Es gibt eine Reihe von Gründen dafür, auf Holzbalkendecken mit Trockenestrich zu arbeiten. Dieser wiegt weniger und kommt besser mit den Schwingungen der Decke klar. Trotzdem ist es nicht unmöglich, einen herkömmlichen Estrich auf einer Holzbalkendecke einzubauen. Hier steht, worauf es ankommt.
Halten die Balken?
Zunächst einmal muss man sich schon über das Gewicht Gedanken machen. Verwendet man Zementestrich, muss dieser Boden eine Stärke von 45 Millimetern haben. Er wiegt dann mindestens 90 Kilogramm pro Quadratmeter. Bei einem zwölf Quadratmeter großen Raum kommt da schon mehr als eine Tonne zusammen – und dann befinden sich weder Nutzer noch irgendwelche Möbel im Raum. Hält die vorhandene Holzbalkendecke eine solche Belastung dauerhaft aus? Wer auf der sicheren Seite sein möchte, der befragt dazu einen Statiker.
Empfohlen wird auch der Einbau einer Bewehrung mit Baustahlmatten, um zu verhindern, dass es durch die Schwingungen der Balkendecke nicht zu Brüchen und Rissen im Estrich kommt. Eine etwas geringe Dicke ist möglich, wenn es sich um kunstharzmodifizierten Estrich handelt. Dabei spielt der Raumgewinn von einem Zentimeter in den meisten Fällen nicht wirklich eine Rolle, aber auch das Gewicht verringert sich, und das kann wichtig sein.
Alternativen zum Zementestrich
Was sind die Alternativen? Gussasphaltestrich kommt mit einer Aufbauhöhe von 20 Millimetern aus, ist wegen einer Einbautemperatur von bis zu 250 Grad nicht unbedingt etwas für den Selbermacher. Falls Unebenheiten ausgeglichen werden müssen, steigt die Einbauhöhe, und der mit der geringeren Dicke verbundene Vorteil schwindet. Außerdem neigt Gussasphaltestrich dazu, dazu, bei höheren Temperaturen punktförmigen Belastungen nachzugeben – ein Stuhlbein hinterlässt schnell einmal einen Abdruck. Wegen seines geringeren Gewichts hat dieser Estrich außerdem entschieden schlechtere Schallschutzeigenschaften. Immerhin, den Trittschall dämpft Gussasphaltestrich ganz gut.
Die Nachteile beim Schallschutz gelten auch für den Calciumsulfat-Estrich. Er darf zwar dünner ausfallen als der Zementestrich, aber die geringere Aufbauhöhe wird durch womöglich notwendige Schallschutzplatten aufgewogen. Es bleibt immerhin der Vorteil eines geringeren Gewichts.
Aber: Calciumsulfatestrich wird in der Regel als Fließestrich eingebaut, also in einem sehr feuchten Zustand. Dieser Estrich darf natürlich nicht nur nicht in die Holzkonstruktion laufen. Er darf auch keine Feuchtigkeit an das Holz abgeben. Das gilt freilich für jede Art von Estrich. Calciumsulfatestrich ist dazu noch von sich aus schon Feuchtigkeitsempfindlich, also ohnehin kein für Feuchträume geeignetes Material. Das gilt auch für Magnesiaestrich, der ansonsten wegen seiner geringen Schichtdicke von zwei Zentimetern ganz gut für den Altbau geeignet ist. Dafür spricht auch das geringe Gewicht von maximal 32 Kilogramm pro Quadratmeter.
Feuchtigkeit – ein ganz großes Thema
Mit der Feuchtigkeit ist ein zentrales Problem der Estrichverlegung auf einer Holzbalkendecke angesprochen. Vor allem bei Fließestrich liegt die Idee nahe, Folie unter den Estrich zu legen, damit die Holzkonstruktion nicht feucht wird. Aber diese Folie kann auch als Dampfsperre wirken. Befindet sich nun unter der Decke ein Raum, in dem viel Feuchtigkeit in der Luft ist, kann sich diese unterhalb der Holzbalken konzentrieren – vor allem, wenn die Decke etwa mit Gipskartonplatten abgehängt ist. Das ist im Altbau ja eine durchaus beliebte Technik. Das Problem ist, dass die Feuchtigkeit Befall und Ausbreitung des Hausschwamms begünstigt – und dieser die Balken binnen weniger Monate ruinieren kann.
