gemäß DIN 51097 in drei Klassen:
- Klasse A bietet einen sicheren Halt bis zu einem Neigungswinkel von 12°-18°. Sie ist für Bereiche geeignet, in denen es gelegentlich nass wird, etwa Umkleidekabinen.
- Klasse B bietet eine Rutschhemmung bis zu einem Winkel von 18°-24° und ist für stärker frequentierte Nassbereiche wie Duschräume oder Schwimmbeckenumgänge geeignet.
- Klasse C ist die höchste bzw. beste Rutschklasse. Bodenbeläge der Klasse C bieten selbst bei Neigungswinkeln über 24° noch sicheren Halt und sind daher gut für besonders rutschgefährdete Bereiche, etwa die barrierefreie Dusche oder den Schwimmbeckenrand.
In öffentlichen und gewerblichen Bereichen mit erhöhter Rutschgefahr, z. B. Küchen, Duschen, Krankenhäusern und Schwimmbädern, müssen die Bodenbeläge auch in puncto Rutschsicherheit vorgegebenen Standards entsprechen und die für den Nutzungszweck vorgeschriebene Rutschklasse aufweisen, damit z. B. Versicherungen bei einem Unfall zeitnah greifen und Schäden regulieren.

In privaten Wohnbereichen und an Orten ohne spezifisches Rutschrisiko gibt es keine generelle Verpflichtung zur Einhaltung von Rutschklassen. Hier liegt es in der Verantwortung des Hausbesitzers, Bauherren oder Planers, passende Bodenbeläge auszuwählen. Wenn Sie ein neues Bad planen oder ein altes sanieren, kann Ihnen die Klassifizierung z. B. bei der Auswahl rutschhemmender Fliesen für den Boden und die bodengleiche Dusche helfen.
Nachträgliche Erhöhung der Rutschsicherheit
Auch bereits verlegte Bodenbeläge können nachträglich rutschfester gemacht werden. Zum Optimieren der Rutschhemmung gibt es spezielle Beschichtungen und Oberflächenbehandlungen, die die Rutschklasse des Bodens um eine Stufe erhöhen können. Diese Möglichkeit ist besonders wertvoll in Badezimmern, die an die Bedürfnisse älterer Menschen oder Personen mit eingeschränkter Mobilität angepasst werden sollen.
Durch eine nachträgliche Erhöhung der Rutschsicherheit lässt sich oft eine barrierefreie(re) Nutzung ermöglichen, ohne den kompletten Bodenbelag austauschen zu müssen. Dabei gilt: Natürlich muss der Bodenbelag nicht nur im trockenen Zustand rutschhemmend sein, sondern auch gerade, wenn er feucht oder richtig nass ist.

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