Dicht soll er sein, der Balkon. Sonst dringt Wasser in die Bausubstanz ein, und das tut keinem Haus auf die Dauer gut. Flüssigkunststoff ist ein bewährtes Material bei der Abdichtung. Warum das gut ist und wie es geht, das steht hier.
Flüssigkunststoffe wurden nicht für Balkone erfunden, sondern haben sich lange bei der Abdichtung von Flachdächern bewährt. Da lag es nahe, dies irgendwann auf Balkone und Terrassen zu übertragen. Dafür gibt es eine Reihe guter Gründe.
Viele gute Gründe für die Kunststoffabdichtung
Da ist beispielsweise die Aufbauhöhe. Man hat oft nicht viel Platz, zum Beispiel wegen der Unterkante der Eingangstür, und da ist es ein Vorteil, wenn man für die Abdichtung nicht mehr als ein paar Millimeter braucht. Zweitens gibt es ein paar anspruchsvolle Details wie Regenabläufe oder Geländerpfosten. Das sind die neuralgischen Punkte bei der Abdichtung, und hier lassen sich mit einer flüssigen Abdichtung, die jede Fuge überdeckt und selbst eine homogene Schicht bildet, die besten Ergebnisse erzielen.
Dazu kommt, dass Balkone erheblichen Temperaturschwankungen ausgesetzt sein können. Das Material arbeitet, es bilden sich Risse. Richtig verarbeitet, hält die Abdichtung mit Flüssigkunststoff dies alles aus, und das über viele Jahre. Eine flexible Lösung ist Flüssigkunststoff aber auch optisch – entweder kann man eine optisch attraktive oberste Schicht mit vielen Designmöglichkeiten auftragen, oder man bringt noch einen weiteren Belag auf. Dann erfüllt der Flüssigkunststoff nur den technischen Zweck der Abdichtung.
- Am besten bleibt man „im System“, das heißt, man beschafft alle notwendigen Komponenten vom selben Hersteller. Die sind dann genau aufeinander abgestimmt.
- Ein genaues Studium der Verarbeitungsweise ist bei Flüssigkunststoff besonders wichtig, denn die Hersteller machen unterschiedliche Vorgaben. Und an die sollte man sich halten.
- Bei Flüssigkunststoff hat man es mit einer tendenziell unangenehmen zähflüssigen Masse zu tun. Es empfiehlt sich, dünne Arbeitshandschuhe zu benutzen.
- Manche Materialien müssen aushärten, bevor die nächste Schicht aufgebracht werden kann. „In einem Rutsch“ kann man eine Balkonabdichtung also nicht erledigen.
Der erste Arbeitsschritt ist die Herstellung eines glatten Untergrundes. Oft müssen Fliesen oder andere Beläge entfernt werden, dann schleift man den Untergrund mit einem Winkelschleifer mit Diamantscheibe glatt. Ein Mundschutz empfiehlt sich, denn gelegentlich werden Klebstoffreste abgeschliffen, die einen ungesunden Staub ergeben können.
Sorgfalt ist Pflicht
Eventuelle Risse oder Löcher sollten dann mit einem Feinspachtel – der sollte im Außenbereich einsetzbar sein – verschlossen werden. Nach dem Aushärten werden diese Stellen noch einmal nachgeschliffen. Je sorgfältiger man für einen glatten Untergrund sorgt, je einfacher sind die weiteren Arbeitsschritte.
Bevor die erste Schicht aufgetragen werden kann, klebt man die Ränder mit PVC-Band ab. Das sorgt für saubere Übergänge und empfiehlt sich auch die Geländerpfosten und andere besondere Bauteile. Das beim Anstreichen übliche Krepp-Band ist nicht so gut geeignet, schon weil es zumeist sehr schmal ist.
Dann wird die Grundierung aufgetragen. Manche Hersteller kommen in ihren Systemen ohne Grundierung aus, bei manchen hängt dies auch vom darunterliegenden Material ab. Manche bieten Grundierungen aus zwei Komponenten an, die man vor der Verarbeitung mischen muss, andere sind gebrauchsfertig. Auf jeden Fall aber sind die Grundierungen recht dünnflüssig und lassen sich am besten mit einer Malerrolle auftragen. In den Ecken und an Durchlässen – überall, wo die Rolle nicht flächendeckend arbeitet – verwendet man einen Pinsel.
