Wohnen im Musterhaus – Wirklich ein Schnäppchen?

Teilen:

Große Fertighausanbieter verfügen häufig über ein oder mehrere Musterhäuser oder auch komplette Musterhausausstellungen. Für Bauinteressierte und angehende Bauherren bietet sich dadurch die Möglichkeit, ein bereits fertiggestelltes Bauprojekt des Herstellers live und in Farbe zu begutachten. Auch um Inspirationen für das eigene Traumhaus zu finden, eignen sich Musterhäuser ausgezeichnet.

Moderne Wohnhaus-Siedlung im Grünen mit Garten © schulzfoto, stock.adobe.com
In Musterhausparks können Bauinteressierte verschiedene Häuser live besichtigen. Wird eines der Häuser ausgemustert, besteht die Möglichkeit, dieses zu kaufen und am neuen Standort wieder aufzubauen © schulzfoto, stock.adobe.com

In der Regel sind Musterhäuser zwar voll eingerichtet, aber unbewohnt. Doch es gibt auch die Möglichkeit, diese Häuser zu kaufen – und zwar deutlich günstiger als einen Neubau. Welche Bedingungen dazu erfüllt sein müssen und ob es sich bei dieser Variante wirklich um ein Schnäppchen handelt, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Hausbau-Kataloge:
 

In den brandneuen Hausbau-Katalogen findet garantiert jeder sein Traumhaus!

Kostenlos anfordern

Ausgedient – gebrauchte Musterhäuser stehen zum Verkauf

Gerade in den großen Musterhausparks der Fertighausanbieter werden die dort errichteten Bespielgebäude häufig nach sechs bis zehn Jahren abgebaut und gegen neuere Modelle ausgetauscht. Diese Rückbauten stehen dann zum Verkauf und zwar zu ausgesprochen günstigen Preisen, die deutlich unter denen eines Neubaus liegen. Und das bei einer meist sehr hochwertigen und exklusiven Ausstattung, da das Gebäude ja als Referenzobjekt diente und potentielle Kunden überzeugen sollte. Das Haus selbst gibt es also zum Schnäppchenpreis, allerdings müssen dabei verschiedene Punkte wohl überlegt sein:

  • In der Regel müssen Sie als Käufer den Ab- und Wiederaufbau des Hauses organisieren und auch bezahlen. Arbeits- und Zeitaufwand – insbesondere für den Abbau – sind groß, auch ist darauf zu achten, dass keine Schäden an den tragenden Bauteilen entstehen, sodass das Fertighaus wieder korrekt aufgebaut werden kann.
  • Auch bei sorgfältigem Abbau wird vieles zu Bruch gehen, dies betrifft zum Beispiel die Bodenbeläge. Auch Innentüren, Wandfliesen, Tapeten und Putz werden in Mitleidenschaft gezogen.
  • Die Wände können nicht als fertiges Wandelement ausgebaut, sondern müssen mindestens einseitig geöffnet werden, um an die Schraubverbindungen zu gelangen.
  • Ebenfalls erneuert werden müssen in vielen Fällen Elektro- und Wasserinstallation.
  • Teilweise ist beim Wiederaufbau eine Erneuerung der Dachdämmung erforderlich.

Möchten Sie Änderungen am Grundriss vornehmen, ist dies in den meisten Fällen möglich, aber mit weiteren Kosten verbunden – nicht nur für die Ausführung, sondern auch für die Genehmigungsplanung im Bauantrag.

Die individuelle und abwechslungsreiche Grundrissgestaltung gehört zu den Vorteilen der Split-Level-Bauweise © Herzog Markus, stock.adobe.com
Beim Wiederaufbau wird das Musterhaus wie ein Neubau behandelt, das heißt, es ist ein kompletter Bauantrag für eine Baugenehmigung erforderlich © Herzog Markus, stock.adobe.com

Für den Ab- und Wiederaufbau ist ein hohes Maß an Logistik erforderlich. So müssen die Bauelemente mit mehreren Lkws zum neuen Standort transportiert werden, auch ein Autokran wird gebraucht und zwar an beiden Standorten. Der Wiederaufbau selbst wird baurechtlich wie ein Neubau betrachtet, das heißt, alle Planungskosten sowie die Kosten für den Bauantrag und die Baugenehmigung fallen an, zusätzlich muss deshalb auch geprüft werden, ob das gebrauchte Haus den aktuellen rechtlichen Vorschriften zum Wärmeschutz erfüllt. In jedem Fall sollten Sie vor dem Kauf Ihres gebrauchten Fertighauses abklären, ob dieses am neuen Standort überhaupt genehmigungsfähig ist. Ideal ist dazu eine Bauvoranfrage.

Lässt sich ein nicht ausreichender Wärmeschutz gegebenenfalls noch nachrüsten, kann der Bebauungsplan eine weitere Hürde darstellen: Ist dort eine bestimmte Dachform vorgeschrieben, die von dem des Hauses abweicht oder überschreitet das Haus Ihrer Wahl die maximale Grundflächen (GRZ)- oder Geschossflächenzahl (GFZ) ist das Haus auf dem Grundstück nicht genehmigungsfähig.

Keine Einsparmöglichkeiten gibt es für Fundament, Bodenplatte oder einen eventuell gewünschten Keller. Die Gründung muss so vorbereitet sein, dass das Musterhaus nach dem Abbau direkt und ohne Zwischenlagerung wieder aufgebaut werden kann.