Was kann man also tun? Es empfiehlt sich, ausschließlich diffusionsoffene Materialien zu verwenden. Entsprechende Folien gibt es, etwa die von den Dachdeckern verwendeten Unterspannbahnen. Diffusionsoffen muss dann allerdings auch der Bodenbelag sein – ein dampfhemmender PVC-Belag oder ähnliche Dinge sind nicht geeignet. Eine Alternative ist, unter den Holzbalken eine Dampfsperre einzubauen, also zwischen Balken und Gipskarton. Die muss dann aber wirklich vollständig dicht sein. Es empfiehlt sich auch, einen luftdurchlässigen Randstreifen zwischen Estrich und den Wänden einzubauen, um den Untergrund etwas besser zu belüften.
Das Thema Feuchtigkeit hat noch einen anderen Aspekt. Beim Austrocknen von Fließestrich gelangt viel Feuchtigkeit in die Luft, die dann weitere Bauteile durchfeuchten kann. Lüften ist keine Lösung, da Fließestrich nicht durch Zugluft, bei geöffneten Fenstern beispielsweise, ausgetrocknet werden darf. Eine Patentlösung gibt es nicht – wenn die anderen Bauteile eine gewisse Durchfeuchtung für eine begrenzte Zeit partout nicht vertragen, sollte auf Fließestrich verzichtet werden. Eine Zwangstrocknung wiederum kann zu unerwünschten Schwindrissen führen. Je größer die Fußbodenfläche, umso problematischer ist der Fließestrich auf Holzbalken.
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Besser auf die Bretter
Durchaus gängig ist es, bei der Altbausanierung den Estrich auf einen alten Boden aus Dielen oder Brettern zu gießen. Es wird sogar empfohlen, einen solchen Bretterboden einzubauen, wenn es ihn nicht gibt. Auf diesen wird dann eine diffusionsoffene Trennlage verlegt, darauf der Estrich. Bei Bedarf können auf die Trennlage noch Elektroleitungen gelegt werden. Unter dem Gesichtspunkt der Stabilität ist es auf jeden Fall ein Vorteil, Estrich auf Dielen oder Bretter zu gießen.
Gibt es keine Dielen oder Bretter und möchte man auch keine einbauen, dann wird nicht empfohlen, den Estrich einfach auf eine Schüttung zu gießen, auch wenn eine Folie dazwischen eingebaut wird. Das Mittel der Wahl sind dann sogenannte Schwalbenschwanzbleche, die quer zur Balkenlage verlegt werden. Wer möchte, kann vorher auf die Balken eine Trittschalldämmung einbauen.
Die Schwalbenschanzbleche machen eine weitere Bewehrung überflüssig, brauchen aber ein Mindestüberdeckung von 35 Millimetern, so dass eine Gesamtstärke des Estrichs von bis zu 55 Millimetern erforderlich werden kann. Das bedeutet übrigens auch, dass man die Aufbauhöhe eigentlich kaum verringern kann, wenn man den Dielenboden hinauswirft. Baut man Schwalbenschwanzbleche ein, verwendet man am besten kleinformatige Plattengrößen, damit die Lage durch den größeren Fugenanteil einigermaßen diffusionsoffen bleibt.
Fazit: Estrich auf Holzbalkendecke, das kann funktionieren, aber man darf keine Fehler machen. Am besten verlegt man eine möglichst dünne Schicht auf Bretter oder Dielen und achtet auf diffusionsoffenes Material. Erster Schritt muss die Prüfung der Stabilität der Balkenlage sein.
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