Dann wendet man sich dem Vlies zu, das in die Abdichtung eingearbeitet wird. Es soll verhindern, dass die Abdichtung Risse bekommt. Manche Hersteller erklären, ihr System brauche ein solches Vlies nicht. Andere sagen, wer auf Nummer sicher gehen wolle, baue ein solches Vlies ein.
Hat man sich für ein System mit Vlies entschieden, schneidet man sich jetzt alle Stücke zu, die für Kanten, Durchlässe und andere Details notwendig sind. Da der Flüssigkunststoff später zügig verarbeitet werden muss, ist es wichtig, diese Stücke vorher vorzubereiten. Denn manchmal ist es recht knifflig, wirklich ein passendes Stück hinzubekommen – da sollte kein Zeitdruck entstehen. Vlies lässt sich einfach mit einer gewöhnlichen Haushaltsschere schneiden.
Jetzt wird der Flüssigkunststoff aufgetragen. Auch diesen gibt es in zwei Komponenten und verarbeitungsfertig. Für das Auftragen kann man wieder einen Pinsel oder eine Rolle verwenden, aber auch eine Glättkelle. Los geht es mit den Kanten und Durchlässen. Dabei trägt man den Kunststoff auf, nimmt das vorbereitete Stück Vlies, tränkt es mit dem Flüssigkunststoff und drückt es in den aufgetragenen Kunststoff. Wichtig ist, dass es vollständig in die Kunststoffmasse integriert ist.
In gleicher Weise bearbeitet man nun die großen Flächen. Dabei kommt es schon darauf an, dass der Kunststoff über all etwa gleich stark aufgetragen wird. Vor diesem Arbeitsschritt sollte man sich gut überlegen, in welcher Reihenfolge man den Boden bedeckt – sonst hat man am Ende Flächen, die man nicht mehr erreicht, oder man steht in einer Ecke und gelangt nicht mehr trockenen Fußes vom Balkon.
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Nass in nass
Bis dahin sollte man etwa zwei Drittel der Gesamtmenge des Flüssigkunststoffes verarbeitet haben, der Rest wird dann gleich anschließend aufgetragen. Dabei wird „nass in nass“ gearbeitet, die erste Schicht darf also noch nicht durchgetrocknet sein. Eine Faustregel zum Materialbedarf: Insgesamt braucht man für eine zwei Millimeter starke Schicht übrigens etwa zwei Kilogramm Flüssigkunststoff pro Quadratmeter.
Bereits vor der Aufbringung des Flüssigkunststoffes muss die Entscheidung gefallen sein, ob der Balkon eine sichtbare Oberfläche aus Flüssigkunststoff haben soll, oder ob ein anderes Material den Vorzug bekommt. Ein Holzfußboden oder Fliesen kann zwar mit einem geeigneten Kleber auf den Flüssigkunststoff geklebt werden. Aus Gründen der Haftung empfiehlt es sich aber, den Flüssigkunststoff vor dem Aushärten mit Quarzsand zu bestreuten und nach dem Austrocken überflüssigen Sand abzusaugen.
Die Alternative ist, jetzt noch eine Nutzschicht mit Versiegelung aufzubringen. Diese sorgt vor allem dafür, dass Stuhlbeine und anderes die eigentliche Abdichtung nicht beschädigen. Erneut gibt es Material aus zwei Komponenten, aber auch gebrauchsfertige Stoffe. Sie werden wiederum mit Glättkelle oder Rolle aufgetragen. Hier kommt es wirklich darauf an, eine ganz glatte Oberfläche zu erreichen.
Dabei können verschiedene Materialien zur Oberflächengestaltung eingestreut werden, – wie genau, das ist wiederum von Hersteller zu Hersteller verschieden. Auf jeden Fall lassen sich auf diese Weise die unterschiedlichsten Farben und Designs realisieren. Die Zuschläge verbessern auch die Tritt- und Rutschsicherheit. Ratsam ist, die fertige Fläche noch etwas länger nicht betreten, als von den Herstellern angegeben – wer da einen Moment zu früh dran ist, riskiert ein Andenken auf dem Boden, das er bis zur nächsten Sanierung nicht mehr los wird.
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