Neben dem kompletten Ab- und Wiederaufbau durch den Käufer des Musterhauses gibt es noch weitere Varianten. So kann zum Beispiel der Hersteller den Abbau des Hauses organisieren und durchführen und am neuen Bauort die Außenhülle wieder aufstellen. Dann erhalten Sie sozusagen ein Ausbauhaus, der Innenausbau ist dann Ihre Sache. Bei einer weiteren Variante kümmert sich der Fertighaushersteller um den kompletten Ablauf. Das heißt, das Gebäude wird ab- und komplett wieder aufgebaut. Ob diese letzte Variante allerdings wirklich günstiger ist als ein Neubau, ist fraglich.

Der Vorteil, wenn der Hersteller die Hausumsetzung übernimmt ist allerdings die Gewährleistung nach BGB, die vertraglich festgelegt wird. Auf der anderen Seite sollten Sie jedoch auch bedenken, dass durch den Ab- und Wiederaufbau der Wert des Hauses sinkt – Dies spielt dann eine Rolle, wenn Sie Ihr Haus später verkaufen möchten.

Renovierungsarbeiten © by-studio, stock.adobe.com
Beim Abbau des Musterhauses lassen sich nicht alle Einbauelemente zerstörungsfrei ausbauen © by-studio, stock.adobe.com
direkt an-
fordern

Hausbaukataloge
Tolle Hausbaulataloge mit viel Inspirationsmaterial

  • Bundesweites Netzwerk
  • Qualifizierte Anbieter
  • Unverbindlich
  • Kostenlos

Welche Vorgehensweise macht Sinn?

Auch wenn das Haus selbst ein Schnäppchen war: Durch den Ab- und Wiederaufbau können die Kosten enorm in die Höhe steigen. Deshalb sollten der komplette Innenausbau – und auch der Wiedereinbau – in Eigenleistung erfolgen. Auch die Dacheindeckung lässt sich mit etwas handwerklichem Geschick und genügend Bauhelfern selbst abnehmen und abtransportieren. Beim Ausbau der Innenausstattung sollten Sie umsichtig und sorgfältig vorgehen, um möglichst viel wiederverwenden zu können.

Den Abbau des Hauses selbst sollten, ebenso wie den Wiederaufbau Profis durchführen, meist kann der Verkäufer, also in diesem Fall der Fertighaushersteller, mit Kontakten zu Montagefirmen weiterhelfen. Die dafür benötigten Arbeitsstunden sollten Sie großzügig mit etwa 1.000 Stunden ansetzen. Hinzu kommen die Stunden, die Sie an Eigenleistung aufbringen. Für Transport- und Krankosten liegen Sie – je nach Entfernung zwischen altem und neuen Standort – auf jeden Fall im niedrigen 5-stelligen Bereich.

Auf jeden Fall heißt es an dieser Stelle genau rechnen und die Kosten richtig kalkulieren. Wenn zum einen der Preis für das Musterhaus wirklich günstig ist und zum anderen ein hohes Maß an Eigenleistung erbracht werden kann, kann der Kauf eines gebrauchten Musterhauses tatsächlich zum Schnäppchen werden.

Tipp: Entscheiden Sie sich dafür, ein gebrauchtes Fertighaus zu kaufen, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass Grundrisspläne und Montageanleitung Teil des Lieferumfangs sind.
Einfamilienhaus mit Garten © js-photo, stock.adobe.com
Kaufen Sie ein Musterhaus mit Grundstück, entspricht die Vorgehensweise der eines normalen Hauskaufs © js-photo, stock.adobe.com
Fokus „Modulhaus“
Fokus „Modulhaus“
Baustelle, Hausbau, Richtfest © DanBu.Berlin, stock.adobe.com
Wie lange dauert der Bau eines Fertighauses?

Fertighäuser ermöglichen eine fast gänzliche Unabhängigkeit von der Witterung beim Hausbau, Bauzeit und damit Einzugstermin sind sehr gut planbar. Generell… weiterlesen

Musterhaus kaufen und umziehen

Neben der Variante von Ab- und Wiederaufbau gibt es noch eine weitere Möglichkeit, ein Musterhaus günstig zu kaufen: Nämlich dann, wenn ein solches Haus einzeln steht und als Verkaufsbüro genutzt wurde. Dann handelt es sich nicht um einen Neubau, sondern um einen ganz normalen Hauskauf. Allerdings ist fraglich, ob eine eventuelle Einsparung die Nachteile, wie vielleicht einen unpassenden Standort oder ein nicht komplett auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse zugeschnittener Grundriss, das eher geringe Sparpotential aufwiegen.

Gebrauchte Fertighäuser sind rar

Ob es sich nun bei einem Musterhaus um ein Schnäppchen handelt oder nicht: Die Angebote sind rar. Zum einen gibt es nicht unbedingt eine große Menge an Fertighäusern, die von den Herstellern aus dem Musterhauspark ausgemustert werden, zum anderen haben in diesem Fall meist Betriebsangehörige Vorrang und kaufen gerne das Haus am Standort oder interessieren sich für den Ab- und Wiederaufbau. Das Know-How ist vorhanden, die Betriebsmitarbeiter kennen das System, können auf ein erfahrenes Montageteam zurückgreifen und auch die Logistik ist leichter zugänglich.

Bau von Fertighäusern © Zauberhut, stock.adobe.com
Das Fertighaus – wie viel kostet es wirklich?

Fertighäuser werden von den Anbietern meist mit Preisen versehen. Diese Preise sind nicht endgültig, denn Sie dürfen bei jedem Haus… weiterlesen

direkt an-
fordern

Hausbaukataloge
Finden Sie Ihr Traumhaus

Unverbindlich
Qualifizierte Anbieter
Kostenlos

Artikel teilen: